Anzeige
FazitOnline

Zum Thema (Fazit 93)

| 29. Mai 2013 | 1 Kommentar
Kategorie: Fazit 93, Fazitthema

Wer ist hier der Steuerbetrüger? Dass ein Gemeinwohl auf solidarische Finanzierung angewiesen ist, liegt auf der Hand. Auch dass jene, die mehr haben, mehr beitragen müssen, ist logisch. Darüber hinaus gibt es bei zahlreichen staatlichen Leistungen soziale Staffelungen. Österreich hat inzwischen eine Rekordabgabenquote von 44 Prozent. Arbeit wird unter Hinzurechnung der Sozialabgaben mit über 50 Prozent besteuert! Der Aufklärer Montesquieu schreibt in »Vom Geist der Gesetze« zum Thema Steuern folgendes: »Die Wirkung übermäßiger Besteuerung ist, dass die Freiheit ihrerseits die Knechtschaft hervorbringt, und die Wirkung der Knechtschaft ist die Verminderung der Steuereinnahmen.« Auf gut Deutsch: Je höher die Steuersätze, desto geringer die Abgabeneinnahmen, weil es sich für die Steuerpflichtigen entweder nicht mehr lohnt, für so wenig netto zu arbeiten, oder weil sie Mittel und Wege finden, sich auf Kosten des Fiskus etwas dazuzuverdienen. Wer kennt aus Preisverhandlungen mit dem Handwerker, Zahnarzt oder Dienstleistern nicht den Satz: »Wenn Sie keine Rechnung brauchen, kann ich das günstiger machen!« Was Montesquieu beschrieben hat, hat der US-Ökonom Arthur Laffer in den 1970er Jahren in seiner Laffer-Kurve dargestellt. Sie bildete die Basis für die Steuersenkungen von Ronald Reagan, bekannt als »Reaganomics«, die zu einer Reduktion des US-Spitzensteuersatzes von 70 auf 30 Prozent geführt haben.

Neben der Höhe der Steuersätze gibt es aber noch einen anderen Grund, der viele Bürger dazu treibt, ihr Geld zu verstecken. Sie wollen mit ihren Einkommen nicht länger Ineffizienz, Verschwendung und Korruption finanzieren. Dass ein Staat seine Bürger dazu zwingt, für Dinge zu bezahlen, die diese nicht mit ihren Steuern finanzieren wollen, ist nichts Neues, sondern Ergebnis eines demokratischen Prozesses. Doch mit welchem Recht dürfen Politiker Milliardengeschenke für ihre jeweiligen Klientelen beschließen und gleichzeitig jene Menschen kriminalisieren, die versuchen, ihre Einkommen vor dem Zugriff des Staates in Sicherheit zu bringen?

Wie asozial ist ein »Häuslbauer«, der seinen Traum vom Eigenheim zu verwirklichen versucht, indem er den einen oder anderen Handwerker »schwarz« beschäftigt? Ist nicht die maßlose Geldverschwendung der öffentlichen Hand das wesentlich schlimmere Verbrechen? Warum landet ein Manager, der sein Unternehmen mutwillig schädigt, vor dem Richter und ein Minister, der hingegen 4,5 Millionen der öffentlichen Hand für einen Internetauftritt ausgibt, denkt nicht einmal an Rücktritt? Wer ist nun der Steuerbetrüger? Jemand, der keine (oder weniger) Steuern bezahlt, oder derjenige, der ihm anvertrautes Steuergeld verschwenderisch oder gar fahrlässig verwendet?

::: Hier können Sie den Text online im Printlayout lesen: LINK

Zum Thema, Fazit 93 (Juni 2013)

Kommentare

Eine Antwort zu “Zum Thema (Fazit 93)”

  1. Jörg Krobath
    3. Juni 2013 @ 15:40

    Sehr geehrter Herr Tandl,

    ich habe ihren Artikel im FAZIT gelesen und finde ihren Artikel sehr gut.
    Er sollte jedoch keine Aufforderung sein, dass Steuersünder Steuern hinterziehen, sondern Politiker bessere Rahmenbedingungen schaffen!

    mfg

    Jörg Krobath

Antworten