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»Lesen soll doch keine Qual sein«

| 22. Dezember 2017 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 139, Kunst und Kultur

Foto: Tom Storyteller

Mit seinem neuen Buch »Alte Geister ruhen unsanft« hat Kinderbuch-Autor Thomas Brezina knapp nach Erscheinen Platz eins der Bestsellerliste eingenommen und Autoren wie Dan Brown und Robert Menasse hinter sich gelassen. Wie es war, erstmals einen Erwachsenenkrimi zu schreiben, und was er in Zukunft vor hat, erzählt der 54-Jährige im Interview. Interview von David Baumgartner.

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Herr Brezina, vier von zehn Kindern der vierten Volksschulklasse können hierzulande nicht sinnerfassend lesen. Fühlen Sie sich als Autor von über 40 Millionen verkauften Kinderbüchern in der Pflicht, daran etwas zu ändern?
Es war immer mein Ziel, Kindern zu zeigen, dass Lesen ein Abenteuer ist. Die Fertigkeit des Lesens aber muss in der Schule unterrichtet werden. Mein Vorhaben für die nächsten Jahre ist es, Bücher noch mehr so zu gestalten, dass möglichst viele Kinder die Texte gut, schnell und mit Freude lesen können.

Nach der Matura haben Sie beim ORF angefangen, wo sich kaum jemand dem Kinderfernsehen widmen wollte – außer Ihnen.
Kinderbücher und Kinderfernsehen werden oft als »kleine Geschwister« der »echten« Bücher und des »echten« Fernsehens gesehen. Das war nie meine Ansicht. Mein Ziel war und ist es, Kinder zu begeistern. Dafür arbeite ich auch viel mit Leuten, die zum Beispiel für die BBC tätig sind, wo Kinderprogramm einen hohen Stellenwert einnimmt.

Für das Kinderfernsehen »Okidoki« zeichnen Sie seit bald zehn Jahren verantwortlich. Sind Sie ein strenger Chef?
Mir ist Qualität wichtig und vor allem, dass wir das Publikum immer überraschen können. »Durchgehen« lasse ich nichts. Ich habe heute ausgezeichnete Mitarbeiter.

In Ihrem neuen Erwachsenenkrimi kommt auch Blut vor. War es ein befreiendes Gefühl, sich nicht mehr zurückhalten zu müssen?
Ganz ehrlich: Ja. Nicht des Blutes wegen, sondern weil ich einen Krimi so schreiben konnte, wie ich ihn auch gerne als Erwachsener lesen würde.

Sie gaben an, beim neuen Buch sprachlich »einen Schritt« machen zu wollen.  Kann man nach 500 Kinderbüchern an der Sprache noch feilen?
Meine Sprache ist meine Sprache, ganz klar. Aber nach mehr als 70 Knickerbocker-Abenteuern war ich in einem Sprachduktus, den ich erweitern wollte. Ich mache das nie mit Krampf. Ich stelle mir Erwachsene als Zuhörer vor und erzähle – vor meinem geistigen Auge müssen sie zuhören.

Kritik, Ihre Sprache sei zu seicht, lässt Sie kalt?
Kritik von den Menschen, die mit mir eng zusammenarbeiten und denen die höchste Qualität meines Werks wichtig ist, nehme ich ernst und wichtig. Ich wollte immer so erzählen, dass Kinder mit Freude und Genuss lesen und einfach Zugang finden. Lesen soll doch keine Qual sein.

Am Ende des neuen Buches kündigen Sie eine Fortsetzung an. Schreiben Sie bereits an ihr? Haben Sie die Handlung bereits im Kopf?
Als ich beim Schreiben zum Ende gekommen bin, war ich wehmütig. Die Idee für einen weiteren Fall habe ich im Kopf. Die Chance, dass ich ihn schreibe, liegt bereits bei über 51 Prozent.

Axel, Lilo, Poppi und Dominik haben bereits eine Fortsetzung – bekommen auch das Tiger-Team und Tom Turbo eine?
Bei Tom Turbo überlege ich. Das muss aber etwas Besonderes sein. Mal sehen – nächsten Herbst wird Tom Turbo 25 Jahre alt.

Herr Brezina, danke für das Gespräch.

Alles Kultur, Fazit 139 (Jänner 2018) – Foto: Tom Storyteller

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