Anzeige
FazitOnline

Die Greta, der Falco und die Supertechnik

| 3. Juni 2019 | Keine Kommentare
Kategorie: Da Wanko, Fazit 153

Foto: Martin G. Wanko (Selfie)

»Ma he!«, werden Sie sich denken, jetzt fängt da Wanko auch noch mit dieser Nervensäge an. Die Greta, ja. Von der habe ich schon in der letzten Kolumne geschwafelt, als es um die Schulschwänzerfreitage ging. Gut. Dann und wann lasse ich auf Facebook einen leicht provokanten Testballon steigen, um zu schauen, ob es mein Umfeld kratzt. Letzens war eben die Klima-Greta aus Schweden dran, nämlich weil den Medien nichts Besseres einfällt, als Greta-kritische Menschen als politisch rechtslastig hinzustellen. Super!

::: Text von Martin G. Wanko [Hier im Printlayout lesen.]

Also fragte ich auf diesem sozialen Netzwerk nach, ob ich die Greta einfach wahnsinnig lästig finden dürfte, ohne gleich als Rechter eingestuft zu werden. Junge, da kamen Antworten. Ja und nein und überhaupt. »Da regt sich gerade der Richtige auf«, habe ich als Kommentar schon lustig gefunden. Am interessantesten war die Meldung, dass die Greta wie der Gandhi sei, anstrengend, aber das gehöre zu ihrem Jobprofil. Ja, was habe ich gelacht! Der klein Gandhi mit der Glatze und unsere Klima-Greta mit Wikingerzopferln. Irgendwann überkam mich dann das Gefühl, na ja, vielleicht ist an der doch etwas dran, kann ja sein. Nur weiß ich nicht, wie das alles funktionieren soll. Wo ist der Plan?

Ich bin ja ein Müllnazi. Also, so in echt. Gerade dass ich nicht zum Saubermacher gehe und denen zeige, was noch so alles getrennt werden könnte. Dann erfahre ich so nebenbei, dass wir Steirerbuam und -mädels so viel brav Müll trennen tun, dass aus Neapel ziemlich viel ungetrennter, teurer Müll zu uns gebracht werden muss, damit unsere Müllverbrennungsanlagen noch funktionieren. Klar, die brauchen erdölhaltige Produkte, zum Beispiel Plastiksackerln, sonst brennt dort gar nix. Jetzt irgendwie blöd, aber doch für unsere Welt bezeichnend, weil nix mehr einfach ist.

Das mit der Energiereduktion ist halt so eine Sache, weil es hier sehr bald ans Eingemachte geht. Bleibe ich gleich bei mir: Ich renn’ zu Hause immer in meinen abgetragenen Italosweatern von Puma herum. Die Modeindustrie würde bei mir jetzt nie die Millionen scheffeln, aber egal, gespart muss dort werden, wo es den Konsumenten zwickt: Ich dürfte zum Beispiel keinen aufregenden Rotwein mehr aus Chile oder Argentinien trinken, weil alleine der Transport schon so viel Energie kostet, dass er verboten sein müsste. Nein, wir müssen alle den Gürtel enger schnallen. Wird kein Problem sein, weil Fleisch essen sollte ja auf das Wochenende verbannt werden, so werden wir automatisch dünner. Weiter so: Keine Flugreisen mehr, dafür Sommerurlaub in Tobelbad. Wer neue Ski hat, wird so und so erschlagen, die Tauschbörse wird in sein. Und unsere Autos und Motorräder? Verbieten! Es lebe die Bim, der Bus und der Weg zu Fuß, ist eh gesund. Ich will jetzt gar nicht erst davon reden, wie viel Energie die Streamingdienste oder eine Google-Abfrage verbrennen. »Wie in den 1970ern!«, höre ich Sonnenkönig Bruno Kreisky vom Himmel lachen. Erdölkrise 1974 und so. Ja eh, aber wir leben jetzt im Jahr 2019 und unser Wohlstand beruht auf Konsum. An dem hängen auch die Jobs. Dabei sind wir ja alles brave Praktiker. Wir rennen auf den Markt, fahren mit dem Rad, verwenden seit Jahren aufladbare Batterien, essen Biofleisch und Vollwertkost, verwenden jedes Blatt Papier zweiseitig und alles Drum und Dran. Das bringt uns aber nur Nüsse. Shit! Lese ich mir die Liste der Verzichte durch, die wir vorantreiben müssen, um wenigstens als Österreicher die Klimawerte 2030 zu erreichen, wird mir schlecht.

Die Entsagung macht uns zu massiv angefressenen Monstern, wir halten das nicht lange durch, außer vielleicht in einer Ökodiktatur. Aber an die will ich noch nicht denken. Dann lieber doch ein Leben in Saus und Braus, wie in der uns legitimierten Generation-Falco gebilligt wurde? Sorgen hamma morgen und die nächste Generation kann eh brausen gehen. Ja, why not? Aber keine Kolumne endet ohne Ausweg: Es kommt die eine, also eine Superwissenschaftlerin oder der Technikhawie, der uns die Sache mit der Erderwärmung durch einen Kohlendioxidfresser regelt. Ich meine, die Technik hat uns den ganzen Fortschritt gebracht, jetzt soll sie so gnädig sein und einen Schritt weiterdenken und das alles wieder einrenken. Ich weiß, das funkt! Das wird dann auch die Greta verstehen und wieder freitags in die Schule gehen. Ihr energiegeladener G Punkt.

Martin G. Wanko (49) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

Da Wanko, Fazit 153 (Juni 2019), Foto: Martin G. Wanko (Selfie)

Kommentare

Antworten