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Rampapapam und andere Geräusche!

| 30. November 2017 | Keine Kommentare
Kategorie: Da Wanko, Fazit 138

Fotos: Selfies

Tiefe Nacht und plötzlich macht es »Rapapapam!« Ein ohrenbetäubendes Geräusch, als ob der Teufel unter unserm Bett liegt oder zumindest unser Planet eine Öffnung auftat und mich hineinzog, dunkel, schwarz und irgendwie doch endgültig. Ich springe aus dem Bett und komme gerade noch mit dem Leben davon!

::: Text von Martin G. Wanko [Hier im Printlayout lesen.]

Dem Jüngsten Gericht gerade noch entronnen, werfe ich einen Blick unter das Bett und muss erkennen, dass sich hier keine Öffnung zum Erdmittelpunkt befindet, sondern dass bloß der Lattenrost den Geist aufgab. Drei nebeneinanderliegende Sprossen waren zugleich zu Boden gekracht, haben für den Mörderwirbel gesorgt und die Matratze zog es durch die Schwerkraft, die mein Allerwertester auslöste, so in ein Loch. Materialerweichung nennt man das und ich will mich da gar nicht aufregen. Fünfzehn Jahre hielten Rost und Bett. Vor fünfzehn Jahren, da war ich noch in Aufbruchsstimmung, die Ziele klar definiert und bereit, mich dafür einzusetzen. Alle Regler nach rechts und gemma! Jetzt, zum Glück nicht mehr ganz unten im Dschungel, bin ich noch immer in dieser Goldgräberstimmung, aber besser als Stagnation oder alles schon erreicht zu haben und tausend Mal besser als die Richtung würde nach unten zeigen, das kann und will man sich gar nicht vorstellen. Es lebe die Projektrolle, unter dem Arm geklemmt, die hält unsereins für immer jung und basta!

Wenn Sie diese Zeilen lesen, werden Sie wahrscheinlich an keinen Lattenrost denken wollen, sondern schon im Einkaufstrubel sein und diverse Geschenke für Ihre Liebsten aussuchen. Aber bitte keine Gutscheine. Gutscheine sind die Entschuldigung, an jemanden nur irgendwie gedacht zu haben, aber doch nicht genau. Gutscheine nehme ich maximal von Arnold Schwarzenegger an, weil der mich eben nicht so gut kennt. Aber Hauptsache, Sie schenken tolle Dinge und lassen sich beschenken! Weil irgendwann enden wir doch wie mein Lattenrost. Dem hat es die Silikonschlaufen weggerissen, muss ich nun mit meiner Stirnlampe feststellen, die ich trage, weil ich jetzt meine Frau mit zu hellem Licht nicht aufwecken will, ist ja noch Nacht, alles dunkel. Keine Sorge, zu Hause laufe ich sonst eher selten mit einer Stirnlampe herum.

Zugegeben, ich mache es meinen Mitmenschen mittlerweile einfacher, mich zu beschenken. Meine Tochter weiß, ich will etwas haben, was mit Kochen zu tun hat. In letzter Zeit sind es auch iPhone-Hüllen, die dem Gefühl nach schneller abgetragen sind, als es die Zeit erlauben sollte. Meine Frau weiß, ich stehe auf den Vienna City Marathon. Also Teilnahmegebühren, dazu das erwerbbare Leiberl und die Nächtigung machen ein schönes Weihnachtsgeschenk. Die Nächtigungen: Am besten die vom Marathon-Samstag bis zum Montag, weil dann meine Damen am Montag wunderbar nach Parndorf fahren können, um Fetzen zu schauen. Mir bleiben auf dem Heimweg die Winzer im Mittelburgenland. Das ist jetzt schon fast zu viel Klischee, oder? Die Frau kauft die Mode ein und der Mann räumt den Kofferraum voll Wein. Aber das ist nun einmal so, und Hauptsache jeder bekommt, was er will.

Bevor ich meine Leidenschaft fürs Laufen entdeckt habe, hat man mir schwer etwas zu Weihnachten schenken können. Meine jetzt nicht so tollen Antworten waren in der Art »Ich hab schon alles«, oder »es ist eh immer alles so teuer«. Natürlich für meine Frau voll abtörnend und zugegeben, ich hätte auch blöd geschaut, wenn ich am 24. nichts bekommen hätte.

Also, ein Tipp für den Mann: Suchen Sie sich ein Hobby, in dem Sie sich unendlich beschenken lassen können. Das macht es der Frau um vieles leichter und Sie haben mit dem Geschenk Spaß. Dazu der Tipp für die Frau: Seien Sie ideenreich, kreativ, offerieren Sie ihrem Mann eine neue Welt, in der es nur so von Geschenkideen wimmelt! Was jetzt schon wie eine TV-Werbesendung im Einkaufszentrum klingt, ist mein bitterer Ernst, während ich noch immer den Lattenrost begutachte, den wir uns in der jugendlichen Aufbruchsstimmung besorgten, im großen Glauben, die Unendlichkeit des Lebens werde niemals endlich sein. Jetzt, in der Morgendämmerung kommt der wahre Schaden zum Vorschein: Die Silikonhalfter sind durchrissen, die Latten eher schon platt als gebogen und die Matratze ist wohl das nächste Objekt, das gehen muss – na ja, so wird es uns wohl auch einmal ergehen, sage ich jetzt überhaupt nicht weihnachtlich. Also lassen Sie sich beschenken und schenken auch Sie anständige Sachen und vor allem genießen Sie es, das Leben ist bekanntlich kurz genug, mein Lattenrost kann ein Lied davon singen: »Rapapapam!« Ihr werter G Punkt.

Martin G. Wanko (47) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

Da Wanko, Fazit 138 (Dezember 2017), Fotos: Selfies

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