Tandl macht Schluss (Fazit 213)
Johannes Tandl | 17. Juni 2025 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 213, Schlusspunkt
Zuwanderung braucht ein Ziel. Nicht Naivität. Seit den Flüchtlingswellen ab 2015 hat Österreich über 250.000 Asylanträge verzeichnet. Damit einher ging ein spürbarer negativer Effekt auf die Sozialsysteme und besonders auf das Gesundheitssystem. Asylwerber haben natürlich Anspruch auf medizinische Grundversorgung, die über öffentliche Mittel finanziert wird – ebenso auf notwendige Behandlungen im Akutfall oder bei chronischen Erkrankungen.
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Auch nach der Asylanerkennung bleibt die finanzielle Belastung zunächst bestehen, denn viele anerkannte Flüchtlinge sind in den ersten Jahren weder voll in den Arbeitsmarkt integriert noch in der Lage, kostendeckende Beiträge zur Krankenversicherung zu leisten. Besonders gefordert sind Spitalsambulanzen in urbanen Gebieten. Gleichzeitig sind Gesundheitsleistungen ein wesentlicher Baustein der Integration – sie stärken individuelle Stabilität und gesellschaftliche Teilhabe. Langfristig hängt der Integrationserfolg davon ab, wie gut Bildung, Arbeitsmarkt und Gesundheitsvorsorge zusammenspielen. Ganz Europa muss sich der unbequemen Wahrheit stellen, dass Migration ein dauerhaftes Strukturmerkmal moderner, freier Demokratien geworden ist. Und auch, dass nicht jede Migration ein Gewinn für die Gesellschaft ist. Während qualifizierte Arbeitsmigration angesichts der demografischen Krise dringend notwendig ist, gefährdet unkontrollierte Armuts- und Bildungsmigration langfristig die Stabilität unserer Sozial- und Bildungssysteme. Der oft zitierte Satz von Max Frisch – »Wir riefen Arbeitskräfte, und es kamen Menschen« – klingt empathisch, verschleiert aber ein zentrales Problem: Menschen, die ohne ausreichende Qualifikation und ohne Bereitschaft zur Integration kommen, belasten jene Systeme, auf die sie angewiesen sind, anstatt sie zu stärken. Einwanderung in prekären sozialen Lagen erzeugt nicht nur Bildungsungleichheit, sondern verstetigt sie. Und das, obwohl Bildung als Schlüssel zur Integration gilt.
Die Realität ist ernüchternd: Kinder aus migrantischen Familien schneiden europaweit in Kernkompetenzen wie Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften wesentlich schlechter ab als einheimische Kinder – unabhängig vom sozialen Status. Es gibt also eine migrationsspezifische Bildungsbenachteiligung, die sich durch fehlende Sprachkompetenz, mangelnde frühkindliche Förderung und geringe Bildungsaspirationen im Elternhaus erklärt. Wer die Sprache des Landes nicht spricht und aus bildungsfernen Milieus kommt, wird auch durch das beste Schulsystem der Welt nicht zum »High Performer« – eigentlich eine unglaubliche Vergeudung von Talenten, die durch die Überlastung der Systeme hervorgerufen ist.
Noch gravierender ist: Die strukturelle Überforderung führt dazu, dass sich soziale Spannungen und Integrationsdefizite in jenen Stadtteilen bündeln, in denen Bildungsbenachteiligung und Wohnsegregation zusammenfallen. Das Ergebnis: sogenannte »Brennpunktschulen«, die nicht per se schlecht wären, wären dort nicht ausgerechnet auch noch die unerfahrensten Lehrkräfte konzentriert. Durch die frühe Bildungsselektion erhöhen sich zweifellos die Chancen derjenigen, die es auf anspruchsvollere Schulen wie die Gymnasien schaffen. Gleichzeitig werden Zehnjährige mit Sprachdefiziten – also Migrantenkinder – in weniger anspruchsvolle Bildungswege gedrängt. Auch so verschwenden wir Potenziale. Ambitionierte Kinder aus Einwandererfamilien scheitern nicht nur an ihrem eigenen Umfeld, sondern nicht selten an institutionellen Hürden und impliziten Vorurteilen.
Das größte Problem der Migration ist die große Zahl derjenigen, die irgendwie zu uns gekommen sind, ohne die Voraussetzungen für die Schaffung der eigenen Lebensgrundlagen jemals erreichen zu können. Es muss endlich wieder außer Streit gestellt werden, dass der Zuzug in die Sozialsysteme kein Menschenrecht ist; und auch, dass Integration keine Einbahnstraße ist, sondern aus Geben und Nehmen besteht. Migration muss daher Sprachkompetenz voraussetzen und sich auf jene beschränken, die Bildungsbereitschaft und Arbeitsfähigkeit mitbringen.
Ohne diese Klarheit droht aus dem humanistischen Versprechen der Chancengleichheit eine kostspielige Illusion zu werden – mit jenen fatalen Folgen für Wirtschaft, Bildung, Gesundheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt, die sich seit Jahren bei uns abzeichnen.
Tandl macht Schluss! Fazit 213 (Juni 2025)
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