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Auf geht’s! Lernen!

| 31. März 2019 | Keine Kommentare
Kategorie: Da Wanko, Fazit 151

Foto: Martin G. Wanko

Alle Jahre wieder werden diverse Umfragen von Nachhilfeinstituten veröffentlicht, die uns mitteilen, dass unsere Schüler mit der Schule unzufrieden sind, vor allem mit den angebotenen Gegenständen.ist sicher ein anderes Kaliber. Aber trotzdem, nichtsahnend laufe ich die Mur entlang, Richtung Augarten, alles gut und plötzlich stehe ich auf beiden Seiten vor Gittern.

::: Text von Martin G. Wanko [Hier im Printlayout lesen.]

Sie hätten lieber lebensnahe Gegenstände, also weniger Mathematik und Physik, dafür wollen sie lernen, wie sie mit ihrem Taschengeld auskommen können oder wie man ein Wienerschnitzel zubereitet. Zum einen gibt es tatsächlich Schultypen, an denen man Kochen lernen kann, aber jetzt nicht so als Gaudi-Fach, sondern als Gegenstand, mit dem man danach wirklich etwas anfangen kann, und wer sich wirklich für Geld und Wirtschaft interessiert, der soll auf die HAK gehen, dort freuen sie sich auf jeden motivierten Schüler.

Zum Kochen lernen, also so, dass man zu Hause einmal mehr kann, als die Tiefkühlpizza in die Mikrowelle zu schieben, verpflichte ich jetzt die Eltern, die sollen ihren Fratzen bitte zeigen, wie man ein Gulasch zubereitet. Ein Gulasch zuzubereiten ist nicht schwer, schwer wird es dann in der feinen Abstimmung. Ich habe seinerzeit am liebsten am Küchentisch gelernt und meiner Mama zugeschaut, wie sie kocht. Da bekommt man einiges mit. Später habe ich sie angerufen und gefragt, wie etwas geht, wenn es bei mir nicht so geschmeckt hat, wie ich es von zu Hause gewohnt war. Von der Gurkensauce bis zur Rindsroulade waren immer Kleinigkeiten, wo ich mir gedacht habe, siehst du, so geht’s eigentlich richtig. Jetzt ist das natürlich blöd, wenn viele junge Leute halt keine Mama mehr haben, die zu Hause kocht, wenn sie von der Schule kommen, weil die Mama halt hackeln muss. Aber wir haben das Internet. Das haben wir jetzt nicht nur, um in sozialen Medien herumzublödeln und um Serien zu streamen, sondern um Nützliches von der Welt zu erfahren, wie ich mir ein Gulasch zubereite, oder ein Reisfleisch. Von mir aus auch vegane Tacos oder Chilimarmelade. Gibt’s ja alles online, da muss ich mir nicht einmal ein Kochbuch besorgen. Das kann man auch am Wochenende machen oder in den Ferien, die sind eh ziemlich lange. Nichts tun ist eh ein Blödsinn, das bereitet einen nur selten auf das Leben vor. Und dann, wenn man die hohe Schule der Internet-Küche hinter sich hat, dann kann man ein bisserl experimentieren und bekommt so einen eigenen Stil, im Idealfall einen unheimlich guten. Das sind dann Dinge, die, neben dem Beruf, den Menschen ausmachen, natürlich. »Mann, kann der kochen, bei dem solltest du einmal zu Hause gewesen sein!«, heißt es dann. Das sollte uns aber nicht daran hindern, die Gaußverteilung oder die Übersetzung von Ovid intus zu haben. Ovid war ja auch kein Vollidiot – und überhaupt.

Ich weiß eh, noch Jahrzehnte danach bekommt man nervöse Zustände, wenn man hier an so manch Highlight zurückdenkt, Textaufgaben in Mathematik zum Beispiel, ja bist du gelähmt! Ja aber schlussendlich hat es einen gescheiter gemacht, auch weil man anders denken lernte. Dass es Fächerkombinationen geben sollte, die eher den Interessen und Begabungen der Schüler entsprechen sollten, steht auf einem anderen Blatt Papier.

Interessant auch, dass in diesen Umfragen regelmäßig Leibesübungen zu den unbeliebtesten Gegenständen zählen. Die jungen Menschen bewegen sich immer weniger, und so ist auch das Bestreben, Sport zu machen, eher in den Hintergrund getreten. Mir geht es jetzt nicht einmal um Geräteturnen, weil Reck, Kasten und die Stange können ziemlich anstrengend sein, aber Fußball, Landhockey oder Federball sind doch Sportarten, die Spaß machen können. Ganz blöd ist halt, dass die Zahl derjenigen, die Leibesübungen abwählen wollen, mit der Zahl an übergewichtigen Kindern in Zusammenhang steht. Die übergewichtigen Kids essen zu viel Zeug mit Zucker. Blöd ist, dass zuckerhaltiges Zeug immer ein Hauptsponsor im Hochleistungssport ist. Müsste man halt verbieten, ist ja bei Nikotin auch gegangen. Der Menschheit muss ganz eindeutig mitgeteilt werden, dass zu viel Zucker böse ist. Das kann man auch in der Schule machen, Ernährungslehre als Teil des Biologieunterrichts. Und schon geht es wieder ums Lernen. Lernen wird nie angenehm sein, hat mir einmal ein Schuldirektor verraten. Darum wollen das einige Schüler nicht und Eltern auch nicht. Es muss aber nicht jeder maturieren, rufe ich jetzt in die Nachhilfeinstitute hinein. Die Lehre kann ziemlich lässig sein! Für die Lehre muss man auch intelligent sein, aber eben anders intelligent, Ihr immer lernender G Punkt.

Martin G. Wanko (48) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

Da Wanko, Fazit 151 (April 2019), Foto: Martin G. Wanko

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