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Zur Lage (61)

| 26. September 2013 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 96, Zur Lage

Über Unternehmertum und den Sepp Bucher, kurz was über das schöne Bayern und Atombomben und über einen lustigen Kondomtest.

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Frank Stronach. Muss man noch mehr schreiben? Kann man noch mehr schreiben überhaupt, wenn man der Leserin schon mit der ersten Zeile, mit diesen ersten beiden Worten so viel an Unterhaltung geboten hat? Man kann! Aber zu den Grünen komm ich erst später.

Frank Stronach; noch einmal. Hat irgendjemand geglaubt, dass dieser alte Fuchs, dieser Zampano möcht ich schreiben, dieses menschgewordene Unternehmertum für so viel Esprit in der österreichischen Innenpolitik und darüber hinaus vor allem im Österreichischen Rundfunk sorgt? Diese Minuten bass erstaunten Schweigens vor dem Fernseher, wo Frank Stronach mit den Wolfs und den Lorenz-Dittlbachers und den Thurnhers des ORF, ja, man kanns nicht anders formulieren, Schlitten gefahren ist? Herrlich, sag ich Ihnen. Alleine dafür hat Frank Stronach meine Stimme mehr als verdient. Bekommt sie aber leider wohl nicht.

Um den Sepp Bucher tuts mir leid. Muss ich wirklich sagen, ganz ohne Umschweife, um den tuts mir leid. Der wird fehlen im Parlament. Es ist ja geradezu Ironie der Geschichte, dass einer der wenigen wirklich guten Abgeordneten leider nicht mehr dem nächsten Hohen Haus angehören wird. Sollte kein Wunder geschehen. Aber gut, ich wünsch dem Sepp Bucher aus reinem Herzen ein Wunder. Muss ich ja, weil wählen werd ich auch ihn nicht.

Was noch? Die Neos! Eine tolle Truppe. Eine ganz tolle Truppe. Viele tolle Ideen, viele motivierte junge Menschen. Toll einfach. Aber auch zu denen komm ich erst später. Kommunisten kandidieren auch, denk ich. Interessanterweise sind die noch immer nicht verboten. Aber gut, die sind so gut, soll sein. Freiheitlich könnt ich einmal wählen.

Außerdem hab ich mir gedacht, da jetzt gute sechzig Prozent der rechtschaffenen Leser nicht mehr bei uns sind, weil sie sofort – voller ehrlicher Entrüstung! – dieses »Schmierblattl« haben weggeschmissen, sind wir unter uns. Ein bisserl intimer und können offener die Dinge beim Namen nennen. Natürlich werd ich die Freiheitlichen nicht wählen. Da wären schon zwei, drei Sachen, die sie von den Sozialisten unterscheiden, aber, sorry, das geht nicht! Die Flachkappendichte unter den freiheitlichen Funktionären ist mir dann doch noch zu hoch, außerdem rechts von mir, sag ich immer, rechts von mir sollte nur mehr der humane Strafvollzug stehen. Aber auch das ist eine andere Geschichte. Hui, heute gehts aber richtig zur Sache, merke ich.

Kommen wir zu Michael Spindelegger. Kommen wir zur ÖVP. Die, gefühlt natürlich nur, ist die am meisten gehasste Partei Österreichs. Also wenn man sich in den sozialen Netzwerken des Internets umtreibt. Dort ist nämlich plusminus, più meno, alles, also wirklich alles, was die ÖVP tut oder treibt, sagt oder schreibt, des Teufels. Bumstinazl. Etwa Bayern, also nicht die ÖVP, dort halt die CSU, die hat ja letzten Sonntag für klare Verhältnisse gesorgt. Ja habe die Ehre, Sie können, Sie wollen sich nicht vorstellen, was die geballte Internetilligenzia für dieses wunderschöne Land seit Sonntag für Beschimpfungen, für Schmähungen übrig hat. Würde irgendjemand, auch nur einer, sowas über eine linke Partei schreiben, dann wär erst was los. Mahnwachen, Lichtermeere, Protestsongs und und und. Aber es ist ja Bayern und es ist ja nur die CSU. Da darf dann der Internetfuzzi mit der Idiotenfrisur etwa meinen, er verstünde »Außerirdische« eher als die bayrische Seele. Oder ein anderer Geistesriese aus sich herausfallen lassen, Bayern sei ein Hort inzestuöser Hinterwäldler. Um nur die jugendfreien Beispiele zu nennen.

Das bringt mich zu diesem sympathischen Grazer Sozialdemokraten, der unlängst hat festgestellt, dass beim Aufsteirern – ich war da noch nie, heuer hab ich mich nicht getraut, man weiß ja nicht – »der Einsatz einer taktischen Atombombe keine Unschuldigen töten würde«. Na ist das super? Bin ja nur froh, dass es kein rechter Dämlack war, dem das eingefallen ist. Man stelle sich die vielen Broschüren »Gegen rechts« vor, die stalinorgelgleich über uns hereingeschossen wären. Aber so ist ja nichts passiert.

Beim Michael Spindelegger waren wir eigentlich. Und die Grünen wollt ich auch noch erwähnen, hab jetzt aber fast keinen Platz mehr. (Zwei Seiten wollte mir die Redaktion nicht durchgehen lassen.) Vielleicht nur ganz kurz erzähl ich von »Eva. Das grüne Mädchenmagazin. Auch für Jungs.« Ich weiß schon, der Titel ist amusant genug, aber noch cooler war der Kondomtest in diesem Magazin. Ein bisserl fixiert kommen sie mir vor, die Grünen. Egal. Der Kondomtest, der hat mich unterhalten. Zum einen weil etwa auch ein lesbisches Paar sich berufen fühlte, da mitzufühlen; was immer die damit machen. Und zum anderen weil ich so Manuel kennenlernen durfte. Der braucht nämlich XXL (sagt er, wir verstehen) und ist  »pansexuell«. Wow, aber, das war mir neu, das ist gar nicht das Arge! Das ist mehr so »mal Mann«, »mal Frau«, »mal Kukuruz« oder sonst ein beliebiges Objekt der Trieberfüllung. Wo die Lust halt hinfällt.

Den jungen Grünen gefällt das Magazin übrigens gar nicht. Denen ist das zu sehr Establishment. Die haben ihre eigene Jugendkampagne gestartet, nämlich »I love my vagina«. Auch das Motto »Sex soll Spaß und keine Kinder machen« gefällt mir natürlich ungemein.

Noch ein bisschen bunter treibens die jungen Grünen in Deutschland, die wollen endlich die selbstbestimmte Gesellschaft und verlangen daher, dass auch Geschwister, Sie wissen, also. Nein. Aus!

Gut. Wahlempfehlung in dem Sinn will und kann ich Ihnen natürlich keine geben. Wichtig ist einmal, dass Sie hingehen. Und wen ich schwarze Socke wähle, das ist ja eh kein Geheimnis. Mal schauen, wie lange sich der Satz noch ausgeht: Im Übrigen bin ich der Meinung, dass eine große Koalition dem Lande nicht nutzen kann.

Zur Lage #61, Fazit 96 (Oktober 2013)

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