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Von der griechischen Regierung lernen

| 26. Juni 2013 | Keine Kommentare
Kategorie: Editorial, Fazit 94

In Griechenland wurde der öffentlich-rechtliche Rundfunk zugesperrt. In einer Blitzaktion hat die Regierung den »ERT« am 11. Juni  aufgelöst und beschlossen, im Herbst mit einer neuen, abgeschlankten und effizienteren Struktur an den Start zu gehen. Der ERT hatte bis zu diesem Aus über 2.600 Mitarbeiter (2006 waren es noch mehr als 5.000), die zum Teil mit überdurchschnittlich hohen Gehältern ausgestattet waren. Im internationalen Vergleich hatte dieser Sender damit mehr als fünfmal so viele Mitarbeiter wie private Sendeanstalten.

Der Österreichische Rundfunk hat heute über 5.000 Mitarbeiter. Bei noch weniger Sendeminuten am Tag als sein nun geschlossenes griechisches Pendant. Und dieser ORF hat laut Kleiner Zeitung vom 21. Juni nun eine »Rosskur« vor sich. Es gilt, ein Sparpaket von 80 Millionen Euro zu stemmen, und erste Programmopfer wurden auch schon gefunden: So soll das eigenproduzierte Kinderprogramm reduziert und vor allem nur mehr aus zugekauften, internationalen (damit in aller Regel US-amerikanischen) Serien bestehen. Insgesamt sollen Eigenproduktionen rarer und etwa auch die Übertragung der Lesungen in Klagenfurt zum Bachmann-Preis gestrichen und wohl durch die siebenunddreißigste Sitcom ersetzt werden. Eine Reduktion der Mitarbeiterzahl habe ich im ORF-Konzept noch nicht gefunden. Wiewohl gerade die dringend notwendig wäre.

Der ORF war eine moderne, ja avantgardistische und tolle Rundfunkanstalt. Zumindest bis in die Neunzigerjahre des letzten Jahrhunderts hinein. Spätestens seit der Intendanz von Gerhard Zeiler aber hat der ORF begonnen, zum »Bilderlradio« zu werden, zu einer Abspieleinheit für eben meist amerikanische Leichtestkost. (Gegen die überhaupt nichts einzuwenden ist, nur nicht in einer dem öffentlich-rechtlichen Gedanken verpflichteten Sendeanstalt. Das können Private durchaus besser, dafür aber ohne Gebühren zu verlangen.) Natürlich hat der ORF noch immer auch gutes wie sehr gutes Programm im Angebot. Was aber etwa die oft getrommelte »Regionalität« betrifft, erscheinen die 13 Minuten »Bundesland Heute« am Tag eher als Hohn.

Man sollte den ORF per Regierungsbeschluss schließen. Ö3 sofort als Privatsender führen, 3Sat (mit Regionalfenstern) und Ö1 sowie FM4 als Übergangsangebot weitersenden lassen und im Herbst mit einem modernen, dem Attribut »öffentlich-rechtlich« würdigen Angebot neustarten. Schaden würde das weder dem ORF noch den werten Zusehern. Die können »Scrubs« auch auf Pro7 viermal am Tag sehen.

::: Hier können Sie den Text online im Printlayout lesen: LINK

Editorial, Fazit 94 (Juli 2013)

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