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Uni Graz im Umbruch

| 26. November 2012 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 88

Als größte Universität der Steiermark bildet die Karl-Franzens-Universität den Kern des steirischen Bildungs- und Innovationsstandortes. Um diese Aufgabe zu erfüllen, braucht die Universität jedoch mehr Infrastruktur und Geld. Die Verhandlungen darüber laufen gerade, erklärt Rektorin Christa Neuper. Die Universität selbst befindet sich im Umbruch, ein Entwicklungsplan wurde erarbeitet.

Die Karl-Franzens-Universität ist mit ihrer 427 Jahre langen Geschichte nicht nur die älteste Universität der Steiermark, sondern mit mehr als 30.000 Studenten auch die größte. Somit stellt die Universität den Kern für den Innovationsstandort Steiermark. Eine Verantwortung, die Rektorin Christa Neuper gerne übernimmt: „Unsere Universität ist, wie alle anderen Universitäten, ein großer Faktor für den Standort Steiermark. Das ist auch eine große Herausforderung, weil wir uns immer weiterentwickeln müssen.“

Drittmittel nur begrenzt möglich
Doch dafür braucht es Geld und wie alle Universitäten kämpft auch die Universität Graz ums Budget. 184,4 Millionen Euro stehen derzeit zur Verfügung, ein wesentlicher Teil davon sind  Drittmitteln, meist Forschungsprojekte aus dem naturwissenschaftlichen Bereich. Die Drittmittel sind in der Geisteswissenschaft, wo es kaum Kooperationen mit der Privatwirtschaft gibt, nicht gerade üppig gesät. Eine rein durch Drittmittel gestützte Forschung ist bei einer breit aufgestellten Universität, wie der Karl-Franzens-Universität mit sechs Fakultäten, kaum möglich. Wesentlich sei es hier, auch Förderungen von der EU zu holen. Die Steiermark sei hier aber ohnehin gut unterwegs, so Neuper: „Die Situation ist nicht einfach, aber auch die Verhandlungen mit dem Wissenschaftsministerium laufen gerade. Wir wollen mehr Stellen für den wissenschaftlichen Mittelbau.“ Ein Innovationsstandort wie die Steiermark könne nur mit jungen Menschen funktionieren und junge Wissenschaftler würden Karriereobjektive brauchen. Deshalb sei es ihr auch ein Anliegen, mehr international zu agieren, versichert Neuper.

Die Lehre dürfe aber nicht leiden, sagt Christa Neuper: „Wir vertreten die forschungsgeleitete Lehre. So können die Studenten auch von Drittmittelprojekten profitieren, da sie dort ihre Arbeiten schreiben können und in die Forschung eingebunden werden.“

Verwaltungsprozesse vereinfachen
Aber auch strukturell stehen an der Uni Graz große Brocken an. Die Rektorin ist seit einem Jahr im Amt und hat sich für ihre Amtszeit große Ziele gesteckt: „Funktioniert nicht gibt es momentan noch nicht. Die Möglichkeiten sind zwar nicht rosig, aber ich glaube schon, dass man einiges verändern kann.“ Deshalb wurde ein neuer Entwicklungsplan aufgesetzt. Umgesetzt werden kann er freilich nur mit den entsprechenden finanziellen Mitteln. Eine Vereinfachung der Verwaltungsprozesse wurde aber schon in Angriff genommen. „Da haben viele gesagt, dass man hier nichts ändern könne. Ich glaube aber, dass wir auf einem guten Weg sind“, gibt sich Neuper kämpferisch. Auch die Kooperationen, zum Beispiel im NAWI Graz und im biomedizinischen Bereich, sollen zu einer besseren Effizienz führen und Synergien schaffen. Diese Erfolgsprojekte steigern auch die internationale Konkurrenzfähigkeit, da Spitzenforscher sich das Umfeld der Universitäten sehr genau anschauen würden, weiß Neuper. Deshalb sollen diese Kooperationen am steirischen Standort weiter ausgebaut und institutionalisiert werden.

Für Zugangsbeschränkungen
Doch bei der Kapazität der Universität sieht Neuper in manchen Bereichen die Grenze erreicht. Die Studienbedingungen würden sich durch Zugangsbeschränkungen leicht verbessern lassen, ist sie überzeugt: „Wir brauchen eine Kapazitätsorientierung an den Unis. Es kann nicht sein, dass man alle Studierenden nehmen muss und die Finanzierung nicht entsprechend aufgestellt ist. An der Psychologie haben sich mit der Zugangsbeschränkung sehr viele positive Effekte für die Studierenden ergeben. Die Wartezeiten sind deutlich kürzer geworden.“ Eine Zugangsregelung brauche aber eine österreichweit koordinierte Vorgehensweise. In der Lehre müssen sich die Betreuungsverhältnisse auch bei der Universität Graz deutlich bessern. „Hier haben wir nicht nur bei den Massenfächern, sondern auch bei den Laborfächern großen Bedarf. Wir brauchen mehr Laborplätze“, zeigt Neuper auf. Diese müssen finanziert werden und daher hat Neuper bei den Studiengebühren einen pragmatischen Zugang: „Ich denke, moderate Studiengebühren bei einem entsprechenden Stipendiensystem sind durchaus sinnvoll. Dafür braucht es aber Rechtssicherheit.“ Die drei Millionen Euro aus den Studiengebühren würde die Universität dringend benötigen, versichert die Rektorin.

Universität Graz gut aufgestellt
Mit dem steirischen Forschungsstandort ist Neuper aber sehr zufrieden: „Wir sind mit der Steirischen Hochschulkonferenz sehr gut eingebunden. Der Kontakt mit den zuständigen Ressorts bei Stadt und Land funktioniert sehr gut und wir haben ein sehr kommunikatives Klima. Das zeigen die zahlreichen gemeinsamen Projekte. Auch in der strategischen Ausrichtung sind wir sehr gut eingebunden.“

Thematisch sieht Neuper die Universität Graz sehr gut aufgestellt: „Nicht nur unsere Techniker und Naturwissenschaftler werden gebraucht. Wenn man verfolgt, wo die Absolventen aus den geisteswissenschaftlichen Studien tätig sind, merkt man, dass breit gefasste und flexible Studien immer gefragter werden.“ Gerade die Fähigkeit, interdisziplinär zu arbeiten, werde in den kommenden Jahren immer wichtiger, ist sie überzeugt. Ein großer Pluspunkt für die Universität Graz, wo sechs Fakultäten unter einem Dach forschen und lehren.

::: Hier können Sie den Text online im Printlayout lesen: LINK

Serie Steirische Hochschulen – Fazit 88 (Dezember 2012)

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