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Phonosophicum (Oktober 2011)

| 24. Oktober 2011 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 76, Phonosophicum

Breitband „Made in Germany“ Audium etablierte sich in den Neunzigerjahren als kleines, aber feines Label, welches Konventionen kritisch hinterfragte und unter anderem an ungewöhnlichen Verstärkerlösungen tüftelte. Dann wurde es still um die Berliner, bis 2008 ein Relaunch mit Lautsprechern gelang. Deren Produktpalette umfasst aktuell vier Standlautsprecher-Modelle (Comp 5, 7, 8 und 9), eine Kompaktbox sowie Effekt-Speaker für den Heimkinobereich.
Mit ihren 92 Zentimetern Höhe ist die schmalhüftige, in MDF gewandete Comp 5 gewiss keine Riesin. Muss sie auch gar nicht sein, denn ihre Besonderheit liegt woanders, ist sie doch wie ihre drei größeren Geschwister als Breitband-Box mit zusätzlich verbautem Downfire-Subwoofer konzipiert. Breitband bedeutet hier: Ab 150 Hz bis 20 kHz ist ein einziges Chassis am Werk. Immerhin überträgt die knapp 7 Zentimeter große und auf Ohrhöhe ausgerichtete Zellulose-Membran mit Aluminium-Kegel 6 1⁄2 Oktaven. Alles, was darunter liegt, übernimmt ein mit solidem Druckgusskorb ausgestatteter Basstreiber. Mit seiner ovalen Form sollen laut Audium-Philosophie ein besonders günstiges Verhältnis von Fläche zu Raumbedarf erreicht und unerwünschte Mitteltonanteile gemindert werden. Der Abstand zwischen Bass-Chassis und dem darunter angebrachten Standfuß beträgt konstant 2 Zentimeter. Technisches Ergebnis dieser nach unten befeuerten Schallabgabe (Downfire):  geringere Raummodenanregung und folglich größere Flexibilität bei der räumlichen Aufstellung. Klanglich entwickelt sich dadurch eine druckvolle, doch stets koordinierte und nie schwachbrüstige oder dröhnende Basswiedergabe. Wie die Breitbänder wurde auch das Bass-Chassis von Audium in jahrelanger Feinstarbeit selbst entwickelt.
Auch im höheren Frequenzbereich kommt dieser knapp 15 Kilo schwere Schallwandler „Made in Germany“ erstaunlich detailreich, homogen und entspannt daher. Eine Stärke des Punktstrahlerprinzips ist seine räumliche Präsenz mit einer unkritischen Wiedergabe der Mitten. Am besten entfaltet sich die Box in kleinen bis mittelgroßen Räumen. Hinsichtlich Elektronik verhält sie sich sehr tolerant und verträgt Verstärker-Partnerschaften sowohl mit Röhre als auch mit Transistoren (im Test mit Pro-Jects SE Mono-Endstufen).

Fazit: Audiums nicht nur klanglich, sondern auch optisch wohlproportionierte Comp 5 ist ein echter audiophiler Geheimtipp in der riesigen Produktpalette dieses Preissegments. Die gelungene Arbeitsgemeinschaft aus Breitband und Downfire-Bass sorgt hier für den hörbaren Unterschied. Hinsichtlich Feinauflösung steht die Comp 5 einem klassischen Zweiwege-System in nichts nach. Ein vergleichbar exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis kann aktuell nur der schwedischen Guru QM 10 (siehe Fazit Mai 2010) attestiert werden, die tonal ähnlich ausgewogen spielt (aber nach einem ganz anderen Prinzip arbeitet).

Phonosophicum #25, Fazit 75 (Oktober 2011)

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