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Zur Lage (28)

| 14. Juni 2010 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 63, Zur Lage

Über das Österreichische Freilichtmuseum Stübing, über das richtige Timing und über Grazer Soziale.

Gleich am Anfang muss ich Sie was bitten: Besuchen Sie doch an einem der nächsten Wochenenden mit Ihrer ganzen Familie das Österreichische Freilichtmuseum Stübing (9–17 Uhr, www.freilichtmuseum.at). Irgendeine Zeitung aus Graz, ich hab da etwas den Überblick verloren, hat uns nämlich die traurige Nachricht zur Kenntnis gebracht, dass es um die Finanzen dieses Aushängeschilds historischer wie heimischer Baukultur im Argen steht. Griechische Verhältnisse also, wohin man blickt. Und, meine Erinnerungen aus den späten Siebzigern (es war ein Besuch im Rahmen eines Wandertages der Unterstufe meines Gymnasiums – Gymnasium muss ich übrigens bald nicht mehr schreiben, wird ja künftig jedes Gymnasium ein Gymnasium sein) trügen mich sicher nicht, Stübing ist immer einen Besuch wert! Wobei, und das ändert jetzt aber gar nichts an meiner Besuchsempfehlung, ein bisschen könnte ich mir vorstellen, dass so im Juli oder August dieses Jahres, also gerade nicht nur eine Woche vor der Wahl aber doch noch immer kurz vor der Wahl der Landeshauptmann gemeinsam mit der (irgendwie sicher zuständigen) Ministerin Claudia Schmied bei einer feierlichen Pressekonferenz die »Rettung von Stübing« präsentieren wird.

Den einen oder die andere wird es schon gegeben haben, die vor den erschreckenden Nachrichten gar nicht gewusst haben, dass es Stübing gibt. Dass es überhaupt Freilichtmuseen gibt. Und nicht nur für diesen einen oder diese andere ist dann so eine Rettung natürlich eine Supergeschichte. Sympathisch, praktisch und überhaupt klass. Na, jetzt aber hallo. Stopp. Ich fände das toll! Ich fände das wirklich toll, wenn das so passieren würde. Ich hoffe sogar, dass eine solche Rettung (wie immer sie dann ausgestaltet ist) stattfindet. Und sollte das »Timing« wie eben beschrieben sein, ja mein Gott. Das kann man wirklich niemanden anlasten, dass er ein bisserl schaut aufs Timing. Ein jeder muss das ja nicht so halten,  wie etwa Elke Edlinger.

Mein Gott, die Elke Edlinger! Der bin ich  fast ein bisschen gram, dass sie ihre Ankündigung, gegen Wolfgang Riedler beim Stadtparteitag der Grazer Sozialdemokraten (die SPÖ in Graz heißt übrigens »Die Grazer Sozialen«, das gefällt mir auch sehr, da könnte auch ich gut damit beschrieben sein, oder Sie liebe Leserin, oder Sie werter Leser) anzutreten, gerade kurz vor meinem Redaktionsschluss hat machen müssen.

Jetzt habe ich meinen ganzen wunderbaren Text über die tollen Sachen in Stübing wieder löschen müssen, nur damit ich mich mit Ihnen ein bisschen über dieses wunderbare Beispiel zeitlichen Feingefühls unterhalten kann. Ich meine, Elke Edlinger hat schon recht. Man hat von der SPÖ in Graz seit den Tagen des Altbürgermeisters Stingl wenig gehört. Selbst mir ist jetzt auf Anhieb etwa Tatjana Kaltenbeck-Michl gar nicht einmal eingefallen, die war auch Vorsitzende der SPÖ-Graz. Und von Walter Ferk ist mir doch tatsächlich eine ganze Google-Minute lang der Vorname entfallen gewesen.

Ferk war ja immerhin Spitzenkandidat bei der letzten Gemeinderatswahl. (Falls Elke Edlinger nicht kurz vorher bei einem Parteitag gegen ihn angetreten ist; das hätten wir dann aber alle vergessen.) Derzeit ist jedenfalls Wolfgang Riedler Parteichef. Und Elke Edlinger möchte offenbar einen »Showdown«. Damit die – in diesen Tagen wohl einstellige – SPÖ in Graz wieder neu durchstarten kann. Das war ihr halt offenbar wichtig. Ganz egal, was da am 26. September gewählt wird. Und ganz egal, dass diese Wahl vor allem und beinahe ausschliesslich in Graz entschieden wird. Irgendwie ist das auch zu bewundern; kompromisslos ist es jedenfalls.

Naja, wie auch immer das ausgeht – ich persönlich schätze den Wolfgang Riedler ja sehr, von der Stadträtin weiss ich einfach zu wenig (wenigstens weiss ich, dass es sie gibt, sonst weiss ich das von keiner Stadträtin in Graz; aber das ist eine andere Geschichte) –, ich wünsche jedenfalls dem Parteitag einen guten Verlauf. Und hoffe, dass sich die Truppe bald wieder erholt. Den aktuellen Zustand haben sich »Grazer Soziale« ganz sicher nicht verdient. (Was nicht den Sachverhalt betrifft, dass es auf einem Parteitag zwei Kandidaten gibt! Das ist angesichts unzähliger 95%-Parteichefs ja schon wieder eine erfrischende und aus demokratischer Sicht begrüßenswerte Tatsache.) Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine große Koalition dem Lande nicht nutzen kann.

Zur Lage, Fazit 63 (Juni 2010)

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