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Die Kulturarbeiterin

| 4. Oktober 2018 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 146, Fazitbegegnung

Foto: Sabine Hoffmann

Das Greith-Haus in der Südweststeiermark hat zwei Jahre vor seinem 20jährigen Jubiläum mit Isabella Holzmann eine neue Leiterin bekommen. Die erfahrene Kulturmanagerin übernimmt damit ein Haus in der »Peripherie«, das auch Gäste von weiter her und aus dem urbanen Raum anzieht – was einerseits an der ansprechenden Programmgestaltung liegt, aber auch an Charme und Reiz des Syzskowitz-Kowalski-Baus mitten im Ort St. Ulrich im Greith.

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Und wohl auch an der Gründungsgeschichte, die auf den Schriftsteller Gerhard Roth zurückgeht, der seit vielen Jahren einen bauernhäuslichen Wohnsitz in der Nähe und eine natürliche Anziehungskraft für Künstler aus der Ferne hat. Das Greith-Haus ist ja auch dafür bekannt, seine Besucher immer wieder mit klingenden Namen anlocken zu können, allein heuer etwa mit Klaus-Maria Brandauer, Gerhard Haderer, Andreas Vitasek, Nicholas Ofczarek oder Herbert Prohaska.

Isabella Holzmann verfügt neben ihrem umfangreichen Netzwerk in der kulturellen Landschaft über einen weiteren Vorteil: Als (Mit-)Erfinderin und Obfraustellvertreterin des Vereins »LeibnitzKULT« kennt und schätzt die gebürtige Tirolerin Mentalität und Qualität in der Peripherie, sprich am Land. Tatsächlich wurde sie regelrecht abgeworben und hat ihre Funktion bei »LeibnitzKULT« in Absprache mit Vereinsobfrau Helga Sams, die mittlerweile auch Vizebürgermeisterin von Leibnitz ist, zurückgelegt. Was ihr nicht ganz leicht gefallen ist, hat sie doch das Kulturprogramm in der Bezirksstadt Leibnitz seit 2013 maßgeblich mitgestaltet. »Aber das wäre alles zuviel geworden«, gibt sie zu bedenken. Um im gleichen Atemzug anzumerken, dass sie das Jazzfestival Leibnitz weiterhin organisieren wird. Kein Wunder, ist Leibnitz unter der künstlerischen Leitung von Otmar Klammer doch dabei, sich als Fixpunkt der heimischen Jazzfestival-Szene zu etablieren. Im sechsten Jahr seines Bestehens warten zwischen 27. und 30. September wieder einige Jazz-Gustostückerl auf das Publikum in der Südsteiermark.

»Wenn man von Kulturarbeit leben will, muss man viel machen«, erläutert Isabella Holzmann, angesprochen auf ihre weiteren Aktivitäten in der eigenen Agentur (Tagungen, PR und Öffentlichkeitsarbeit, Projekt- und Veranstaltungsmanagement, wie eben etwa für das Jazzfestival Leibnitz) oder mit dem Verein »culture unlimited« (»Hunger auf Kunst und Kultur« beziehungsweise »Kulturpass Steiermark«) und seit heuer im Kulturkuratorium des Landes Steiermark. Die Vielbeschäftigte hat im Übrigen zwei Seiten: Aus Gründen der Begabung hat sie Technische Mathematik und ein Fächerbündel bis zur Diplomprüfung studiert, ihr Herz aber schon in jungen Jahren an die Geisteswissenschaften verloren. Ein gewonnener Italienischwettbewerb an der Schule verschaffte ihr einen Florenz-Aufenthalt, Übersetzerjobs führten sie in den Kulturbetrieb, in die Theaterpädagogik, in die Mediation und schließlich in die Erwachsenenbildung nach Leibnitz, wo sie »LeibnitzKULT« aus der Taufe hob.

Im Greith-Haus wird ihre Handschrift erst ab 2020 zu erkennen sein, sie verrät aber immerhin, dass die »Burgschauspieler-Schiene« beibehalten werden soll. Dazu ein Tipp: Einen Film-abend (»Toni Erdmann«) und ein Bühnengespräch mit Peter Simonischek gibt es am 6. Oktober, 18 Uhr.

Isabella Holzmann kam 1965 in Innsbruck zur Welt und verdiente sich ihr erstes Geld als Schilehrerin in Igls und den USA. Die Mutter von zwei Töchtern betreibt in Graz eine Agentur für Kunst, Kultur und Kommunikation und den Verein »culture unlimited«, der über den »Kulturpass Steiermark« Kunst und Kultur auch in die Reichweite von sozialen Randgruppen bringen will. Ab 2013 »LeibnitzKULT«, ab 1. September 2018 kaufmännische und künstlerische Leitung des Greith-Hauses.

Fazitbegegnung, Fazit 146 (Oktober 2018) – Foto: Sabine Hoffmann

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