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Das letzte große Abenteuer

| 23. Dezember 2014 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 109, Fazitreise

Foto: Katharina Zimmermann

Alaska lockt nicht nur damit, den größten Bundesstaat Amerikas zu stellen, sondern auch mit unendlichen Weiten, unberührter Wildnis und verheißungsvollen Gold. Eine Reise in diesen großen Naturspielplatz öffnet Augen und Herz. Text und Fotos von Katharina Zimmermann

::: Hier können Sie den Text online im Printlayout lesen: LINK

Der Flug von Seattle mit »Alaska Air« macht Stimmung. Blickt man aus dem kleinen Fenster, sieht man eine Miniaturlandschaft, die ein bisschen an die Alpen erinnert. Doch trotz Entfernung wirkt alles größer, verschneiter und einsamer. Gletscherseen blicken wie blaue Augen in den Himmel hinauf und die eigene Vorfreude wird größer. In Juneau, der Hauptstadt Alaskas, wird der Blick dann vorerst einmal von Nebelschwaden getrübt. Wer sich eines Regenwaldes erfreut, sollte auch mit dem dazugehörigen Wasser rechnen. Doch man ist ja mit Regenmantel vorbereitet. Immerhin ist Alaska quasi ein Synonym für Outdoor. Zuerst erfährt man mit Freude, dass man sich gleich direkt vom Quartier aus zu Fuß zum nächsten Gletscher aufmachen kann. Und was für ein Gletscher! Der Mendelhall Glacier zeigt sich bei bewölktem Wetter in bestem Licht. Und zwar glitzert er dann in tiefem Türkis.

Kuriose Hauptstadt
Juneau ist die wohl lustigste Hauptstadt in Amerika. Knapp über 30.000 Einwohner leben hier, ohne Annehmlichkeiten wie ein Straßennetz, das sie mit dem Rest des Kontinents verbindet. In Juneau nimmt man wahlweise Fähre oder Flugzeug, um in den Rest von Alaska oder nach Kanada zu kommen. Und für die Bewohner ist dies vollkommen normal. Sie kaufen ja auch im »Super Bear« Supermarkt ein oder können sich je nach Belieben Waffen im nächsten »Superstore« kaufen. Schnell merkt man: In Alaska haben die Menschen gelernt, dass das Auto einfach nicht alles ist. Ein riesenhafter Pick-up ist oft nicht das einzige Verkehrsmittel, das man hier sein eigen nennt. Oft gesellt sich ein Flugzeug oder ein Boot dazu, je nachdem, ob man in Fairbanks, Juneau oder Anchorage zuhause ist.

Nordlichter und Nordländer
Ob es an der wenigen Sonne liegt, die hier im Winter herabscheint, oder an der Magie der Nordlichter, das ist noch nicht so genau bekannt. Fest steht: Die Bewohner von Alaska sehen vieles mit Humor. Allein die Aufschrift »Old Fart«, die einem auf Nummertafeln, Käppis und Postern begegnet, zeugt davon, dass sie sich selbst nicht so ernst nehmen. Aber erst, wer in das beschauliche Örtchen Chicken, am Ende des »Top of the World Highways« kommt, der hat das Tüpfelchen auf dem »i« der alaskischen Selbstironie gefunden. Eigentlich sollte der Ort ja »Ptarmigan« heißen, da Goldgräber hier ganz viele Alpenschneehühner entdeckten. Doch Marketinggenies, wie es die Amerikaner nunmal sind, haben sie sich auf den Namen »Chicken« geeinigt. Erstens kann man es leichter aussprechen und zweitens kann man einen Wegweiser aufstellen, auf dem man an alle Orte verweist, die irgendetwas rund um den Hühnerstall im Namen aufweisen. Zum Beispiel »Egg am Faakersee«. Und mitten im Ort? Da steht ein riesiges Huhn aus Metall. Man kann sich das Lächeln nicht verkneifen, wenn einem die Einwohner erzählen, dass letztens im Pub »echt viel« los war: Fast 15 Personen kamen zum letzten Konzert. Obwohl der Top of the World Highway von Chicken über die nördlichste Grenzstation Amerikas bis nach Dawson City beschwerlich zu befahren ist, verschlägt es doch die eine oder andere Busreisegruppe nach Chicken. Gleich zwei Souvenirshops und etwa 50 Einwohner freuen sich. Im Winter jedoch erreicht man Chicken kaum, auch die Zahl der Bewohner schrumpft auf die die zwei Mitarbeiter der Post zusammen.

Besser als Universum
Allein die Fahrt durch die Natur Alaskas ist wie ein unglaublich schöner Kinofilm, den man sich gegen die Kosten eines Mietautos und vielen Litern Benzins geben kann. Und zwar erste Reihe fußfrei. Auf dem Highway ist man in einer Landschaft weit über der Baumgrenze unterwegs, in der man sich zeitweise wie in einem fremden Planeten wähnt. Ist man jedoch auf der Strecke zwischen Fairbanks und Anchorage – zwei der größten Ballungszentren des Staates – unterwegs, fährt man durch schier unendliche Nadelwälder und wunderschöne Natur, die auf Höhe des »Denali Nationalparks« unglaubliche Ausmaße erreicht. Wie hingemalt scheint die Landschaft aus grau zerklüfteten Bergspitzen, großzügigen Wäldern, plätschernden Flüssen und den ständigen Wegbegleitern: dunkelrosa Feuerbuschblüten.

Magisches Licht
Wer’s im Winter besonders dunkel hat, der freut sich aufgrund physikalischer Gesetze im Sommer über viel Sonnenschein. Vor allem stellt sich in Alaska das Phänomen des ewig langen Sonnenuntergangs ein. Das bedeutet für Fotografen, dass sie im Juli und August mehrere Stunden des goldenen Lichts erwartet, das die ganze Landschaft noch fotogener macht, als sie normalerweise schon ist. Im »Creamer’s Refuge« in Fairbanks hat man die wunderbare Möglichkeit, mitten in der Stadt auf pure Natur zu treffen. Hier treffen sich die Vögel, um gemeinsam in den Süden zu ziehen, und als Besucher und Begeher der Spazierpfade ist man live dabei.

Das ewige Eis
Anchorage oder die etwas kleineren Orte Palmer und Wasilla sind perfekte Ausgangspunkte, um die Gletscher rund um den Prinz-William-Sund zu erkunden. Diese haben absolut nichts mit dem Thronfolger zu tun, sondern beziehen sich auf König Wilhelm IV. Hier gibt es auch im Sommer noch Gletscher in Hülle und Fülle. Wer viel Zeit hat, kann sich ein Kajak ausborgen und den weißen Riesen paddelnd begegnen. Bei weniger Sportlichkeit oder Zeitknappheit wird man auch von einem großen Ausflugsboot mitgenommen. Beide Optionen starten in dem kleinen ehemaligen Militärstützpunkt »Whittier«. In dieser riesigen Bucht kalben zahlreiche Gletscher ins Meer. Ist man Zeuge dieses Naturwunders, bekommt man automatisch Gänsehaut. Einerseits aufgrund dieser erhabenen Majestät, die sich vor einem auftut. Andererseits, wenn man an den Klimawandel und das schnelle Zurückziehen des ewigen Eises denkt. Doch die ewig optimistischen Amerikaner schaffen es auch diesmal rasch, die melancholischen Gedanken wegzublasen, indem sie Gletschereis einfangen, es zerkleinern und in Cocktails servieren. Auch die Fauna lenkt schnell ab, kreischende Möwen, im Meer relaxende Seeotter und beeindruckende Weißkopfadler lassen einen auch bei der Rückfahrt nach Whittier staunen. Spätestens hier weiß man, dass dieses Alaska einfach unvergesslich ist.

Weitere Informationen
Eine sehr kompakte Übersicht aller Reisemöglichkeiten in und
nach Alaska bietet die Webseite alaskareisen.com

Fazitreise, Fazit 109 (Jänner 2015)

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