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Zum Thema (Fazit 76)

| 25. Oktober 2011 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 76, Fazitthema

Arm gleich links, reich gleich rechts? Vor nicht wenigen Jahren gehörte es zur intellektuellen Selbstverständlichkeit von Politikern und Journalisten, das alte Lagerdenken von „links“ und „rechts“ für obsolet zu halten – nicht mehr zeitgemäß hieß da der Tenor, der ganz gut in eine Zeit passte, in der die sogenannte „große Koalition“ (nicht nur in Österreich) ein beliebter und bequemer Weg der Mehrheitsbildung war.
Aber obwohl es dieses „rechts“ und „links“ in der Politik angeblich nicht mehr gibt, wurde in den letzten lauen Sommerlochwochen, die nur von einigen Unwettern und Euro-Rettungsschirmen unterbrochen waren, eifrig darüber debattiert, ob nun „die Linke“ mit ihrem gesellschaftspolitischen Paradigma der Staatsintervention „recht hatte“. Vor allem ob sie „doch recht hatte“, wie es die Leitartikler von Armin Thurnher (Falter) über Christian Rainer (profil) bis Frank Schirrmacher (FAZ) schrieben. Irgendwie ist dieses Rechthaben wichtig. Darüber hinaus ist es gerade „en vogue“, der jeweils vermeintlich anderen Geisteshaltung Zugeständnisse zu machen; in der Krise rückt man zusammen: profil kritisiert die Linken, die FAZ die Rechten – wer soll sich da noch auskennen? Bei diesem „Rechthaben“ geht es darum, ob der freie Markt nun so frei wie möglich – Krise ist, weil am Markt noch immer zu viel interveniert wird – oder doch nur so frei wie nötig sein soll – Krise ist, weil die Finanzmärkte nicht genug reguliert worden sind.
Die meisten Menschen interessiert diese Debatte herzlich wenig – ihre Diskussionen drehen sich darum, dass „die da oben“ viel zu viel bekommen. (Dazu gehören auch jene, die an den Finanzmärkten aktiv sind) „Die da oben“ schimpfen währenddessen, wie wenig „die da unten“ leisten und wie viel der Staat den arbeitenden Menschen doch jetzt schon abnimmt. Arm gegen reich – das alte Spiel. Die Finanzkrise hat da nur neue Dynamik gebracht und die vermeintliche Nähe von politischer Haltung und Vermögen wird wieder zum Pseudo-Maßstab für richtig und falsch: Als Konservativer (Rechter) ist man für Leistungsgerechtigkeit („Arbeit muss sich lohnen“) – als Progressiver (Linker) für Verteilungsgerechtigkeit. Was davon nun das alleinig selig machende Rezept ist, bleibt trotz zahlreicher Leitartikel unbeantwortet. Ebenso die Frage, was denn nun gerecht ist und wo die Grenze zwischen arm und reich genau verläuft.
Im aktuellen FAZIT-Thema zeigen wir unter anderem, wie sich die volkswirtschaftlichen Zahlen von „denen da unten“ und von „denen da oben“ zueinander verhalten. Und auch wenn es keine „Zahl X“ gibt, anhand derer sich arm und reich unterscheiden lassen, so sind diese Parameter wesentlich für den Einzelnen und seine Verortung innerhalb der Gesellschaft. Links und rechts sind dabei längst irrelevant, solange es ein Gefühl von Gerechtigkeit zwischen arm und reich gibt.

Zum Thema, Fazit 76 (Oktober 2011)

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