Anzeige
FazitOnline

Gestalten statt verwalten

| 4. Oktober 2017 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 136, Kunst und Kultur

Foto: Teresa Rothwangl

Seit Mai dieses Jahres ist Christopher Drexler für Kulturangelegenheiten in der steirischen Landesregierung verantwortlich. Wir haben den Landesrat zu einem Gespräch zur Lage der Kultur in der Steiermark getroffen. Interview von Andreas Pankarter.

::: Hier im Printlayout online lesen

Wie legen Sie das Kulturressort an? Als Gestalter oder, wie Ihr Vorgänger, eher als Verwalter?
Ich möchte die Kulturpolitik ins Zentrum der Landespolitik richten. Über die Vergangenheit will ich nicht reden, aber Politik muss immer Entscheidungen treffen. Das Kulturförderungsgesetz sieht bekanntlich ein Kulturkuratorium als Fachbeirat vor. Da dessen Funktionsperiode gerade ausläuft, werde ich in den nächsten Wochen entsprechende Gespräche über die künftige Zusammensetzung führen.

Und wie verbindlich werden Sie es mit den Vorschlägen des Kulturkuratoriums halten?
Ich sehe das Kulturkuratorium als Entscheidungshilfe und bin für jeden guten Rat dankbar. Aber gegenüber dem Landtag und dem Rechnungshof trage ich als zuständiges Regierungsmitglied die Verantwortung. Ergo behalte ich mir natürlich vor, womöglich anders zu entscheiden, als das Kulturkuratorium vorschlägt.

Das Kulturbudget beträgt gerade einmal ein Prozent des Landeshaushalts. Wie kann die Kultur da im Zentrum der Landespolitik stehen?
Da ich in meinem Ressort 50 Prozent des steirischen Landeshaushalts verwalte, ist der Kulturbereich auch bei mir der finanziell kleinste. Bei allen bestehenden und weiteren Konsolidierungsanstrengungen werde ich daher alles unternehmen, um die Kultur weitgehend zu schonen.

Aber müssten die Mittel nicht sogar erhöht werden?
Es geht doch nicht allein ums Geld, sondern vor allem darum, die regionale, aber auch internationale Wahrnehmbarkeit für die Kunst und die Kulturschaffenden zu erhöhen.

Das Kulturbudget liegt bei 60 Millionen Euro. Die größten Ausgabeposten stehen mit dem Joanneum und den Bühnen fest. Dann gibt es noch die großen Festivals. Oberösterreich gibt 190 Millionen aus, Niederösterreich 130. Welchen Spielraum haben Sie da für Neues?
Die etablierten Institutionen wie die Theater Holding und das Universalmuseum Joanneum bilden mit Festivals wie der Styriarte oder dem Steirischen Herbst einen wesentlichen Teil unseres Kulturlebens. Daneben brauchen wir aber natürlich auch eine vitale freie Szene sowie regionale Projekte und Initiativen. Die Knappheit der Mittel ist ein immerwährender Rahmen der Kulturpolitik, der aber letztendlich zu einer vernünftigen Aufteilung der Mittel führt, die für alle akzeptabel ist.

Und an die Verteilungskämpfe haben Sie sich schon gewöhnt. Jedes Mal, wenn eine neue Idee präsentiert wird, heulen doch alle anderen auf, weil sie Angst um ihre Fördermittel haben?
Natürlich ist es schwierig, neue Ideen umzusetzen. Dazu werden wir zusätzliche Mittel benötigen. Wir haben im Regierungsübereinkommen unter dem Arbeitstitel »Steiermark Expo« ein neues Format vereinbart, das in die Fußstapfen von Landesaustellungen und Regionale treten soll. Abgesehen davon, dass mir dieser Name nicht gefällt, wird es aber wohl ganz etwas anderes werden. Es wird also die Frage zu stellen sein, ob die Landesregierung, die ein solch neues Projekt festgelegt hat, auch für die finanzielle Bedeckung sorgen wird.

Und wenn nicht?
Ich werde mich sicher nicht hinstellen und sagen: »Ich nehme eine Million von der freien Szene und je eine Million von Schauspielhaus und Oper und mache mit dem Geld etwas Neues.« Aber zuerst brauche ich ohnehin eine überzeugende Idee und ein überzeugendes Konzept für dieses neue Format. Erst dann begebe ich mich auf das »intergouvernementale« Fundraising.
Wie weit ist das Projekt »Steiermark-Expo« bereits fortgeschritten?
Es gibt Ideenstränge und Projektideen. Ich hoffe, dass wir um den Jahreswechsel ein überzeugendes Konzept vorstellen können. Zuvor muss ich jedoch selbst vollkommen überzeugt sein und noch ist der Diskussionsprozess nicht abgeschlossen. Ich muss mich ohne schlechtes Gewissen an die Finanzierung wagen können.

Sie scheinen viel Freude mit dem Kulturbereich zu haben. Wie weit ist der Weg vom Kulturinteressierten zum Experten?
Eines möchte ich jedenfalls: Sollte die steirische Volkspartei in der nächsten Legislaturperiode auch der Landesregierung angehören und sollte auch ich der steirischen Landesregierung angehören – für beides gibt es keine Garantie –, dann möchte ich in jedem Fall das Kulturressort verantworten. Ich glaube, dass man nur dann Nachhaltiges bewirken kann, wenn eine gewisse personelle Kontinuität in der Verantwortung besteht.

Wie theateraffin sind Sie und wie gefällt Ihnen die Performance des Schauspielhaus unter der neuen Intendantin?
Ich bin durchaus interessiert und wenn es sich ausgeht, gehe ich gerne ins Theater. Ich glaube, dass Frau Laufenberg einen sehr ambitionierten Plan für das Schauspielhaus hat. Sie setzt auf ein zukunftsorientiertes Programm und ich sehe den Entwicklungen mit großer Spannung entgegen. Natürlich kann ich nicht garantieren, dass ich mir bei meinem engen Zeitkorsett alle Premieren ansehen werde. Grundsätzlich ist es sehr schön, persönliche Interessen direkt zur dienstlichen Verpflichtung umwidmen zu können.

Und wie gerne gehen Sie in die Oper?
Die Oper bildet zugegebener Maßen nicht meinen Hauptfokus, aber auch sie findet mein Interesse. Ich habe selten ein Opernhaus gelangweilt verlassen. Mit der Intendantin habe ich erst unlängst ein ausführliches Gespräch geführt. Das Verhältnis zwischen der Oper und mir könnte ein sehr gutes werden.

Alles Kultur, Fazit 136 (Oktober 2017) – Foto: Teresa Rothwangl

Kommentare

Antworten