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Mut zur Selbständigkeit

| 5. Juli 2023 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 194, Serie »Erfolg braucht Führung«

Von der Idee bis zur eigenen Marke. Ein Gespräch von Carola Payer mit Tim Nöhrer, dem Designer und Hersteller seiner eigenen Balance-Boards.

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Selbstständigkeit ist für einige Menschen der Weg, sich »ständig selbst zu leben«. Die eigenen Talente auszuleben, seinen Sehnsüchten zu folgen, seinen eigenen Weg und sein Arbeitsumfeld zu gestalten, können Motivatoren sein. Aber auch eine starke Mission und Vision, für die man noch keinen Schauplatz in bestehenden Organisationen sieht. Nichtsdestotrotz entscheiden sich viele Menschen, eher den Vorstellungen anderer zu folgen, als sich selbst zu verwirklichen. Angst, als egoistisch gesehen zu werden, Angst zu scheitern, Angst vor Ablehnung, Angst vor Widerständen können dazu beitragen. Stabilität von außen zu bekommen versus sich immer wieder den sicheren Rahmen selbst zu geben, können ebenfalls ausschlaggebend sein. Durch unsere Sozialisation, aus uns nützliche und angepasste Mitglieder einer Gesellschaft zu machen, wissen die meisten von uns gar nicht mehr, wer sie wirklich und was ihre eigenen Bedürfnisse sind. Träume, Sehnsüchte und Talente liegen manchmal unter einem großen Berg der Anpassung begraben. Auch wenn wir wissen, was uns selbst gut täte, wenn wir unsere Bedürfnisse kennen und im Einklang mit diesen leben wollen, fehlt uns oft der Mut und das nötige Selbstvertrauen für die Selbstverwirklichung und Selbstfindung.

Starke Vision und Mut, den eigenen Weg zu gehen
Der Weg von Tim Nöhrer hat schon sehr früh begonnen. Mit elf Jahren hat er das erste Longboard mit seinem Vater gebaut. Dann sind viele verschiedenen Boards daraufgefolgt. Unter Anleitung von Videos haben sie experimentiert. 30 Bords wurden so für die Eigennutzung und für Freunde gebaut. Es war ein Hobby, das mit Taschengeld und Unterstützung der Eltern finanziert wurde. Dann reifte irgendwann der Traum, etwas Eigenes zu bauen und zu vermarkten. Tim Nöhrer: »In der Corona-Zeit habe ich die Longboards einfach mal als »Balance Board« missbraucht und dann in diese Richtung zu entwickeln begonnen. Meine Freundin hat die Boards bemalt. Da reifte die Idee, diese einfach in der Wohnung aufzuhängen. Eine Konstruktion mit Magneten und Wandhalterungen wurde designt und schon konnte das Balance-Board auch als Kunstwerk verwendet werden. Kunst und Bewegung zu verbinden, war immer mein Ziel. Eine Kombination zu finden, wo meine Freundin Lena den künstlerischen Part erfüllen kann und ich eben den sportlichen Teil. In der Corona-Zeit habe ich das Ganze dann verfeinert und professionalisiert, das Produkt zur Marktreife gebracht und begonnen, die Boards zu verkaufen. Mein Ziel war immer schon, mit 18 Jahren ein eigenes Unternehmen zu gründen. Silvester 2020 auf 2021 ist mir die Website abgestürzt und da habe ich die ganze Nacht wie wild gearbeitet, um diese wieder zu reparieren. Somit habe ich mein Ziel umgesetzt und mit Jänner 2021 mein Unternehmen angemeldet und die Boards auf den Markt gebracht.«

Originalität leben
Selbstverwirklichung kann mit dem inneren Dialog beginnen: Was erfüllt mich von innen? Wofür brenne ich? Was ist mir wirklich wichtig? Worüber kann ich nicht mehr aufhören zu sprechen? Wo springt und lacht mein Herz? Was möchte ich der Welt geben? Worauf möchte ich am Ende meiner Tage zurückblicken? Tim Nöhrer hat mit seinem Produkt schon einen sichtbaren Fingerabdruck seiner Originalität hinterlassen. Dabei wurde er auch immer von seiner Familie unterstützt und bestärkt. Zweifler gab es eher im weiteren Umfeld. Tim Nöhrer: »Ich war immer fasziniert von coolen Marken aus dem Snowboard- oder Surfbereich. Ziel ist es, von meinem Business auch gut leben zu können. Um mein Unternehmen gut weiter entwickeln zu können, braucht es auch eine sehr gute Vermarktung. Deshalb habe ich auch eine Marketingausbildung begonnen um auch diesen Bereich im Unternehmen zu professionalisieren.«

Von der Selbstverwirklichung zur Vernetzung auf Augenhöhe
Die eigenen Stärken und die eigene Individualität und Originalität gut zu kennen, ist auch die Basis für gute Vernetzung und Kooperationsgestaltung. Die eigenen Grenzen werden so bewusster und Nahtstellen zu Kooperationspartnern klarer. Tim Nöhrer: »Momentan produziere ich noch alles selbst, aber ich bin gerade dabei, die Produktion auszulagern. Es gibt schon einige konkrete Partner, mit denen ich in Verhandlungen stehe. Die ersten 300 Boards habe ich selber gemacht. Den Druck macht eine Druckerei in Fürstenfeld. Ich habe mir für die Produktion sogar eine eigene spezielle Presse gebaut. Einige Prototypen waren dafür erforderlich, bis ich die richtige Variante gefunden hatte. Auf der künstlerischen Ebene habe ich mit meiner Freundin die ‚Feminine Energy‘-Kollektion produziert und mit einem Freund die ‚Landscape‘-Kollektion. Letztes Jahr kam ein Surffotograf als Partner dazu, mit dem eine limitierte Kollektion mit drei verschiedenen Designs entstanden ist. Meine Vision ist es, dass ich mit Freunden, coolen Menschen und Persönlichkeiten an einer Sache gemeinsam arbeite, diese umsetze und am Ende damit Geld verdiene. Es inspiriert mich, meine Gedanken und Ideen auszuprobieren. Einiges klappt, vieles auch nicht!«

Keine Angst vorm Scheitern und klares Risikomanagement
Tim Nöher bezeichnet sich derzeit als »mega happy«. Er sucht gerade jemanden, der ins Unternehmen mit einsteigt, in weiterer Folge auch einen Investor. Er freut sich daran, täglich neues dazuzulernen. Tim Nöhrer: »Angst vor dem Scheitern hatte ich nie. Ich habe alles ohne finanzielle Risiken gemacht und aus dem Cashflow immer wieder neue Schritte finanziert. Da bleibe ich flexibel und frei.« Derzeit arbeitet Tim Nöhrer zwei bis drei Tage in der Werkstätte, um Boards zu bauen. Die restlichen Tage verbringt er mit der Direktvermarktung der Balance-Boards, dem Planen von Märkten und Messen, Buchhaltung, Vertrieb, Social Media und organisatorischen Themen.

Mit Glitzern in den Augen Bewegung jederzeit ermöglichen
Tim Nöhrer erzählt mit Glitzern in den Augen: »Unsere jetzige Mission ist es, Bewegung in den Alltag zu integrieren. Schnell mal das Brett von der Wand abhängen, den Rücken stärken und die Knie durchstrecken und dann wieder weiterarbeiten. Es ist mein Traum, eine weltweite Bewegung aufzubauen, die Sport, Kunst und Bewegung mit dem Balance-Board in den Alltag integriert. Wir wollen einfach die Hemmschwelle für Bewegung runtersetzen bzw. Bewegung einfach zugänglich machen. Da jedes Board auch ein kleines Kunstwerk ist und an der Wand hängt, ist es auch schnell verfügbar. Balance-Boards beanspruchen die tiefe Muskulatur, egal ob man sich beim Zähne putzen einfach draufstellt oder zwischen zwei Businessterminen spezielle Übungen, nach Anleitung oder mit Absprache des Physiotherapeuten, durchzuführt!« »Ride your Art« soll ein lustvoller und freier Ansatz sein, Bewegung zu jeder Zeit in den Alltag zu integrieren. Das bewirkt das Aufheben jeglicher Einschränkung sich nicht bewegen zu können. Es gibt keine Ausrede mehr! Und: Das Ganze auf einem Balance-Board, das auch künstlerisch ein Augenschmaus ist.

Ride Your Art
Balance-Boards von Tim Nöhrer
8071 Hausmannstätten, Hochfeldweg 22
rideyourart.com

Foto: Marija KanizajDr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

Fazit 194 (Juli 2023), Fazitserie »Erfolg braucht Führung« (Teil 61)

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