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Unerträglichkeiten aus Österreich

| 25. Mai 2012 | Keine Kommentare
Kategorie: Editorial, Fazit 83

»Maria Fekter ist eine schwere Belastung für Österreich geworden.« schreibt Georg Hofmann-Ostenhof in einem Profil-Kommentar über die Finanzministerin. In seiner kruden Begründung weist er zwar darauf hin, dass Fekter eben nicht den »Rausschmiss« Griechenlands aus der EU gefordert habe, dass sie aber dem Euro-Gruppenchef und Luxemburgerer Premier Jean-Claude Juncker auf die Nerven ginge und es zudem noch einige ungenannte, aus Euroländern nördlich der Alpen stammende Politiker gäbe, die Fekter als »Hexe aus dem Süden« bezeichnen würden. Das reicht Hofmann-Ostenhof allemal, um ihr den Abgang zu empfehlen.
Natürlich sehe ich das ganz und gar nicht so. Natürlich sehe ich auch schwere Belastungen für Österreich. Aber sicher nicht in Form einer Finanzministerin, die genau das (als eine der Ersten) anspricht, was die Eurogruppe um Juncker nur Stunden nach Erscheinen des Profilkommentars selbst den Griechen ans Herz legt. So schreibt der Spiegel, dass die Euro-Zone Griechenland »unverblümt mit dem Rausschmiss« drohe, solange es nicht damit beginnt, finanzpolitische Zusagen auch einzuhalten. Ich sehe eine schwere Belastung für Österreich in der mangelnden Fähigkeit des führenden Nachrichtenmagazins, ausgewogene Berichterstattung und Kommentierung zu garantieren. Hofmann-Ostenhof entblödet sich auch nicht, Fekter das »Nichteinhalten europäischer Spielregeln« vorzuwerfen – es ging um eine verfrühte Pressekonferenz der Finanzministerin –, dabei aber zu ignorieren, dass es die EU selber ist, die seit 2010 regelmässig EU-Vereinbarungen betreffend der finanziellen Unterstützung zahlungsunfähiger Mitglieder bricht.
Weiters sehe ich eine schwere Belastung für Österreich in Person von Norbert Darabos (ja, dem Verteidigungsminister, der seit Jahren das Bundesheer langsam aber teuer auflöst), der sich in einem Interview mit der »Presse am Sonntag«  in unerhörter Weise in die inneren Angelegenheiten eines befreundeten Staates mischt. Er bezeichnete darin Avigdor Lieberman, Außenminister des demokratischen  Israels, als »unerträglich«.
Diese, in der unterentwickelten österreichischen Medienlandschaft großteils unbeachtete Entgleisung, stellt eine weitere kleine antiisraelische Stinkbombe sozialdemokratisch gesinnter Geistesriesen dar. Vieles von dem, wie Lieberman agiert, verdient fortwährende Kritik. Ein österreichisches Regierungsmitglied hat es sich aber nicht herauszunehmen, auch nur Teile der einzigen frei gewählten Regierung im Nahen Osten als »unerträglich« zu bezeichen.

Editorial, Fazit 83 (Juni 2012)

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