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Da Wanko. Vorstellung

| 1. Juni 2017 | Keine Kommentare
Kategorie: Da Wanko, Fazit 133

Fotos: Selfies

Leck fuck, wer bin ich eigentlich? Also, ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, aber ich sage zu Herausforderungen zuerst einmal ja, ja, ich mach‘ das, und danach überlege ich mir, wie ich das überhaupt angehe. Das hat folgenden Vorteil: Man liegt am Abend nicht im Bett und muss sich fragen, warum man den Schwanz eingezogen hat. Im Großen und Ganzen gestaltet sich mein Leben bis heute so, also Herausforderungen annehmen. Manchmal übertreffe ich mich noch, da mache ich einen Vorschlag und überlege mir erst danach, wie ich das checke. Das neueste Baby dieser Unüberlegtheit ist diese Kolumne. Geil, also machen wir!

::: Text von Martin G. Wanko [Hier im Printlayout lesen.]

Da ich im Grunde wohlerzogen bin – also alle Torheiten meinerseits sind durchdacht –, stelle ich mich einmal vor. Ich bin der Martin Wanko mit dem G. zwischen Martin und Wanko, sprich: Martin G. Wanko. Nun würden Sie sicher gerne wissen, für was dieser »G.« steht. Ein Verleger begrüßte mich vor einigen Jahren als »der einzige Mann mit dem G.«. Ich brauchte einige Monate, bis ich dahinterkam, wie er das meinte, und eigentlich kam nicht ich dahinter, es war meine Frau, die mich darauf hinwies. Bei Lesungen, die ich gelegentlich mache, zumeist interaktiv angelegt, werde ich auch nach dem G. gefragt. Wenn die Stimmung passt, komme ich mit dem G.-Schmäh, wenn mich die Stimmung anödet, komme ich mit »Gott« daher, aber sind wir uns ehrlich, G. steht auch für Graz, die Stadt meines Lebens, ohne Wenn und Aber, und für die, die mich kennen, kann es auch für den GAK stehen, Sie wissen schon, jeder braucht seine Kirche, meine kommt ziemlich rot daher. Aber so ganz ehrlich, der G. steht für Georg. Das ist jetzt nicht wirklich sexy, aber in meiner Generation heißen die Buben eben noch Markus, Martin oder Georg und nicht Kevin, Dennis oder Finn. Wenn Sie mir jetzt noch folgen, darf ich Ihnen gratulieren. Einmal mehr beweisen Sie Geschmack!

Was sollten Sie von mir noch wissen? Ich schreibe gerne. Ich glaube, das haben Sie bereits bemerkt. Seit der Volksschule schreibe ich gerne. Mit zwölf Jahren erschien erstmals ein Text von mir in einer Schülerzeitung, das Thema war Umweltverschmutzung in Graz, »Wir wollen leben!«, titulierte ich ihn, die Fotos machte ich damals auch gleich mit. Mit 20 verkaufte ich meinen ersten Text an eine Zeitung und fand damit sehr stolz meinen Namen, abseits meines Reisepasses, erstmals gedruckt wieder. Am liebsten schrieb ich über Musik, Musik neben dem breiten Boulevard, aber mir waren auch Gesellschaftsspalten nicht zuwider, denn es ging auch ums Geld und Geld zu verdienen ist nun mal wichtig. Jetzt im Schnellverfahren weiter: Mit 25 wurde mein erstes Theaterstück aufgeführt. Damals dachte ich beim Schreiben nicht so viel nach wie heute, alles ging locker von der Hand und eigentlich wollte ich prinzipiell berühmt werden, ein bisserl mehr als »weltberühmt in Graz«, was in diesem Alter legitim ist. Jeder Facebook-Fuzzi will das doch irgendwie sein. Es folgten weitere 19 Theaterstücke und mit 20 aufgeführten Stücken bin ich der Steirer, der am meisten Aufführungen stemmte, denn Wolfi Bauer ist bekanntlich nicht mehr. Deshalb wird meine Person weder zur Frage in Assingers Millionenshow noch komme ich im Sonntagsrätsel einer Tageszeitung vor (»Autor mit dem G., fünf Buchstaben«) – aber geil ist es trotzdem, 20 Stücke mit 47 Jahren, immerhin!

Die gelungensten Texte machen jedoch immer die anderen, so ehrlich muss man sein, und da denke ich wieder an meine Jugend zurück. Axel Corti hieß der Mann, der unseren samstägigen Mittagstisch einige Minuten zum absoluten Schweigen brachte. Was meint der Corti zur vergangenen Woche, wollte mein Vater wissen, über welches Thema zerbrach sich Corti dieses Mal seinen Kopf. Die Sendung hieß »Der Schalldämpfer«, mit dem heiteren Intro, was zugleich wieder der Ausstieg aus der Sendung war. Die sanfte und zugleich kritische Stimme, das Gewissen des Rundfunks oder so. Da hatte einer etwas zu sagen gehabt, dem hat man tatsächlich zugehört. Als ich älter wurde, verstand ich den Corti immer besser und als er starb, hinterließ er in der Radiolandschaft eine Lücke, die nicht mehr gefüllt wurde, besser gesagt, die schon sehr durchdacht nicht mehr gefüllt wurde. Man stelle sich den Corti heute im Radio vor, zwischen Deppentechno und penetrantem Kernölrock eingezwängt, vor allem ohne, und ganz ohne Zensur. Das wär‘ doch was! Danke übrigens, dass Sie mir zugehört haben, beziehungsweise mich fertiggelesen haben. Auf bald, G Punkt.

Martin G. Wanko (47) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

Da Wanko, Fazit 133 (Juni 2017), Fotos: Selfies

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