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Mister Nice

| 31. Mai 2021 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 173, Fazitgespräch

Foto: Erwin Scheriau

Roland Fink ist IT-Unternehmer. Seine Firma heißt Niceshops und betreibt 40 Shop-Portale in 16 Sprachen. Im Vorjahr erzielten die Niceshops 100 Millionen und heuer wahrscheinlich 160 Millionen Euro Umsatz. Niceshops sitzt nicht im Silicon Valley, sondern in Saaz bei Feldbach.

Das Gespräch führten Johannes Tandl und Fabio Schaupp.
Fotos von Erwin Scheriau.

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Wir sind noch einige Kilometer von Saaz entfernt, doch das riesige weiße Gebäude mit dem daran angebrachten orangen Smiley – dem Niceshops-Logo – ist bereits gut erkennbar. Beim kurzen Fußmarsch vom Parkplatz in Richtung Empfang kommen wir an einer wegen des Regenwetters verwaisten Chill-out-Area samt Pool und Beachvolleyballfeld für die Mitarbeiter vorbei.

Beim Weitergehen treffen wir einige Angestellte, die bei einem Becher Kaffee auf einer überdachten Terrasse sitzen. Wir werden freundlich begrüßt und betreten das Gebäude. Der Empfang ist leer. Daher rufen wir den CEO am Handy an. Der hebt auch sofort ab und bittet uns, kurz zu warten. Während der Wartezeit starren wir ungläubig auf zwei riesige Flatscreens hinter dem Empfangstresen.

Auf einem poppt in einer Art Liveticker auf, wer gerade etwas bei einem der Niceshops bestellt. Auf dem anderen sehen wir die Umsätze, die die Shops an diesem Tag bereits erzielt haben. Es sind mehrere Hunderttausend Euro, und die Zahl steigt kontinuierlich in raschen Hundertersprüngen. Da hören wir auch schon Roland Fink aus dem Obergeschoß rufen. »Griaß Eich, kommt’s bitte rauf!«

***

Herr Fink, Jeff Bezos war vor seinem Entrepreneurship Investmentbanker, Sie sind Jurist und hatten mit »Datenkraft« bereits ein großes Unternehmen für Onlinemarketing und Webdesign. Warum trifft man mit dieser Basis die strategische Entscheidung, im Onlinehandel tätig zu werden?
Eine kleine Richtigstellung vorab: Ich bin ein gescheiterter Jurist, ein Studienabbrecher der Telematik und der Rechtswissenschaften – nach jeweils einem Abschnitt. Aber das hatte einen Grund: Datenkraft kam mir dazwischen, was auch sehr viel Spaß gemacht hat. Ich war im Jahr 1996 Webdesigner, damals war das kein weitverbreiteter Beruf und wir haben daher richtig coole Projekte realisiert – etwa für Grundig Australien. Aber zur Frage nach dem Warum: Die Motivation für den Weg in den Handel war, dass Dienstleistung oder Beratung sehr arbeitsintensiv sind. Ich wollte etwas anderes machen und Handel war insofern naheliegend, als ich mir gedacht habe, dass das ein einfaches Geschäftsmodell ist. Außerdem wollte ich nicht von einzelnen Kunden abhängig sein. Datenkraft war keine kleine Agentur, wir hatten 80 Mitarbeiter, und ein Schlüsselerlebnis war, dass wir damals einen Kunden verloren haben und daraufhin 20 Leute kündigen mussten. Niceshops hat über eine Million Kunden, das macht es leichter.

Wir haben gelesen, es seien sogar vier Millionen.
In den letzten zwölf Monaten etwas bestellt haben etwa eine Million Menschen. Datensätze haben wir tatsächlich vier Millionen.

In Österreich gab und gibt es Tausende Onlineshops, aber sehr viele kamen nie richtig vom Fleck. Was hat Niceshops besser gemacht?
Das ist eine Frage, die ich mir immer wieder stelle. Wir haben zum Beispiel eine breite Produktpalette. Im Naturkosmetikbereich sind wir etwa in Italien Marktführer, im 3D-Druck sogar in vielen europäischen Märkten. Marktführer heißt, dass wir in dieser Kategorie tatsächlich mehr Umsätze machen als Amazon. Wir haben großen Respekt vor Amazon, die machen einen guten Job. Aber die Frage, die sich stellt, ist: Warum kann man trotzdem gegen Amazon reüssieren? Wir glauben, dass unser Erfolgsgeheimnis der Umgang untereinander sowie mit gesellschaftlichen Themen und dem Klimaschutz ist. Wir verfolgen nicht nur monetäre Ziele. Wir wollen zum Beispiel klimapositiv und der beste Arbeitgeber in Europa sein.

 

Foto: Erwin Scheriau

Und ihr wollt Spaß haben bei der Arbeit.
Ja. Ich glaube, dieser Faktor wird von vielen Unternehmen unterschätzt, weil er eigentlich direkt auf den wirtschaftlichen Erfolg einzahlt und die Leistungsfähigkeit der Kollegen beeinflusst. In der Logistik sind wir über allen Benchmarks, die es gibt. Bei Amazon gibt es etwa ein System, das sagt: Diese Person arbeitet unter dem Schnitt und muss gekündigt werden. Wir haben kein Tablet, wo ein Timer runterläuft, der dir sagt, wie schnell das nächste Produkt verpackt sein muss. Sogar in der Logistik gibt es gewisse Freiheiten. Es ist interessant, dass unser Zugang zu so einer Performance führt.

Ist das ein gewachsener Prozess, der sich weiter in diese Richtung entwickelt?
Ja. Wir hatten über die Jahre immer wieder Berater, die uns erklärt haben, dass es so nicht funktioniert, weil wir diese oder jene Personal- oder Bestellgrenze überschreiten. Heute sind wir 450 Menschen – und wieder heißt es, es wird bei 1.000 Kollegen nicht funktionieren. Wir werden sehen, ob sie Recht behalten. Bisher hat es immer noch funktioniert. Prozessweltmeister sind wir jedenfalls nicht.

Wichtig für den Onlinehandel ist nicht nur die Logistik, sondern auch ein gewaltiges Produkt-Know-how. Niceshops braucht mit Sicherheit überragende Einkäufer, um sich, etwa in einem Bereich wie 3D-Drucker, gegen Amazon durchzusetzen.
Was wir schon gesehen haben über die Jahre: Wir sind gescheitert, wenn wir niemanden hatten, der hinter dem Produkt gestanden ist. Wir haben Menschen, die weniger den Einkauf als die Produkte selbst lieben. Außerdem haben wir ein bisschen Glück. Wenn eine Naturzahncreme bei uns 2,39 kostet und beim Mitbewerb 2,29, ist es kein großer Unterschied.

Sind das Direktvertriebsprodukte, die sie ohne Vertriebsstufen, also mit viel höherer Marge, verkaufen?
Nein, ganz normale Handelsprodukte. Es sind Marken, die beim dm oder Bipa auch stehen. Grundsätzlich war auch Internationalisierung ein Thema, das uns immer begleitet hat.

War das von Anfang an geplant?
Es ging relativ schnell, weil hier im Dreiländereck mit Ungarn und Slowenien schnell irgendwo ein Bekannter sitzt. Slowenien war unser erster Markt – kein großer Markt, aber trotzdem funktioniert er. Italien ist schnell dazugekommen und war lange der größte Markt. Und jetzt sind wir stark in Deutschland, weil viel Speditionsware wie Pools dorthin verkauft wird, was logistisch leichter ist.

Unlängst ist mir passiert, dass ich erst bei der Zahlung des Produkts erkannt habe, dass es ein Niceshop ist. Ist das ein bewusster Zugang, die Dachmarke zu verbergen?
Niceshops ist für uns im Hintergrund eine Marke, die in der Steiermark vielleicht etwas bekannter ist, aber es ging immer darum, die Handelsmarken in den Vordergrund zu stellen. Denn wenn du glaubwürdig sein willst, musst du Experte sein. Da passt das Pferdefutter nicht zum 3D-Drucker, das glaubt einem niemand.

Amazon nehmen wir aber ab, Experte für alles zu sein.
Nein, eigentlich auch nicht. Da kauft man eher auf Preis und Verfügbarkeit. Man kann bei Amazon aber nicht nachfragen, welche Düse die richtige ist für diesen speziellen 3D-Drucker.

Warum hat Niceshops einen so mächtigen Investor wie die Müller-Holding an Bord genommen?
Wir hatten schon vorher Investoren. Mit Müller war es so, dass uns Thomas Spann [Anmerkung: der Geschäftsführer der Kleinen Zeitung] vor drei Jahren angerufen hat und meinte, Müller würde sich gerne mit uns treffen. Es kommen viele Unternehmer zum Austausch zu uns, auch dieses Treffen war gut – und für Müller war unsere Unternehmenskultur eine ganz andere Welt. Es hat mich gewundert, dass ein paar Monate später ein Anruf bezüglich einer tiefergehenden Kooperation einging. Wir haben die Idee sehr attraktiv gefunden, weil wir auf das gesamte Müller-Sortiment zugreifen können. In Zahlen: auf etwa 160.000 Artikel. Wir haben dadurch Spielzeug und Parfümerie im Portfolio. Auch aus strategischer Sicht ist die Kooperation interessant, weil ich als Niceshops weniger erreiche, wenn ich bei Lego oder Sony anrufe, als wenn es Müller tut, weil er einer der größten Händler in Europa ist. Dadurch bekommen wir auch bessere Preise. Der Austausch mit einem Konzern dieser Größenordnung ist zusätzlich gut für uns, weil dort viele Prozesse bereits optimal geregelt sind, die wir erst regeln müssen.

Wickelt Niceshops auch den Onlinehandel für Müller ab?
Wir beraten in Form einer gemeinsamen Gesellschaft.

Müller wird auch etwas eingezahlt haben.
[lacht] Logisch. Und das macht vieles leichter. Was wir hier machen, ist sehr kapitalintensiv. Wir haben einen Lagerstand von 15 Millionen Euro und der wird nicht weniger, wenn man so schnell wächst, wie wir es tun.

Finanziert sich Niceshops über regionale Banken?
Ja. Vor ein paar Jahren war die Finanzierung sehr herausfordernd, weil niemand an die Story geglaubt hat. Mittlerweile ist es leichter, weil die Kennzahlen passen. Die Frage ist immer, ob dir dein Businessmodell geglaubt wird, wenn du es gerade aufbaust. Noch dazu, wenn du es in Saaz machst.

Warum sitzt Niceshops übrigens in der Nähe von Feldbach und nicht in der Umgebung von Warschau oder Bukarest?
Das hat ausschließlich einen persönlichen Hintergrund. Wir waren auf dem Sprung nach Wien, aber meine Frau hat einen Job in Feldbach angenommen, wo sie Partnerin in einer Steuerberatungsfirma wurde. Mir war es egal, wo wir hingehen, weil ich nur einen Laptop gebraucht habe, und so wurde es eben Saaz.

Foto: Erwin Scheriau

Wie sehr eignet sich die Österreich steuerlich als Standort für ein digitales Handelshaus?
Die gesetzlichen Regelungen sind so, wie sie sind. Es gibt ein großes Möbelhaus, das die Steuern in Malta zahlt. Dort sind die Steuern mit der Behörde aushandelbar. Ob es korrekt ist oder nicht, ist so lange keine Frage, solange die Gesetze so sind. Auch, wenn es moralisch nicht korrekt sein mag. Wenn man sich Amazon anschaut: Letztes Frühjahr gab es arbeitsrechtliche Überprüfungen und viele Anzeigen wegen Zustellern, die als Vertragspartner eingesetzt waren. Amazon sagt, das seien keine Angestellten, sondern es sind Selbstständige – dann muss man ehrlich sagen: Das ist eine Augenauswischerei, natürlich haben sie gewusst, was hier passiert.

Warum geht Amazon überhaupt auf die letzte Meile der Zustellkette?
Die letzte Meile ist noch nicht gut gelöst. Der gelbe Zettel und die unterschiedlichen Services sind nicht zufriedenstellend, auch wenn die Post viel versucht. DHL hat vor drei Jahren gesagt, sie haben keine Angst vor Amazon, aber drei Monate später ist der DHL-Chef gegangen, weil Amazon 20 Prozent des DHL-Umsatzes übernommen hat.

Jetzt soll in der Nähe von Graz ein riesiges Verteilerzentrum von Amazon gebaut werden, nur um den Großraum Graz zu versorgen. Ist das für Niceshops irgendwann auch denkbar?
Ja, das ist ein Thema. Für Graz, Wien, Linz, Salzburg und München werden wir sogar heuer noch etwas realisieren zusammen mit Veloblitz. In Graz erfolgt ein Teil der Zustellung schon jetzt durch Fahrradboten. Zustellung ist einfach ein Thema und ich bin als Versandhändler immer der, der das Paket bringt. Und in dieser Rolle will ich nicht, dass es, wenn an der Lieferadresse niemand anzutreffen ist, in irgendeiner Bude hinterlegt wird, deren Besitzer neben seinem Kerngeschäft halt auch einen Vertrag mit einem Zusteller hat. Aktuell arbeiten wir mit der österreichischen Post zusammen und in den anderen Ländern mit lokalen Partnern wie DHL bzw. der Schweizer oder slowenischen Post.

Niceshops baut jetzt in Graz das Roseggerhaus um. Was passiert dort?
Wir siedeln von der Reitschulgasse, die schon viel zu klein ist, und nur wegen Home Office und Corona noch Platz genug bietet, an diesen neuen Standort. Das wird ein attraktiver Bürostandort mit 250 Arbeitsplätzen.

Wird es dort auch ein Ladengeschäft geben?
Nein, nur eine Möglichkeit zur Abholung. Wir haben überlegt, ein Geschäft zu machen, aber da gibt es bessere Standorte in Graz. Wir glauben an Modelle wie jenes, das wir bei E-Bikes von Geero haben, wo online konfiguriert wird und in der Grazer Reitschulgasse abgeholt werden kann.

Sind das dann auch Stadterneuerungsprojekte?
Eines unserer Ziele ist, stationär Flächen zu attraktiveren, und wir wollen nicht in Einkaufszentren gehen. Ich glaube, es gibt viel Potenzial für Click & Collect und eine neue Art von Erlebniseinkauf. Wir probieren da bereits einiges aus.

Der Onlinehandel ist ein Gewinner der Pandemie. Wie können stationärer und Onlinehandel gemeinsam leben?
Wenn wir in die mittelbare Zukunft schauen – ein oder zwei Jahrzehnte –, dann sind wir in einer Situation, wo der Onlinehandel von 15 auf 40 bis 50 Prozent steigen wird. Das bedeutet einen massiven Strukturwandel. Einige stationäre Händler finden die richtige Antwort mit Flagship- oder Marken-Stores, die allerdings auch Gefahren bergen. Dem stationären Handel muss man vorwerfen, dass er von wenig Innovation geprägt ist. Onlinebestellungen sind nicht gerade eine neue Entwicklung. Bei manchen Geschäften denke ich mir: Das kann nicht sein. Es gibt Mitarbeiter in Baumärkten, die sagen: Ruf bei Poolshop (Anmerkung: ein Niceshops-Portal) an, weil dort gibt es die Ersatzteile. Da frage ich mich schon, ob die Kunden bei diesem Händler richtig abgeholt werden.

Warum bleibt der stationäre Handel so – regelrecht – nostalgisch?
Es gibt viele, die sich nicht mit dem Thema Innovation beschäftigen wollen, sondern ihre Geschäfte so weiterbetreiben wollen, wie sie es schon immer getan haben.

Jetzt gibt es einen Megatrend, der sich mit Regionalisierung umschreiben lässt. Viele stationäre Händler versuchen, sich dadurch vom bösen globalisierten Onlinehandel zu differenzieren. Plant Niceshops auch so etwas?
Wir haben 80 Prozent Exportanteil. Das heißt, wir haben große Märkte in der Schweiz, Slowenien, Deutschland und Italien. Vor drei Jahren haben wir mit der Handelskammer Schweiz eine Umfrage gestartet, wo es darum ging, herauszufinden, wie wichtig regionale Herkunft für das Kaufverhalten ist und woher die besten Produkte kommen. Das Ergebnis war, dass die regionalen Produkte die wichtigsten sind und alles möglichst von zu Hause gekauft wird. In Deutschland hatten wir ein ähnliches Ergebnis. Darauf haben wir reagiert und die Produktherkunft klar ausgewiesen. Gekauft wurde trotzdem genau gleich wie vorher. Die Regionalisierung ist attraktiv, wir gehen darauf ein, aber ich kaufe keinen Ramsch, nur weil er von zu Hause kommt.

Wie wichtig ist der Versand von Lebensmitteln für Ihr Unternehmen?
Wir werden heuer etwa zehn Millionen Umsatz mit Lebensmitteln erzielen. Das ergibt sich aus verschiedenen Projekten wie Vulkanland oder den Genussregionen, die auch über andere Shops erreichbar sind. Im Sortiment haben wir vor allem Frischfleisch. Nicht nur Almo und Co., sondern auch Lamm oder andere spezielle Fleischarten, die nicht in jedem Geschäft einfach zu bekommen sind. Die Logistik ist auch nicht besonders problematisch, weil wir Spezialverpackungen haben, die 48 Stunden lang die Temperatur halten.

Wird der Lebensmittelhandel intensiver darauf einsteigen?
Es gibt in Wien Unternehmen, die innerhalb von drei Stunden die gewünschten Artikel in die Wohnung liefern. Da stellt sich die Frage: Warum soll ich noch einkaufen gehen? Ich glaube, das Thema wird sehr stark aufkommen.

Foto: Erwin Scheriau

Die meisten Technologieunternehmen suchen händeringend nach gut ausgebildeten IT-Leuten und geben immer mehr Geld für ihr Employer Branding aus. Wie reagiert Niceshops darauf?
Uns geht es ausgezeichnet, weil wir ein attraktiver Arbeitgeber sind. Wir sind cool, haben lässige Benefits und schaffen eine tolle Arbeitsumgebung. Da darf ich nicht mitjammern. Eventuell könnte es sein, dass sich einige Arbeitgeber in diesem Bereich mehr anstrengen müssen. Wir haben auch bei der IT ein Team von 50 Leuten, und soweit ich das mitbekomme, brauchen wir keine Personalvermittler in diesem Bereich.

Wenn der Anteil des Onlinehandels tatsächlich auf bis zu 50 Prozent steigt in den nächsten 15 Jahren, wird sich Niceshops dann auch verdrei- oder vervierfachen?
In diesem Zeitraum werden wir hoffentlich noch viel stärker wachsen – so wie wir aktuell auch kontinuierlich und über dem Markt größer werden. Vor sechs Jahren waren wir bei 10 Millionen Euro, letztes Jahr bei 100 Millionen, heuer werden wir bei 160 Millionen ankommen.

Steht irgendwann der Sprung nach Übersee an?
Wir überlegen das immer wieder, weil wir gerne wissen würden, ob unser Portfolio dort auch funktioniert. Aber konkrete Pläne gibt es nicht.

Was denkt ein Pionier wie Roland Fink von Niceshops eigentlich über das »Kaufhaus Österreich«?
Jede Aktion, die dem österreichischen Handel zugutekommt, ist zu begrüßen. Das ist die diplomatische Antwort. Aber ja, es war ein Rohrkrepierer, eine teure Fehlentscheidung und hat nichts gebracht. Das wissen wir heute. Wir als Niceshops haben das Kaufhaus jedenfalls nicht gespürt.

Niceshops wird immer mit Amazon verglichen – hat Amazon von euch etwas übernommen?
Ich glaube nicht. Aber der Vergleich kommt immer wieder, ja, das ist für uns allerdings wirklich keine Auszeichnung, weil wir eine ganz andere Strategie verfolgen. Der Umgang, den Amazon mit Menschen hat, ist von geringer Wertschätzung gekennzeichnet. Das wird ihnen irgendwann auf den Kopf fallen. Oft wird es schon auch schlechter dargestellt, als es ist, und doch wird vieles falsch gemacht. Der Mensch ist unterschiedlich leistungsfähig. Das muss berücksichtigt werden. Uns ist wichtig, dass ein Mitarbeiter eine Leistung bringt, aber wenn er dazu nicht fähig ist, ist er trotzdem gleich viel wert, weil er sein Bestes gibt. Das Thema wird aber ohnehin mehr aufkommen, weil die jungen Menschen andere Ansprüche an ihren Arbeitsplatz haben.

Zum Abschluss noch eine Frage, Herr Fink: Wann haben Sie persönlich das letzte Mal bei Kastner & Öhler eingekauft?
Da muss ich überlegen, weil wegen Corona so lange alles zu war. [denkt nach] Es war schon vor der Pandemie. Aber ich habe dazwischen online beim Kastner bestellt – ich wollte Turnschuhe. Die konnten dann aber nicht geliefert werden, weil sie nicht verfügbar waren. [lacht]

Herr Fink, vielen Dank für das Gespräch!

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Roland Fink wurde am 17. August 1971 geboren und lebt mit seiner Familie in Riegersburg. Er maturierte 1993 am BORG Feldbach und begann danach ein Telematik Studium an der TU Graz sowie ein Jusstudium an der Uni Graz. Fink brach beide Studien ab und startete seine berufliche Karriere als Projektleiter  bei einem Grazer IT-Unternehmen. 1999 gründete er das Unternehmen »Datenkraft« und baute es zu einer der größten  Onlineagenturen des Landes aus. 2005 startete er das E-Commerce-Portal »VitalAbo«, einen Onlineshop für Nahrungsmittelergänzungen und Sportnahrung. 2010 gründete er die Niceshops GmbH als Dachgesellschaft für etwa 40 Shoppingportale in 16 Sprachen. Das Unternehmen beschäftigt derzeit rund 450 Mitarbeiter und erzielte im Vorjahr einen Umsatz von 100 Millionen Euro. niceshops.com

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Fazitgespräch, Fazit 173 (Juni 2021), Fotos: Erwin Scheriau

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