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Zum Thema (Fazit 70)

| 10. März 2011 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 70, Fazitthema

Copy & Paste. Angewandtes Urheberrecht Liebe Leser, wir müssen uns als Herausgeber des Fazit an dieser Stelle bei Ihnen entschuldigen. Was uns in der Dezemberausgabe letzten Jahres passiert ist, können wir nicht ignorieren: bei unserer Titelgeschichte wurde abgeschrieben. Dabei ging es leider nicht nur um einzelne Sätze aus nicht angegebenen Quellen, sondern um ganze Absätze. Dafür bitten wir um Entschuldigung. Mit dieser Ausgabe wollen wir dieses Kapitel abschließen und gleichzeitig unserem Mitarbeiter Michael Thurm, bekannt als Interviewer in den Fazitgesprächen, eine neue Aufgabe übertragen. Schon in der letzten Ausgabe „Gescheit(ert)e Bildung“ ist er als Autor der Titelgeschichte eingesprungen. Für diese Ausgabe hat er sich nun ausführlich mit dem Phänomen des geistigen Diebstahls beschäftigt und spendet damit ein wenig Trost. Denn sowohl die Reihe der Betrüger als auch jene der Betrogenen ist lang. Nun sind es nicht nur wir, die betrogen wurden, sondern auch Sie, und wir hoffen dies mit dieser und folgenden Ausgaben wiedergutmachen zu können. Christian Klepej & Johannes Tandl

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Das Thema des Urheberrechts könnte so unterhaltsam sein – so lange man nicht selbst betroffen ist. Wenn man sieht, welche „Genies“ der Weltgeschichte sich in einem Anflug von Arroganz, Faulheit oder Ideenlosigkeit bei anderen bedient haben, scheint es, als wärs ein Kavaliersdelikt.
Nun wurde auch der deutsche Verteidigungsminister zu Guttenberg des Plagiates bezichtigt und man tut sich schwer, noch von Unschuldsvermutung zu sprechen. Die Gegenüberstellung der Süddeutschen Zeitung belegt zu deutlich, dass die Passagen ohne Verweis auf die eigentlichen Quellen übernommen wurden. Nun mag auch das ein Anflug von Faulheit oder Zeitnot gewesen sein, denn die Summa-cum-laude-Dissertation von Guttenberg wurde erst 2007 publiziert. Da war er schon lange Zeit Mitglied des deutschen Bundestages. Vielleicht ist es bei ihm auch eine Schlampigkeit, vor der wir alle nicht gefeit sind, auf jeden Fall aber ist es ein Fehler, zu dem es zu stehen gilt. Wir werden sehen, wie sich der Minister in der Sache schlägt. Ich kann mich nur bedanken, dass er dem aktuellen Thema zu noch mehr Aktualität verholfen hat. Denn ein Kavaliersdelikt sind Plagiate ganz sicher nicht. Das zeigt sowohl unser Blick in die Wirtschaft wie auch in die Rechtsfragen des Urheberrechtes. Weder die Verbreitung von Kinofilmen im Internet noch die Produktpiraterie, noch das Abschreiben aus Wikipedia, Zeitungsartikeln und Büchern. Nun ist das Thema aber nicht nur wegen des Guttenberg’schen Glamourfaktors so unterhaltsam, sondern vor allem weil es trotz fatalistischer Szenerien zur Enteignung des geistigen Eigentums jede Menge Lichtblicke gibt. Das Urheberrecht entwickelt sich weiter, die Techniken, um Plagiate aufzuspüren, werden besser und es entstehen sogar neue Bezahlsysteme. Alles, was es für einen vernünftigen Umgang mit dem geistigen Eigentum brauchen würde, ist ein klein wenig Verantwortung und Anstand. Michael Thurm

Zum Thema, Fazit 70 (März 2011)

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