Anzeige
FazitOnline

Auch im Glashaus fliegen Steine

| 4. Oktober 2017 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 136, Fazitgespräch

Foto: Sabine Hoffmann

Obst- und Gemüsehändler Manfred Hohensinner produziert in Bad Blumau in einem Riesenglashaus Gemüse. Der Unternehmer über Handelsstruktur, Oligopole, sein Fastscheitern und Erfolge.

Das Gespräch führten Johannes Tandl und Volker Schögler.
Fotos von Sabine Hoffmann.

::: Hier im Printlayout online lesen

Manfred Hohensinner gilt als »Bauernrebell«, der schon früh den Wert von Regionalisierung und Rückverfolgbarkeit der Ware bis zum Bauern erkannt hat und mit Dörrobst und Obst- und Gemüsehandel groß geworden ist. Bevor er daranging, in Bad Blumau ein riesiges, 23 Hektar Ackerfläche umfassendes Glashaus zu bauen, in dem erstmals in Europa mit Hilfe von Geothermie (»Thermalwasserheizung«) ganzjährig Tomaten, Paprika und Gurken produziert werden können. Die Folge: viel Aufregung, massiver Widerstand und mediales Blätterrauschen, aber ein Großkonzern als Rückendeckung. Ein Zustandsbericht aus Eigentümersicht.

Schon während der Anfahrt zur Hohensinners Frutura GmbH nach Hartl in der Oststeiermark offenbart sich der Wohlstand, der in den letzten drei Dezennien diesem Teil der Region widerfahren ist. Schmucke Häuser säumen die schön ausgebauten Strassen, schlossartige Gehöfte von Obstbauern die Hänge der sanften Hügel: das Thermenland.

***

Herr Hohensinner, Sie sind Obst- und Gemüsehändler und produzieren in Blumau Glashausgemüse. Warum ist das, was Sie tun, so umstritten?
Als wir begonnen haben, war der ganze Obst- und Gemüsebereich in der Beschaffung von zwei Institutionen geprägt: von internationalen Agenturen und von Großhändlern oder Erzeugerorganisationen. Heute gibt es meines Wissens in Österreich keine einzige Obst- und Gemüseagentur mehr und die Zahl der Großhändler wird kleiner. Der Weg ist vom Handel praktisch direkt in die Produktion oder über Dienstleistungen gegangen. Da gibt es Verlierer und Gewinner. Und das sorgt für Verteilungskämpfe.

Wir erinnern uns an die spektakuläre Pleite der Steirerfrucht im Vorjahr. Was wurde daraus?
Das ist jetzt eine sogenannte einstufige Erzeugerorganisation, die weiterhin auf ihre Obstbauern und die entsprechenden Förderprogramme zugreifen kann.

Und sehen Sie darin eine Wettbewerbsverzerrung?
Da muss ich kurz auf Blumau zu sprechen kommen. Sie kennen aus den Medien die Widerstände gegen unser Projekt, dass die Grünen die Bürgerbewegung finanziert haben, Bundesminister Rupprechter sich gegen uns ausgesprochen hat und so weiter.

Waren die Bauern auch gegen Sie?
Der Herr Landeskammerrat Rauer (der in Blumau wohnhafte Bundesobmann des Gemüsebauverbands; Anmerkung der Redaktion) wollte sich zunächst bei uns beteiligen. Wir sind zwar nicht zusammengekommen, sind aber auch nicht im Streit geschieden. Dann auf einmal war das Projekt schlecht und es hieß, wir würden alle steirischen Bauern gefährden. Ein anderer Widerstand kam von Rogner (Therme Bad Blumau, Anmerkung), mit dem ich zuerst das Projekt zusammen machen wollte. Er behauptete auf einmal, dass wir das Wasser gefährden würden – wir kennen alle die Geschichte. Der Hauptwiderstand kam jedoch aus Wien aus Landwirtschaftskammer- und Genossenschaftskreisen, die das Gleiche machen wie wir, jedoch mit gasbeheizten Glashäusern. Erdgas hat gegenüber unserer Geothermie erhebliche Nachteile hinsichtlich Umwelt und Wärmelieferung. Daraufhin wurde die steirische Landwirtschaftskammer mobilisiert.

Und die Steirische Kammer hat sich instrumentalisieren lassen?
Ich glaube dem Herrn Rauer ist das gelegen gekommen. Es wurden Gutachten gegen uns erstellt und so weiter. Jedenfalls haben sich alle gegen uns gestellt und wollten das Projekt mit aller Gewalt verhindern, koste es was es wolle.

Aber Sie sind ja ebenfalls Bauer!
Wir haben bis dato auch keinen einzigen Cent an Förderungen für unsere Frutura-Thermal-Gemüsewelt in Blumau bekommen, investieren 54 Millionen Euro, schaffen 200 Arbeitsplätze, und Blumau ist nachweislich eines der innovativsten Gärtnereiprojekte Europas. Wir wurden ja auch dafür ausgezeichnet.

Wie lauten die konkreten Vorwürfe?
Ich bin gegeißelt worden, weil wir für Spar produzieren und ich mich daher an einen Großkonzern verkaufen würde. Und jetzt baut Herr Rauer, der Präsident von uns Gemüsebauern, ein Glashaus mit Sprossenproduktion und produziert für Rewe (die Konzernmutter von Billa, Merkur und Penny; Anmerkung) und Hofer. Ist das nicht das Gleiche, wofür ich gegeißelt worden bin?

Wie viel haben Sie bis jetzt in Blumau investiert?
Allein die Bohrungen haben 17 Millionen Euro gekostet. Damit stehen wir zurzeit bereits bei über 40 Millionen. Knapp 17 Hektar Glashaus sind bereits fertig, davon 4,5 Hektar für biologisch erzeugtes Gemüse. Im Endausbau werden es 23 Hektar sein.

Und wie sehr haben Ihnen die Widerstände persönlich zugesetzt?
Das war schwierig. Ich wäre fast zum Alkoholiker geworden. Allein bei den Geothermiebohrungen war das Risiko enorm und wir hatten mehr Glück als Verstand. Im Grunde war die Idee, selbst zu bohren, weil uns die Therme Blumau das überschüssige Wasser verweigerte, fast verantwortungslos. Die erste Bohrung um sieben Millionen Euro hat nicht den Erwartungen entsprochen, da sie zu wenig Schüttung hatte. Bei der zweiten Bohrung hatten wir dann eine gigantische Schüttung mit über 120 Grad heißem Wasser, mit dem wir jetzt die Glashäuser beheizen können. Auch bei der ersten Bohrung haben wir dann mit einer neuen Technologie äußerst erfolgreich nachgebohrt und somit können wir jeden Liter des entnommenen Wassers nach der thermischen Nutzung wieder in die Tiefe rückführen.

Wieso muss das Wasser wieder zurück? Machen das die Thermen auch?
Das war eine unserer Umweltauflagen, die Thermen entsorgen meines Wissens ihr Wasser.

Foto: Sabine HoffmannAlso funktioniert Ihre Geothermie wie geplant?
Ja, im Endausbau sparen wir dadurch im Vergleich zu mit Gas beheizten Glashäusern über 28.000 Tonnen Kohlendioxid und letztlich auch eine Millionen Lkw-Kilometer pro Jahr ein, wie uns sogar das Umweltbundesamt bescheinigt. Und die Geothermie hat noch einen weiteren Vorteil. Wir brauchen keine Fungizide etwa gegen Pilze und Krankheiten, denn wir können mit unserem Heizsystem die Glashaustemperatur ständig über dem Taupunkt halten. Damit vermeiden wir die Feuchtigkeitsbildung auf den Pflanzen – die Hauptursache für Pilzerkrankungen.

Und die anderen können das nicht?
Wenn wir mit Gas heizen müssten, könnten wir das auch nicht.

Aber brauchen wir überhaupt so viele Tomaten, wie Sie herstellen?
In Österreich werden 70 Prozent der Tomaten importiert und nachgefragt werden nicht die geschmacklosen »Wasserbomben«, sondern Spezialsorten, wie sie von uns produziert werden. Mit den Biotomaten sind wir bereits seit Sommer auf dem Markt. Die konventionelle Frucht hingegen wird erst angebaut und die erste Ernte wird bei uns rund um den 15. Dezember sein.

Die Spar-Organisation war immer Ihr Hauptabnehmer – der rote Faden in Ihrer Entwicklung?
Ja, und zwar von der Gründung bis heute.

Sie waren ja Milchbauer auf dem Rabenwald. Wie kommt man da zum Obst- und Gemüseanbau und zum Handel?
Mit meiner Zwölfhektarlandwirtschaft oben am Rabenwald war ich in der Rinder- und Milchwirtschaft nicht überlebensfähig. Also war ich in der Teppichbodenfabrik Durmont als Hilfsarbeiter tätig und dann elf Jahre als Lkw-Fahrer. 1997 wollte ich einen Milchstall für 50 Kühe bauen und habe eine Veranstaltung über Förderungen für Stallbauten besucht. Anschließend habe ich meinen jetzigen Partner, Hans Schwarzenhofer, näher kennengelernt, der so wie ich Dörrbirnen gemacht hat. Gemeinsam haben wir überlegt, dass das vielleicht zukunftsträchtiger sein könnte als die Milchwirtschaft.

Sie haben also mit Dörrobst begonnen?
Genau. Ich habe damals 15 Faxe an Bäckereien verschickt und eine hat geantwortet: die Firma Ölz. Und plötzlich hatte ich die Zusage für die Abnahme von 40 Tonnen Dörrobst; so habe ich von Milchviehstall auf eine Trocknungsanlage umgestellt und alle haben mich für verrückt erklärt. Dann habe ich nach einem Tipp bei Spar in Maria Saal angerufen und einfach gefragt, ob ich Muster von meinen Dörrbirnen schicken kann. Die haben wir in Zellophansäckchen verpackt, mit handgemalten Etiketten und färbigen Bändern – das war so blöd, dass es schon wieder gut war. Die haben lauthals über mich gelacht, aber meine Ware nach Wien in die Spar-Hauptzentrale geschickt. Und dort habe ich mit meinen Dörrbirnen eine nationale Listung bei der Spar Österreich bekommen!

Haben Sie sich auch um den Verkauf gekümmert?
Ich hatte ja keine Ahnung, wie der Handel funktioniert, und wollte von Spar ein Flugblatt für die Dörrbirnen, wurde aber aufgeklärt, dass das für ein Nischenprodukt nicht möglich sei, und finanziell konnten wir es uns auch nicht leisten. Aber ich hatte eine Idee. Wir Bauern haben 1995 im Zuge der Landesaustellung in Pöllau einen Hirschbirnenwandertag ins Leben gerufen, also war mein Vorschlag: Wenn Spar mir eine kleine Flugblattwerbung macht, dann veranstalte ich am Nationalfeiertag einen Spar-Wandertag. Wir machen den Dörrofen auf, die Leute sollen sehen, wie produziert wird, und wenn das Wetter schön ist, garantiere ich 10.000 Leute. Spar stieg auf den Deal ein. Tatsächlich kamen 15.000 Leute zum Wandertag und auf einmal waren wir mit unseren Dörrbirnen im Flugblatt.

Haben Sie jemals eine Förderung kassiert?
Wir haben bei einer Veranstaltung über Streuobstwiesen wegen einer 5-B-Förderung angefragt. Das ging aber nur zu dritt, so sind wir auf den Franz Städtler gekommen, seine Eltern haben auch Birnen getrocknet. Der Franz ist bis heute der dritte Eigentümer der Frutura. Die Förderung damals lag bei vielleicht 15.000 Schilling. Bei unserem Bau in Hartl haben wir dann auch EU-cofinanzierte Förderungen bekommen.

Sie haben früh begonnen, die Adressen der Bauern auf die Etiketten zu schreiben, sogar mit Fotos. Hat Spar eigentlich den Wert der Regionalität gleich erkannt?
Nein, was sie inspiriert hat, war eher die Frage: Wie ticken die Bauern eigentlich? Denn früher waren da nur entweder ein Großhändler oder eine Erzeugerorganisation, dahinter war kein Einblick möglich. Genauso war es auch bei »bio«, die Biobauern wurden alle als »Spinner« angesehen. Aber wir versuchten mit den Kunden gemeinsam alles transparent zu gestalten und die Produktion und die Region herauszustellen – der Konsument sollte doch wissen, wer hinter seinen Lebensmitteln steht. Ich traue mich zu sagen, dass ich von Hofer kontaktiert worden bin, und traue mich zu sagen, dass ich auch Hofer Österreich im Bio-Obst- und Gemüsebereich bis 2006 mitaufgebaut habe. Wir haben dann vom österreichischen Unternehmen Spar die Möglichkeit bekommen, uns weiter zu entwickeln. Diese Chance haben wir gerne wahrgenommen und sind sehr dankbar. Sie wissen eh, dass es in Österreich eine oligopolistisch konzentrierte Handelsstruktur gibt.

Wie meinen Sie das?
Dazu folgende Geschichte. 1999 haben wir die Dörrobstland GmbH gegründet und am Rabenwald eine kleine Halle gebaut. In kürzester Zeit hatten wir schon 28 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Es ist immer mehr geworden, aber wir hätten uns damals nie getraut, selbst eine größere Investition vorzunehmen. Da wurde ein Obstlager in Pischelsdorf vermietet und wir haben es blauäugig genommen. Dabei waren noch keine Verträge unterschrieben, aber wir hatten schon die Maschinen gekauft. Wir hatten mit Spar und Hofer fixe Abnehmer für unsere Produktion und konnten unseren Absatz so um 80 Prozent erweitern. und wir dachten »jetzt haben wir ja Platz« und das Thema »bio« hat richtig weggezogen.

Was hat das mit der österreichischen Handelsstruktur zu tun?
Im Juli 2003 bekam ich einen Anruf vom Vermieter. Mir wurde Folgendes gesagt: Wir können Ihnen das Lager in Pischelsdorf leider doch nicht vermieten, weil unser Hauptkunde das ablehnt. Ich musste 80 Prozent meines vereinbarten Geschäfts mit Spar und Hofer canceln. Für uns gab es nur zwei Möglichkeiten: Entweder aufhören oder wir machen eine Neuinvestition.

Also die klassische Philosophie: wachsen oder weichen.
Genau! Ich habe Spar und Hofer mein Leid geklagt, und Herr Wandl von Spar Österreich hat gesagt: Hohensinner, du hast immer so verrückte Ideen, du sitzt doch mitten im Apfelanbaugebiet Österreichs. »Ja, stimmt«, sag ich, »aber ich habe keine einzigen Vertragsbauern, weil die praktisch alle in anderen Erzeugerorganisationen drinnen sind.« »Macht nix«, sagt er, »Sie werden das schon machen – ich beauftrage Sie hiermit: Setzen Sie uns national ein Qualitätsapfelprojekt um.«

Das war ihre Rettung?
Na bumm, ich hatte eine Riesenfreude. Blauäugig ohne Ende rief ich die Vermarkterkollegen an, ob sie mir dafür ihre Äpfel liefern würden. »Ja, klar« wurde mir gesagt. Daraufhin haben wir 2002 die Frutura GmbH gegründet, als Tochter der Dörrobst GmbH. In Hartl war ein Gewerbegrund zu verkaufen, so sind wir hergekommen. Mit dieser Abnahmezusage von Spar haben wir drei Gesellschafter unsere Landwirtschaften eingesetzt. Die Erstinvestition von 4,5 Millionen Euro war daher kein Problem für uns – blauäugig und blöd, wie wir waren.

Was heißt »blauäugig und blöd«?
Am 5. Oktober 2004 haben wir eröffnet: Aber wir haben keinen einzigen steirischen Apfel bekommen! Die, die zugesagt haben, wurden verunsichert. Wir galten noch immer als Milchbauern, die nicht viel Ahnung von Äpfeln und noch dazu Schulden hatten wie der Hund Flöhe. So sind wir also ohne Äpfel dagestanden und waren dabei, Haus und Hof zu verlieren. Ich traue mich zu sagen: Wir haben alle drei »greart« (oststeirisch für geweint, Anmerkung).

Wie haben Sie trotzdem überlebt?
Ich habe mich an eine Italienerin erinnert, eine Sizilianerin, die von den Bauern in Sizilien erzählt hat. Und so haben wir von dort Südfrüchte und Gemüse importiert und Spar und Hofer sind mitgegangen, weil ich nie ein Geheimnis daraus gemacht habe, wer meine Bauern sind. Ohne Spar und Hofer würde es die Frutura nicht geben! Die sizilianischen Bauern haben uns das Überleben ermöglicht. Deshalb haben wir uns im Ausland so weiterentwickelt und mit der nächsten Erweiterung 2007 war es dann bei uns möglich, die ersten Regionalprojekte zu machen, wie die Kulmlandmarille, die oststeirische Herzkirsche und dann den Steiermark Genuss Apfel.

Und der Apfel funktioniert noch immer? Viele Bauern roden doch ihre Plantagen.
Der Apfel ist halt nicht mehr im Trend. Außerdem haben wir durch den Frost im Vorjahr und heuer eine schwierige Zeit. Wir versuchen gegenzusteuern mit Produkten wie Apfelsticks, Apfelchips, Apfelspritzer oder Apfelwedges. Das wird alles in der Obst- und Gemüseabteilung der Spar-Supermärkte verkauft. Und mit weiteren Aktivitäten, wie etwa den Genussapfellauf, ein Apfelpflückfest oder Steiermark Genussapfel-Botschafter wie Andreas Gabalier oder ÖSV-Athlet Paul Gerstgraser oder Weltrekordhalter Thomas Mauerhofer schaffen wir es. Heute beliefern uns 160 Obstbauern. Und wir geben ihnen praktisch eine Abnahmegarantie.

Foto: Sabine HoffmannUnd ein Genossenschaftseinstieg war nie ein Thema?
Ich war zweimal dabei – die haben uns immer gekündigt, ich gelte als Bauernrebell. Wir sind durch Nischenprodukte, durch den Biotrend und eine eigene Philosophie groß geworden. Die lautet: Was braucht der Konsument und Kunde? Und dann die Frage: Können wir das machen?

Und bei den Genossenschaften regieren Funktionäre und keine Unternehmer?
Das große Problem der heimischen Landwirtschaft ist folgendes: Wir produzieren sehr gerne das, was am leichtesten geht und wofür es die meisten Förderungen gibt. Erst dann schauen wir, ob das, was wir anbauen, auch irgendwer braucht. Die Grünland- und die Bergbauern nehme ich von dieser Haltung aus, weil die meist keine andere Möglichkeit haben, als Milchwirtschaft, Rinderzucht- und -mast zu betreiben. Aber in den Gunstlagen müssen wir doch schauen, welches Produkt wofür passt. Wir müssen viel intensiver nachdenken, was der Konsument benötigt, und nicht, was wie gefördert wird.

Und sie wissen, wie der Konsument tickt?
Unsere Kunden sind im urbanen Bereich zuhause und sie haben keine Ahnung wie Landwirtschaft funktioniert. Deshalb haben wir uns gesagt, wir brauchen eine Akademie. Daher haben wir die »Apfel/Obst- und Gemüseakademie« gegründet, mit 33 Referenten unter der Leitung von Primar Dr. Lindschinger. Dabei stehen neben der Warenkunde auch die Themen Ernährung, Umwelt und Motivation auf dem Lehrplan. Unsere Akademie in Bad Waltersdorf steht inzwischen für die Wissensvermittlung von der Produktion bis zum Konsumenten. Zielgruppe sind die Mitarbeiter im Handel, denen wir die entsprechenden Kenntnisse und Erfahrungen vermitteln. Bis jetzt sind wir Gott sei Dank immer von Spar ausgebucht.

Herr Hohensinner, vielen Dank für das Gespräch!

*

Manfred Hohensinner wurde 1963 als Bauernsohn im Rabenwald geboren. Er besuchte die landwirtschaftliche Fachschule Schielleiten und war Rinder- und Milchbauer, Fabriksarbeiter und Lkw-Fahrer. Seit 1999 produziert er Dörrobst, seit 2002 handelt er mit Frischobst. Hohensinner ist verheiratet und hat drei Kinder, die alle im Unternehmen mitarbeiten.

Die Frutura Vertriebs GmbH
wurde 2002 als Tochter der »Dörrobstland Vertriebs GmbH« gegründet und gehört jeweils zu einem Drittel Manfred Hohensinner, Johann Schwarzhofer und Franz Städtler. Ihr Sitz ist in Hartl bei Kaindorf. Zur Zeit werden mit 340 Mitarbeitern 270 Millionen Euro Umsatz erzielt. Insgesamt werden 130.000 Tonnen Obst und Gemüse vermarktet. Seit 2010 versorgt eine zentrale Bananenreifungsanlage Spar Österreich, seit heuer auch eine Exotenreifungsanlage (Avacados, Mangos). Seit 2014 Eigenproduktion von Kräutern in Stainz bei Straden.
2016 startete die Frutura Thermal-Gemüsewelt in Bad Blumau zunächst mit der Bioproduktion des Gemüses auf 4,5 Hektar; rund 18,5 Hektar sind für die konventionelle Produktion der Spezialtomaten, Spitzpaprika und Gurken ab Dezember vorgesehen. Mit Hilfe des Thermalwassers einer eigenen Geothermiebohrung wird das Glashaus mit einer Grundfläche von 23 Hektar auch in der kalten Jahreszeit erwärmt, was eine ganzjährige Produktion von bis zu 11.000 Tonnen Gemüse im Endausbau ermöglicht. frutura.com

Fazitgespräch, Fazit 136 (Oktober 2017), Fotos: Sabine Hoffmann

Kommentare

Antworten