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Hummel, Mors und Hamburg

| 10. Juni 2023 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 193, Kunst und Kultur

Foto: Thies Raetzke

Eurowings verbindet flugtechnisch seit kurzem Graz mit der weiten Welt und auch der Hansestadt. Wir waren beim Jungfernflug in den Norden dabei. Eine Sommerverbindung, die man intensiv nutzen sollte.

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Das Hafenviertel, sorry, die Hafen-City in der Hansestadt blüht auf. Gentrifizierer haben ihre wahre Freude, die Quadratmeterpreise für die frischen Wohnungen taumeln ins Unendliche. Für den architekturbegeisterten Städtereisenden hingegen bietet sich ein Eldorado an spannenden Neubauprojekten, die das Viertel nächst der Speicherstadt aufzuweisen hat. Eine kluge Entscheidung für, sagen wir, eher Betuchte, sich dort einzukaufen, denn man kann nach Gusto und defacto mit Hauspatschen auf einen Abstecher in die Elbphilharmonie spazieren und in der wunderbaren Altstadt den Abend ausklingen lassen.

Nicht ohne Elbphilharmonie
Die Stadt an Alster, Elbe und Bille hat natürlich weitaus mehr zu bieten als die üblichen Touristenattraktionen wie Reeperbahn, St. Pauli und das seit 2001 ununterbrochen laufende Rührstück »Der König der Löwen«. Letzteres ist für Familienausflügler fürwahr ein etablierter Zuschauermagnet. Um Karten sollte man sich rechtzeitig vor Reiseantritt kümmern. Das gilt ebenso für Konzerttickets im großen Saal der Elbphilharmonie, einem Pflichttermin bei jedem (!) Besuch. Und anlässlich dieses Besuches sollte man in der Wahl nicht pingelig sein und persönliche Vorlieben hintanstellen. Für die kurzen Tage der Anwesenheit kann man getrost wirklich alles nehmen, was sich anbietet, die Elbphilharmonie muss einfach sein.

Immer internationaler
Die Stadt ist im Wandel und das merkt man nicht nur an den Preisen und der stark verbesserten internationalen Kulinarik. Die internationalen Investments liefern ihren Beitrag. China klopft an.

Jetzt aber zum Titel und ein wenig Historisches: »Hummel, Hummel – Mors, Mors« gilt als Hamburgs Schlacht- oder Erkennungsruf. »Hummel« war ursprünglich der Kose- respektive damals Schimpfname eines Wasserträgers in der Hamburger Neustadt. Er lebte von 1787 bis 1854, hieß eigentlich Johann Wilhelm Bentz und soll griesgrämig, reizbar und nicht zuletzt etwas beschränkt gewesen sein. Den Hamburger Kindern jedenfalls, die ihm ihr »Hummel, Hummel« nachriefen, knurrte er regelmäßig ein »Mors, Mors« zurück, was bis heute eine ähnliche Aufforderung bedeutet wie das plattdeutsche »Klei di an’n Mors« (Fass dich an den Hintern!). Eines der vielen lieblichen Histörchen, die uns in der Stadt ständig begegnen.

Für passionierte Umweltbewusste oder einfach Fans der »Radlausborgerei« gibt es – wie in mittlerweile vielen europäischen Städten – auch neuerdings in dieser Stadt die Möglichkeit, kostengünstig einfach per App ein Zweirad zu entlehnen und an ausgewählten Stützpunkten abzustellen. Dies erachten wir als umso vorteilhafter, wenn,man sich feschen Zielen wie etwa dem Bezirk Ottensen oder dem empfehlenswerten Elbstrand sportlich annähern will. Der Stadtteil Ottensen an sich wiederum ist ein kleiner Geheimtipp, ein architektonisches Kleinod, das, in viel Grün gebettet, zum beinstrampelnden Villenbestaunen einlädt. Die Klammer schließt sich zum oben erwähnten Hafenviertel.

Und den Ruf »Hummel, Hummel« gibt es im Übrigen noch immer. Man hört ihn heute im HSV-Stadion. Immer wenn ein Tor für den HSV fällt, ruft der Stadionsprecher: »Hummel, Hummel« und die Fans antworten mit »Mors, Mors«. Und auch um Tickets für den HSV oder für FC St. Pauli, je nach Einstellung, sollte man sich rechtzeitig kümmern. Auf die Gefahr hin, sich mit diesem einfachen Tipp zu wiederholen, just saying.

Alles Kultur, Fazit 193 (Juni 2023), Foto: Thies Raetzke

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