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Zur Lage (75)

| 27. Oktober 2016 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 127, Zur Lage

Zahlreiche Entschuldigungen, viel Gutes über die Oststeiermark und ein ein oststeirisches Autohaus sowie die Erinnerung an ein Graffiti an einem Brückenpfeiler, kurz was übers Radio und gar nichts über Madonnas mündliche Offerte an Clinton-Wähler.

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Donald Trump. Um Gottes Willen, verzeihen Sie bitte vielmals, das ist mir jetzt so rausgerutscht. Ich wollte ganz sicher keine Gefühle von wem auch immer verletzen und distanziere mich vollinhaltlich und mit jeder Faser meines Seins von allen Fürchterlichkeiten, die der Unsagbare gesagt, gedacht und geschrieben hat.

Wechseln wir das Thema in die Oststeiermark. Die ist ja neben der Weststeiermark und dem Rest der bekannten Welt meine Lieblingsgegend. Nicht nur, weil ich dort geboren wurde – im wunderschönen Gleisdorf übrigens, ich grüße bei der Gelegenheit den Bürgermeister dieses herrlichen Städtchens –, nein, die Oststeiermark ist auch sonst einfach toll. Und erst die Oststeirerinnen, also ich sagen Ihnen, der Donald Trump, das wollen wir uns gar nicht ausmalen, wie sehr dem die Oststeirerinnen …

Jetzt ist es mir noch einmal passiert, ich entschuldige mich gleich noch einmal. Jedenfalls hat die Oststeiermark darüberhinaus wunderschöne Sachen zu bieten. Und natürlich auch klasse Unternehmen. Ich fahre etwa zweimal im Jahr nach Fehring zum Autohaus Kalcher. Weil ich den Berni Kalcher schon viel zu lange kennen darf und weil die eine Supertruppe sind. Im Notfall übrigens bringen die mir mein Auto sogar nach Graz. Gestern bin ich wieder einmal nach Fehring gefahren und habe da auf einem Brückenpfeiler irgendwo im tiefsten Oststeirischen eben eine so ansonsten von mir Reaktionär nicht so geschätzte »unbewilligte Beschriftung«, auch als »Graffiti« bekannt, entdeckt. Und sie aufs Erste nicht so recht verstanden: »Nichtgewählte Obkassierer« ist dort typographisch-künstlerisch gar nicht besonders ansprechend gestanden. Was meint das?, habe ich mir gedacht und so zwei, drei Kilometer weiter, dankenswerterweise nicht erst im Autohaus, hab ich mitten in einem Kreisverkehr dann einen kleinen Lachanfall zu überwinden gehabt: »Nicht Gewählte Obkassierer«, also N, G, O, also NGO, sprich Ähnntschioh! Sie verstehen? Na, ist das herrlich! Das hat mich so unterhalten, dass ich dieses »Graffiti« beim Zurückfahren aus Fehring natürlich sofort fotografiert hätte, wäre es mir nicht schon wieder entfallen gewesen. Aber so ist unsere Zeit, ungeheuer kurzlebig.

Und bei kurzlebig fällt mir Radio Helsinki ein. Das ist mein Lieblingsradiosender, den ich Ihnen schon in der 68. Lage im Februar letzten Jahres vorgestellt habe. Und den ich seitdem nicht mehr gehört habe. Bis heute in der Früh, wo mir beim Morgenjournaleinschalten leider die Hand ausgerutscht ist und ich den Sender damit verstellt habe. Da war dann Radio Helsinki plötzlich eingestellt. Und das war super. So super, dass ich meinen Frühstückstermin mit einem lieben Freund fast verpasst hätte; auch dafür darf ich mich hier jetzt bei Dir entschuldigen! Jedenfalls war da eine Sendung zu hören, in der es um das »Bedingungslose Grundeinkommen« gegangen ist; denke ich zumindest. Das ist ja ein Radio, wo Experten für alles und noch weniger das »Programm« machen und die sind natürlich nicht immer nur professionell in ihrer Simulation eines Radiosenders und können sicher ganz viel, nur halt mit der Artikulation tun sie sich ab und zu ein bisschen schwer; da wird die eine oder die andere segensreiche Botschaft halt schon einmal verschluckt. Ich als Weltmeister im Nichtkleinlichsein steh da selbsthörend drüber und bleibe schon lange genug auf Empfang, damit ich das verstehe. Das bedinungslose Grundeinkommen, das sei ja auch finanzierbar, hat mir Radio Helsinki versichert: »Man weiß ja auch, dass das bedingungslose Grundeinkommen finanzierbar ist.« Achja, genau.

Helsinki referenziert da offenbar wissentlich oder auch nicht, ist eh pipifax, auf den im letzten Editorial besprochenen Klappofrohm, der ja auch alles und noch mehr mit »zusätzlich gedrucktem Geld« finanzieren wird werden wollen. Oder so. Danach war übrigens dann noch eine Sendung, da musste ich ob der ausnehmend interessanten Einführung »dran bleiben«, da diskutierten einige LehrerInnen miteinander über das Allheilmittel »Bildung«. Es waren dann zwar nur Lehrerinnen, wiewohl das auch nicht überraschend, sind doch neben den RichterInnen auch LehrerInnen immer öfter weiblich in diesen Tagen. Ganz kurz zusammengefasst, also jetzt auf das Wesentliche reduziert, war der Konsens dieser »Diskussion« jener, allen jungen Menschen alle Bildungschancen offenzuhalten (Kann ich jederzeit unterschreiben!) und nach dem Besuch all dieser Bildungschancen, wie soll ich das jetzt schreiben, quasi »per Akklamation« den jungen Menschen dann auch alle Bildungszertifikate auszustellen, die es gibt und jemals geben könnte. Um der Chancengerechtigkeit genüge zu tun. (Da würde ich mir jetzt mit dem Unterschreiben etwas hoferartig – um Gottes Willen, jetzt hab ich den auch noch erwähnt, da freut es mich, ein so herzliches wie menschliches »Alexander Sascha Van Der Bellen« einfach so in den Absatz zu rammen! – zumindest etwas schwertun.)

Danach hab ich die Frequenz gewechselt. Und musste plötzlich an Arnold Schwarz- enegger denken. Wohlwahrscheinlich deswegen, weil der sich auch so ehrenhaft von dem Unsagbaren distanziert hat. Apropos Vergessen: Wie alt ist übrigens schnell das Kind seiner Putzfrau, die er geschwängert hat, als seine eigene Frau voll guter Hoffnung im Nebenzimmer gestrickt hat? Egal, er und Bill Clinton, der nie Sex mit Monica Lewinsky hatte, die beiden sind meine neuen Helden. Wobei, müssten die Zwei nicht gar auch dem Donald Trump imponieren? Ach, mit solch ketzerischen Fragen wollen wir hier nicht schließen, vergessen wir das alles und freuen wir uns, dass wir in so ehrlichen Zeiten leben.

Zur Lage #75, Fazit 127 (November 2016)

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