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| 12. Mai 2023 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 192, Fazitgespräch

Foto: Erwin Scheriau

Steiermärkische-Vorstand Oliver Kröpfl über die Herausforderungen, die Corona und der Ukraine-Krieg für eine Universalbank mit sich bringen und darüber, wie man als Bank trotzdem substanzielles Wachstum generiert.

Das Gespräch führten Johannes Roth und Johannes Tandl.
Fotos von Erwin Scheriau.

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Die Steiermärkische Sparkasse ist gesellschaftsrechtlich eng mit der Erste Group verknüpft. Man nutzt Synergien, achtet aber streng darauf, die Eigenständigkeit zu bewahren. Das Bankhaus ging in den vergangenen Jahren durch kluge Wachstumsstrategien aus jeder gesellschaftlichen und politischen Krise substanziell stärker hervor. Kürzlich hat das Vorstandsquartett Gerhard Fabisch, Oliver Kröpfl, Walburga Seidl und Georg Bucher die Bilanz für 2022 vorgelegt. Ein zufriedenstellendes Periodenergebnis nach Steuern von 292 Millionen Euro, zu dem freilich die buchmäßigen Aufwertungen der ausländischen Tochtergesellschaften beigetragen haben.

Das Betriebsergebnis hat sich auf 315 Millionen Euro gesteigert, besonders hohe Wachstumsraten im Kundengeschäft zeigen sich in einem Kreditwachstum von 7,7 Prozent und einem Provisionsergebnis von 5,7 Prozent. Die Eigenmittelquote ist mit 22,5 Prozent ungewöhnlich hoch, die Tochterbanken in den Auslandsmärkten erzielen alle überplanmäßige Ergebnisse und nicht zuletzt sind auch die Risikokosten trotz Corona- und Ukraine-Krise auf sehr niedrigem Niveau. Fazit hat bei Vorstandsmitglied Oliver Kröpfl nachgefragt, wie das seit Jahren anhaltende Wachstum der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG zustande kam und wohin die Reise geht.

***

Herr Kröpfl, in Ihren Vorstandsbereich fällt das Thema Werbung. Inwiefern sind Sie an die Linie der Erste Group gebunden?
Die Österreichischen Sparkassen haben sich bereits vor vielen Jahren dazu entschlossen, in diesen Markenverbund zu gehen – mit allen Vor- und Nachteilen. Seit wir diesen Verbund leben, stellen wir fest, dass die Vorteile überwiegen: Alle Befragungen zeigen, dass sich unsere Marke positiv entwickelt. Die Gefahr von Verwechselbarkeit ist in der Praxis nicht gegeben. Wir könnten den Markenverbund theoretisch verlassen, das steht aber überhaupt nicht zur Debatte. Und nachdem wir Produkte wie George ja innerhalb des Markenverbundes gemeinsam erfolgreich nutzen, wäre es wenig sinnvoll, plötzlich von diesem gemeinsamen Weg abzugehen. Das eigenständige Marketing zeigt seine Handschrift in Projekten, die wir regional unterstützen.

Das Marketing der Steiermärkischen Sparkasse hat traditionell auch viel mit gesellschaftlicher Verantwortung zu tun …
Engagement im sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Bereich – das sind die Schwerpunkte, die von unserer Haupteigentümerin der Verwaltungssparkasse ganz stark mitgetragen werden. Was zum Beispiel direkt aus dem Werbebudget der Steiermärkischen Sparkasse gefördert wird, ist unser Engagement im Breitensport.

Ändert sich mit den zahlreichen Krisen der letzten Jahre auch die Herangehensweise in der Kommunikation einer Bank?
Der Wert der persönlichen Kommunikation, die ja in den vergangenen Jahren etwas weniger geschätzt wurde, hat zugenommen. Auch jüngere Kundinnen und Kunden wissen den Wert einer Bankfiliale wieder deutlich mehr zu schätzen. Die wollen einfach in wichtigen Fragen ein qualitativ hochwertiges, persönliches Gespräch führen können. Wir brauchen die digitalen Instrumente also ebenso wie die traditionellen Beratungsgespräche. Ein angemessenes Filialnetz steht für uns daher außer Diskussion.

Der Zahlungsverkehr war früher Kerngeschäft der Filialen – wie werden sich die Filialen denn verändern, wenn dieser Teil des Bankgeschäfts sich in den digitalen Raum verlagert?
Von ein paar Ausnahmen abgesehen: Es wird nie mehr die Frequenz geben wie früher, als die Menschen noch dreimal in der Woche in die Filiale kamen. Heute kommt man, um Finanzierungsbedürfnisse, Veranlagungspläne und andere beratungsintensive Themen zu besprechen. Da braucht es eine andere Art von Filiale. Wir werden also sukzessive in unser Filialnetz investieren, die Räume und die Möblierung noch stärker auf Beratung ausrichten. Neben dem Ambiente wird man auch in die entsprechende Ausbildung der Mitarbeiter investieren.

Zurück zur Kommunikation und der gesellschaftlichen Verantwortung einer Bank: Uns fällt auf, dass die sogenannte Wokeness in der Kommunikation vieler Finanzdienstleister eine immer größere Rolle spielt. Inwieweit ist das mit dem Seriositätsanspruch einer Bank zu vereinbaren?
Hardfacts in Bezug auf die Dienstleistung haben sicher die höhere Priorität. Das digitale Angebot, die Filialen, die Produkte etc. sind für die meisten Kunden wichtiger als unsere Förderprogramme. Natürlich gibt es aber auch Kunden, die sich das soziale Engagement einer Bank genauer ansehen. Bei denen gibt dann genau das den Ausschlag, wenn sie sich zwischen Banken entscheiden müssen. Aber es wäre naiv zu glauben, dass man mit solchen Initiativen die Bedeutung von Hardfacts overrulen kann.

Sprechen wir über Immobilien, gute Geschäfte hat man in der Vergangenheit mit Vorsorgewohnungen gemacht. Ist dieses Geschäftsmodell jetzt durch die Abschaffung der kalten Progression gefährdet?
Nach den klassischen Bauherrenmodellen herrscht nach wie vor eine rege Nachfrage. Man wird sehen, wie sich das weiterentwickelt. Allerdings ist es so, dass Wohnungen, die nach dem klassischen Bauträgervertragsgesetz vermarktet werden, in Graz nur mehr ganz vereinzelt projektiert werden. Es gibt natürlich Kunden, die in ihren Projekten schon so weit fortgeschritten sind, dass es Unsinn wäre, jetzt einen Stopp einzulegen. Aber ansonsten ist das Wachstum bei Bauträgerprojekten im Großraum Graz und anderen Ballungszentren der Steiermark äußerst bescheiden. Wir erwarten auch nicht, dass sich das in den nächsten Monaten ändern wird.

Foto: Erwin Scheriau

Wie wird sich der Markt Ihrer Ansicht nach entwickeln?
Spannend wird werden, auf welchem Level sich die Konsumenten überhaupt Wohnraum leisten können werden. Es gab einerseits diesen Trend zur Mikrowohnung, also mehr oder weniger gut aufgeteilte 30 bis 40 Quadratmeter-Wohnungen. Andererseits war man gewohnt, dass man sich jedes Mal, wenn man umzieht, flächenmäßig vergrößert. Diese Entwicklung wird sich in dieser Form nicht mehr fortsetzen. Das wird sich einfach nicht mehr ausgehen.

Wie ist denn die Nachfrage von Privat nach Immobilienkrediten?
Die Nachfrage ist auf einem deutlich niedrigeren Niveau als in den vergangenen Jahren. Das erste Halbjahr 2022 war stark von Vorzieheffekten geprägt: Menschen, die wussten, dass die neuen Bestimmungen Mitte des Jahres in Kraft treten würden, haben sich vorher noch ihre Finanzierung beschafft. Danach sank das Niveau kontinuierlich.

Bleibt das so?
Aus den Gesprächen mit Kunden wissen wir, dass manche der Fehleinschätzung unterliegen, dass die Immobilienpreise in absoluter Betrachtung sinken werden und man, wenn man zuwartet, eine Immobilie von der Nominale her billiger erwerben kann als derzeit. Ich glaube das nicht. Ich denke, dass viele Menschen beobachten, wie’s mit der Energiepreisentwicklung weitergeht, was das für die Betriebskosten bedeutet etc., und dass 2024 das Thema wieder an Dynamik gewinnen wird.

Wenn man die derzeitigen Kreditzinsen, die üblicherweise zwischen vier und fünf Prozent liegen, mit einer Inflation von acht bis zehn Prozent zueinander in Beziehung setzt, dann verwundert es, dass nicht jeder jetzt einen Kredit aufnimmt …
Tatsächlich ist es so, dass derzeit ein Kreditnehmer tendenziell besser fährt als ein Anleger. Viele betrachten das aber nicht so, sondern haben eher die Sorge, wie es weitergehen wird. Emotional traut man sich da über Investitionsentscheidungen nicht drüber.

Viele Menschen fürchten sich jetzt vor einer Rezession. Zu Recht?
Ich sehe dafür keine Anzeichen. Das Kreditwachstum bewegt sich allerdings schon deutlich unter dem Niveau der vergangenen Jahre. Meine Beobachtung ist, dass viele Unternehmer über Investitionen nachdenken und diese auch vorbereiten, aber momentan Zurückhaltung üben, was die Umsetzung angeht. Es gibt eine Diskrepanz zwischen der Anzahl der Anfragen und den Investitionsmitteln, die dann tatsächlich von unseren Kunden abgerufen werden. Es ist eine Frage des Timings.

Ist bei der Vergabe von Investitionskrediten von der Bankenseite her Zurückhaltung spürbar?
Wenn ich den Markt anschaue, kann ich keine Zurückhaltung wahrnehmen. Man sieht das zum Beispiel am Konditionenwettbewerb, aber auch die anderen Indikatoren lassen keine Anzeichen einer Kreditklemme erkennen. Viele Banken in Österreich sind von der Liquidität her sehr gut aufgestellt und schauen, wie sie diese Liquidität in Kredite veranlagen können. Dementsprechend »bullish« verhalten sie sich. Die Banken sind bereit, zu investieren und tun es auch.

Ein Blick auf die Bilanzsumme der Steiermärkische Sparkasse zeigt, dass das Institut in den vergangenen sechs Jahren ungewöhnlich stark gewachsen ist. Allein von 2015 bis 2022 von 15 auf über 20 Milliarden Euro – das ist ziemlich deutlich über dem Markt. Woher kommen diese Marktanteile?
Dieses Wachstum ist zum Teil anorganisch, weil wir in Nordmazedonien eine zweite Bank gekauft haben. Die Bilanzsumme ist in unserem Fall eine voll konsolidierte Bilanzsumme inklusive der Mehrheitstöchter …

… das sind alle Töchter, bei denen die Steiermärkische Sparkasse die Mehrheit hat, in Märkten, in denen sich die Erste Group nicht unter diesem Label bewegt?
Richtig, in Märkten, wo wir Mehrheitseigentümer sind, gibt es keine eigenen Tochtergesellschaften der Erste Bank. Diese Vereinbarung gibt es seit Ende der 90er Jahre. Wir stimmen uns aber ab. Die Erste Group nutzt unsere Struktur, wenn ihre Kunden in diesen Märkten etwas tun wollen. Aber zurück zum Wachstum: Der Kauf der mazedonischen Société-Générale -Tochter, der Ohridska Banka AD Skopje, begründet einen Teil dieses Wachstums. Natürlich sind wir über die letzten Jahre auch stark organisch gewachsen. Speziell im Firmenkundengeschäft, dem KMU-Geschäft und bis vor zwei Jahren auch im Bereich der gewerblichen Immobilienkunden hatten wir die entsprechenden Wachstumsraten. 2022 war das Wachstum im Firmenkundengeschäft 8,7 Prozent netto. Also doch deutlich über dem Markt.

Foto: Erwin Scheriau

Vor zwei Jahren hat sich das Wachstum der Steiermärkischen Sparkasse im Immobilienbereich also geändert – was ist passiert?
Wir haben entschieden, dass wir das Wachstum in diesem Segment ein wenig einbremsen werden. Man wusste damals nicht genau, was passieren würde. Wir haben aber gesehen, dass wir über viele Jahre in diesem Segment – Bauträgergeschäft, Zinshaushandel, Bauherrenmodelle, der genossenschaftliche Bereich etc. – doch sehr stark gewachsen sind. Also haben wir das Wachstum aus Risikoerwägungen auf etwa sechs Prozent limitiert. Jetzt haben wir den Vorteil, dass uns der Markteinbruch, der jetzt ja da ist, nicht so hart trifft.

Sie haben vorher den Zukauf der Ohridska Banka angesprochen. Wie ist denn grundsätzlich die Strategie der Steiermärkischen hinter den Auslandsaktivitäten?
Wir engagieren uns prinzipiell dort, wo wir die Chance sehen, einen wesentlichen Beitrag für die Region zu leisten. Das ist die Zielsetzung.

Und wie steht‘s um die Zielerreichung?
Nicht in allen Auslandsmärkten konnten wir unsere Ziele gleichermaßen erreichen. Das organische Wachstum in den Ländern Ost- und Südeuropas ist teilweise noch nicht auf dem Niveau, wie wir uns das wünschen würden.

Woran liegt das?
Das hat verschiedene Gründe. Einerseits die eher dubiose Perspektive eines EU-Beitrittes mancher Länder. Andererseits gibt es demografische Probleme: In einigen Märkten schrumpft die Bevölkerung. Das dämpft das Wachstum. Auch Corona und andere Probleme der letzten Jahre hatten einen Impact. Es ist sehr unterschiedlich. In Kroatien etwa liegt der Marktanteil in den Kundensegmenten irgendwo zwischen 20 und 30 Prozent. In anderen Ländern, wie Bosnien-Herzegowina, bewegen wir uns zwar auf einem stabilen Profitabilitätslevel, der Marktanteil hat aber noch Potenzial. In einem solchen Land muss man sich auch aufgrund der politischen Situation sehr gut anschauen, ob man über weitere Zukäufe nachdenkt.

Und? Denken Sie über weitere Zukäufe nach?
Ja, nachdenken tun wir. Die Bank dort ist à la longue betrachtet momentan wahrscheinlich zu klein. Aber wir werden sehen.

Andere Banken ziehen sich zurück, Sie investieren in den Balkan …
Rückzug steht für uns nicht zur Diskussion. Man kann ja nie sagen, was in 20 oder 30 Jahren geschehen wird, aber auf die nächsten Jahre ist Rückzug aus diesen Märkten sicher kein Thema. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass der Weg, den die Generation vor uns – wenn man das so sagen darf – eingeschlagen hat, für uns gut ist. Wir sehen, dass wir das Wachstum, das wir in den Auslandsmärkten generieren können, gut brauchen können und dass wir hier stabile, positive Ergebnisbeiträge erzielen. Und wir glauben nach wie vor, dass diese Länder früher oder später Teil der Europäischen Union sein werden. Auch wenn die Zeitpläne sehr volatil sind.

Eine andere Bank ist immer wieder in den Schlagzeilen, weil Teile der Gruppe nach wie vor in Russland aktiv sind. Inwiefern ist denn Russland ein Problem für die Steiermärkische Sparkasse?
Es ist unmittelbar nur ein geringes Problem, weil wir weder in Russland noch der Ukraine engagiert waren oder sind. Mittelbar aber ist es Thema, weil einige Kunden von uns dort Geschäfte machten. Bei denen schlagen die makroökonomischen Auswirkungen an allen Ecken und Enden auf. Unser Interesse zielt also darauf ab, dass die grundsätzliche Stabilität wiederhergestellt wird und in Europa wieder Frieden herrscht.

Wie sieht es mit den Wertberichtigungen in Ihrer eigenen Bilanz aus? Verstellen da nicht die Corona-Förderungen den Blick auf die tatsächliche Lage der Unternehmen?
Die 2022er-Risikokosten bewegen sich immer noch substanziell unter den langjährigen Vergleichszahlen – im Inlandsgeschäft bei uns knapp über der Nulllinie. Das ist nicht die Normalität. Da ist es sicher so, dass die Coronahilfsmaßnahmen einen entsprechenden Effekt generiert haben. Wir glauben, dass es zu einem Anstieg der Wertberichtigungen kommen wird, aber nicht in einem exorbitanten Ausmaß, sondern einen Anstieg in den normalen Bereich.

Sehen Sie eine Übersubventionierung der Wirtschaft oder eher notwendige Hilfsmaßnahmen?
Wenn man sich den Wirtschaftsstandort Österreich im Vergleich zu anderen Ländern ansieht, dann muss man sagen: Man hat vieles richtig gemacht. Die Frage ist halt immer, wann die Grenze erreicht ist. Man kann schon einen gewissen Trend dahingehend beobachten, dass derzeit viele immer dann, wenn etwas auf der Welt passiert, sich nach der helfenden Hand umsehen.

Einer dieser Fälle, wo nach einer helfenden Hand gerufen wird, ist die derzeitige Inflation. Wie stellt sich die aus ihrer Sicht dar?
Dauerhaft ist eine Inflation auf diesem Level nicht gut, Sparer und Anleger werden so kalt enteignet. Das geht vielleicht zwei, drei Jahre gut, aber wenn sich eine solche Inflation über einen längeren Zeitraum erstreckt, dann ist das auch gesamtgesellschaftlich ein Problem. Kurzfristig, um es noch einmal zu sagen, ist es so, dass die von der Regierung getroffenen Maßnahmen mehr Vorteile als Nachteile haben. Jetzt muss man aber schauen, dass man diesbezüglich wieder in der Normalität ankommt.

Foto: Erwin Scheriau

Einige Banken wie die Crédit Suisse oder die Silicon Valley Bank sind in jüngster Vergangenheit unangenehm aufgefallen – manche wollen daraus ableiten, dass eine neue Bankenkrise unmittelbar bevorstehe. Was entgegnen Sie denen?
Wenn auch oft darüber gejammert wird – im EU-Raum wurde in den letzten 10 bis 15 Jahren die engmaschigste Bankenregulierung der Welt organisiert. Die kann im Einzelfall versagen. Aber die größeren Banken sind im Regelfall gut kapitalisiert und liquiditätsmäßig gut aufgestellt. Sie erfüllen alle Kriterien, die für eine Bank aus Kundensicht wichtig sind. Man kann nicht immer alles voraussehen, aber die Wahrscheinlichkeit einer Bankenkrise im EU-Raum ist nach meinem Dafürhalten verschwindend gering.

Die Österreicher sind ja in ihrem Anlageverhalten eher klassisch orientiert: Bausparen, Lebensversicherung, Immobilien etc. Der Kapitalmarkt spielt kaum eine Rolle. Warum?
Der Anteil der Menschen, die sich mit Wertpapierprodukten beschäftigen, ist deutlich gestiegen. Aber vor allem im Vergleich mit anderen Ländern ist da noch viel Luft nach oben. Ein signifikanter Teil der Anleger scheint dieses spezielle Risiko zu scheuen, während man andere Risiken – wie etwa das Inflationsrisiko – nicht so im Auge hat.

Haben Sie da nicht Angst, dass Sie den Onlineangeboten ein wenig hinterherhinken werden? Selbst der ehemalige CEO der Erste Group, Andreas Treichl, ist in ein solches Fintech – Froots – investiert.
Man sieht, dass sich vor allem in der jungen Zielgruppe derartige Systeme großer Nachfrage erfreuen. In unserem Geschäftsmodell geht’s aber immer um Beratung, wir wollen einfach keine Produkte – seien es nun Finanzierungen, Wertpapiere oder anders – beratungsfrei anbieten. Es sei denn, der Kunde besteht darauf. Da geht’s nicht nur um Beratung im Sinne des Wertpapieraufsichtsgesetzes; wir wollen das wirklich mit unseren Kunden diskutieren. Aber natürlich ist diese Entwicklung zu beachten, in den letzten drei Jahren konnten Fintechs ihre Marktposition deutlich verbessern. Bezogen auf das Gesamtkundenportfolio im Wertpapiergeschäft ist es aber immer noch eine kleine Menge an Kunden, die mit solchen Portalen tradet.

Herr Kröpfl, vielen Dank für das Gespräch.

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Dr. Oliver Kröpfl wurde 1976 in Fürstenfeld geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er im oststeirischen Fehring. An der Universität Graz promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaften und war von 2004 bis 2005 für die ÖVP Abgeordneter im steirischen Landtag. Im Jahr 2000 begann seine Karriere bei der Steiermärkischen Sparkasse. Dort wurde er 2013 zum Leiter des Generalsekretariats der Steiermärkischen Bank und Sparkassen AG und 2018 in den Vorstand berufen. Er ist für Kommerz, Werbung und Immobilien zuständig. Oliver Kröpfl ist verheiratet und lebt in Graz.

Fazitgespräch, Fazit 192 (Mai 2023), Fotos: Erwin Scheriau

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