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Zur Lage (57)

| 24. April 2013 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 92, Zur Lage

Ein klein wenig über den Klimawandel, viel zu viel über Heide Schmidt und kaum was über die Rettungsgasse.

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Na das war ein Winter! Unglaublich viel Schnee, jeden (gefühlten zumindest) Montag musste ich gegen fünf Uhr des Morgens eine Neuschneekontrolle machen, um von der Pack rechtzeitig nach Graz zu kommen. Und kalt wars! So kalt, wie in der Regel nur die stahlblauen Augen der österreichischen Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb bei der einen oder anderen »ORF-Fläche« (so sagt man da heutzutage, die Programmmanager des ORF machen ja kein Programm mehr, nein, sie »programmieren Flächen«) in die Kamera blitzen, während sie wissenschaftlich fundiert untermauert, warum und wieso es bei uns immer wärmer wird.

Keine Angst, über den Klimawandel unterhalten wir beide uns jetzt nicht, da könnten wir ja gleich übers Wetter reden. Und das tut man in aller Regel nur dann, wenn man nichts mehr zu sagen hat.
Apropos nichts mehr zu sagen haben, da fällt mir Heide Schmidt ein. Diese mit allumfassender Weisheit ausgestattete Ex-FPÖ-Politikerin wurde doch tatsächlich vom Organ allumfassender Weisheit, der Tageszeitung »Der Standard«, interviewt. Warum und wieso entzieht sich meiner und wahrscheinlich auch Ihrer Kenntnis, aber das ist ja auch egal, alles müssen wir beide nicht verstehen. Außerdem habe ich einfaches Gemüt im Grunde auch alles in diesem Interview Besprochene mangels Substanz vergessen.

Bis auf eine mich unglaublich erheiternde Frage seitens der beiden Interviewenden Saskia Jungnikl und Rainer Schüller. Die haben die (Auch-)Ex-Chefin des Liberalen Forums mit der Tatsache konfrontiert, dass sich die (vor allem) aus unzufriedenen und enttäuschten, wenn auch damals gut bezahlten Ex-ÖVP-Beratern heraus gegründete, neue Partei »Neos« mit der für die Geschicke der Republik immer wesentlich gewesenen Partei »Liberales Forum« (bzw. deren etwas an Strahlkraft verlorenen Hülle) zu einer gemeinsamen Wahlplattform fusioniert haben, um so »gestärkt« bei der nächsten Nationalratswahl anzutreten. Und dann haben die beiden Fixsterne österreichischen Journalismus‘ allen Ernstes und offenbar ironiefrei folgende Frage an Heide Schmidt gerichtet: »Besteht die Gefahr, dass eine gut eingeführte Marke wie das LIF kaputt gemacht wird?«

Ist das nicht herrlich? Einen Tag möcht ich wenigstens hineinschauen können in die Welt, in dem Bewusstseinszustand mich befinden, der es möglich macht, ins Liberale Forum eine »gut eingeführte Marke« in unserem Land hineinzuinterpretieren. Ich weiß schon, Qualität geht vor Quantität, und qualitativ muss jemand, der wie Heide Schmidt alles und noch mehr, meist noch dazu besser weiß, natürlich verdammt viel auf dem Kasten haben. Es wurde halt nur nie, wie soll ich sagen, »rübergebracht zum Wähler«, »verständlich gemacht für das schnöde Volk«. Aber natürlich haben Sie und ich Verständnis für die großen Geister, die sich mit den Mühen des ebenen Wahlvolkes halt schwertun. Am besten wir lassen das und retten uns – meine Lieblingslektorin wartet schon vor der Tür auf den fertigen Text – in ein ganz anderes Thema. Die Rettungsgasse.

Na die ist in Verruf geraten! Wie weiland ein österreichischer Vizekanzler, dem die Welt in Vorarlberg zu »small« war – oder vielleicht war das auch ein anderer, ich google uns das jetzt nicht nach, heutzutage ist ja vollkommen egal, wer die politischen Player sind, Frank Stronach hätte ja auch Sandsäcke in Kärnten oder Niederösterreich aufstellen können, seine zwei Landesregierungssitze hätte er trotzdem gewonnen –, wie dieser österreichische Politiker eben, der gerne eine Ausnahmegenehmigung für sich auf Wiener Busspuren gehabt hätte, hat sich der österreichische Bundespräsident in ähnliche Nesseln gesetzt.

Ist Fischer doch, potzblitz pardauz, mit seinem Mitfahrer, dem Großherzog von Luxemburg, per Blaulicht durch eine Rettungsgasse »gerast«. So schreibt es jedenfalls der »Kurier«. Um auch noch den ÖAMTC-Juristen Martin Hoffer zu zitieren: »Es war nicht Absicht [bei der Einführung der Rettungsgasse; Anmerkung], rascheres Vorankommen von mehr oder weniger wichtigen Personen zu ermöglichen.«

Mir würde jetzt nicht unbedingt jemand einfallen, abgesehen vielleicht vom aktuellen Dancing-Stars-Gewinner oder so, der mir wichtiger als der Bundespräsident erscheint. Aber offensichtlich ist das der Geist der Zeit; wir sind alle gleich, niemand ist mehr oder weniger wichtig. Hauptsache jeder ist sich selbst der Wichtigste. Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine große Koalition dem Lande nicht nutzen kann.

Zur Lage #57, Fazit 92 (Mai 2013)

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