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Zum Thema (Fazit 84)

| 26. Juni 2012 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 84, Fazitthema

Kaputtsparen? Ja, das geht! Die Kosten-Nutzen-Analyse von politischen Reformen und Strukturanpassungen ist kein einfaches Betätigungsfeld. Bringt es dem Steuerzahler etwas, wenn etwa das Krankenhaus auf der Stolzalpe die interne Abteilung schließt, weil in es in der Umgebung genügend Kapazitäten gibt? Oder kostet es mehr, als es bringt, wenn in Zukunft bis zu 140 Mitarbeiter pendeln müssen oder, was wahrscheinlicher ist, in die Ballungsräume Graz oder Salzburg abwandern? Ohne die genauen Zahlen zu kennen, kann gesagt werden, dass es für die Region zum Problem wird, wenn der größte Arbeitgeber langfristig 30  Prozent weniger Personal benötigt. Rechnet man ein, dass der gesamte Bezirk Murau ohnehin von Abwanderung geplagt ist, muss der Rationalisierungserfolg der Krankenhausverkleinerung schon riesig sein, um seine Folgekosten rechtfertigen zu können.

Da sind einmal die Schulen, die nicht mehr benötigt werden, denn bei 100 Familien, die wegziehen, fehlen geschätzte 160 Kinder. Wegen der beschleunigten Abwanderung steigen die Schwierigkeiten bei der Finanzierung der kommunalen Infrastruktur.  Auch die Polizeiposten, Postämter und das Bezirksgericht – so es in der Region überhaupt noch eines gibt – sind dann noch weniger ausgelastet als zuvor. Weil das Gesundheitsressort etwas tut, was für sich betrachtet völlig logisch und richtig ist und Ineffizienzen beseitigt, erhält die Abwärtsbewegung, die in der gesamten Region spürbar ist, einen dramatischen Schub.

Ganz anders und irgendwie ähnlich ist das Problem der Region Deutschlandsberg mit den Reformpartnern. Dort kämpft eine engagierte Bürgerinitiative für den Ausbau der L601 als leistungsstarke Verbindung der weststeirischen Industriestadt zur A9 bei Wildon. Die bestehende Bundesstraße ist längst am Limit und macht den Aus- und Einpendlern das Leben schwer. Anders als in Murau gibt es in Deutschlandsberg eine funktionierende  Industrie. Das Land weigert sich mit dem Verweis auf die leeren Kassen beharrlich, die Mittel für den Straßenneubau in die Hand zu nehmen. Für die Unternehmer, die ihre Betriebe regelmäßig modernisieren müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben, spielen die Kosten der schlechten Verkehrserschließung jedoch eine wichtige Rolle. Schlechte Wege verteuern nicht nur die Transporte, sie stellen für dringend benötigte Spitzenkräfte, die schon heute zum Großteil täglich von Graz nach Deutschlandsberg pendeln, ein echtes K.O.-Kriterium dar. Sollte das Land beim Ausbau der L601 weiterhin säumig bleiben, erspart sich der zuständige Landesrat zwar kurzfristig einige Millionen Euro. Langfristig sind die jährlichen Folgekosten dieser Kopf-in-den-Sand-Politik wahrscheinlich höher als die Einmal-Ersparnis einer nicht gebauten Straße.

Zum Thema, Fazit 84 (Juli 2012)

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