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Tandl macht Schluss

| 20. Februar 2013 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 90, Schlusspunkt

Die Voestalpine geht nach Nordamerika. Geplant ist vorläufig ein Werk, in dem  Roherz mit Hilfe von Erdgas in hochwertiges Eisenkonzentrat verwandelt wird. Mit reduziertem Eisenerz  kann man nämlich auch ohne die Beigabe von mittlerweile extrem teurem Qualitätsschrott hochwertigen Stahl erzeugen.

Die Hälfte dieses Eisenkonzentrats soll in der Folge nach Linz exportiert werden. Die andere Hälfte will man auf dem Weltmarkt verkaufen. Die Manager des größten österreichischen Industrieunternehmens machen aber keinen Hehl daraus, dass es ihnen in Österreich derzeit nicht gerade leicht gemacht wird, im Grundstoffbereich zu investieren. Das EU-Klimaregime zwingt sie nämlich dazu, auch für das aus chemischen Gründen anfallende CO2 teure Zertifikate zu kaufen. Dabei hat dieses CO2 nichts mit Energieverschwendung oder dem übermäßigen Einsatz fossiler Energieträger zu tun.

Dass der Klimawandel ein Thema ist, wird auch von keinem europäischer Stahlkocher bestritten. Daher schlug etwa die Industriellenvereinigung bereits vor Jahren ein Anreizsystem vor, das die jeweils energieeffizienteste und damit CO2-sparendste Technologie von der CO2-Abgabe befreit. Das hätte den Effekt gehabt, dass die Unternehmen einen zusätzlichen Anreiz haben, ihre Anlagen auf dem höchstmöglichen Effizienzniveau zu halten. Denn Investitionen in eine höhere Energieeffizienz würden sich wesentlich schneller rechnen als derzeit.
Doch die Politik hatte mit der CO2-Abgabe offensichtlich anderes im Sinn. Anstatt sinnvolle Lenkungseffekte in Richtung  CO2-Einsparung auszulösen, wollte man bei der Industrie abkassieren.

Und so wird die Wirtschaft nicht nur für jenes CO2 bestraft, dass deswegen entsteht, weil Energie verschwendet wird, sondern dafür, dass sie unverzichtbare Erzeugnisse wie auch Stahl herstellt.
Die USA haben sich diesem unvernünftigen CO2-Regime, das Klimaschutz eher verhindert als unterstützt,  nie unterworfen. Gleichzeitig hat man mit der Fracking-Technologie völlig neue Gas- und Ölvorkommen erschlossen, die schon heute dafür sorgen, dass die Gaspreise in Nordamerika bei nur etwa 25 Prozent von dem liegen, was wir in Österreich für russisches Erdgas bezahlen müssen. Der Gasboom führt aber auch dazu, dass in den USA die Stromerzeugung derzeit weitgehend von Kohle- und Ölkraftwerken auf moderne Gasturbinen umgestellt wird. Das gleiche gilt für die Schifffahrt. Alte, mit schwerem Heizöl betriebene Schiffsmotoren werden durch Gasmotoren ersetzt. Damit werden wesentlich bessere Effekte auf die CO2-Emmissionen erzielt, als Brüssel mit seinem Regulierungseifer je erreichen wird.

Doch zurück nach Österreich. Bei energieintensiven Produktionsbereichen wie der Stahlerzeugung beträgt der Energiekostenanteil 15 Prozent der Gesamtkosten. Allein der niedrigere Gaspreis in Nordamerika führt also zu einem Kostenvorteil von über zehn Prozent. Dazu kommen die Einsparungen durch den Wegfall der CO2-Zertifikate.
Amerika hat längst mit seiner Reindustrialisierung begonnen. Produktionsbetriebe werden aus Europa abgeworben. Die entsprechenden Warnungen der Industrie verhallen in Brüssel jedoch ungehört. Der EU-Kommission fehlt der Mut, sich mit Fracking als alternative Gasfördertechnologie auch für Europa auseinanderzusetzen. Und auch das unsinnige CO2-Zertifizierungssystem wird aufrechterhalten, obwohl längst klar geworden ist, dass es dazu beiträgt, täglich hunderte wertvolle Industriejobs aus Europa abzuziehen.

Angesichts dieser Umstände muss sich die Politik die Frage gefallen lassen, was ihr die Industrie angetan hat, dass sie unbedingt vertrieben werden muss. Innerhalb der EU haben aktuell Deutschland und Finnland eine Industriequote von über 20 Prozent, Österreich liegt bei 19 Prozent, Frankreich und Spanien bei zwölf und Griechenland bei gerade einmal acht Prozent. Die letzten Jahre haben klar gezeigt, dass es jenen Ländern, die ihre industrielle Wertschöpfung nicht vernachlässigt haben, wesentlich besser gelungen ist, durch die Krise zu kommen, als andere.

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Tandl macht Schluss! Fazit 90, (März 2013)

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