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Überflieger

| 23. Dezember 2014 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 109, Fazitgespräch

Foto: Marija Kanizaj

Der ehemalige Skispringer und heutige Eventmanager Hubert Neuper über gefährlichen Ruhm, sinnloses Nichtstun und Skiflüge jenseits der 300 Meter.

Das Gespräch führten Peter K. Wagner und Nora Partl.
Foto von Marija Kanizaj.

::: Hier können Sie das Interview im Printlayout lesen: LINK

Immer am Sprung. Der ehemalige Skispringer Hubert Neuper ist gerade im Stress. Der Skiflug-Weltcup am Kulm, der erste auf der neuen, für 4,2 Millionen Euro umgebauten Schanze in seiner Heimat Bad Mitterndorf steht vor der Tür. Doch der Schnee fehlt. Man hat das Gefühl, die nächste Stunde teilhaben zu dürfen am Leben eines Mannes, der richtig unter Strom stehen kann.

Ein Meeting steht bald an, der Interviewtermin hat sich etwas verschoben. »Aber wir haben das ausgemacht, das ist wichtig – wir machen das. Wie vereinbart«, sagt er. Und fährt mit uns von seinem Büro im Ortszentrum in wenigen Minuten und hohem Tempo bis zum Schanzentisch der Skiflugschanze. »Herzlich willkommen am Kulm«, sagt er mit einem Lächeln. Auch wenn er derzeit andere Dinge im Kopf hat – wir haben seine ungeteilte Aufmerksamkeit.

Ein paar Schritte noch bis zur Plattform, wo die Trainer ihren Springern das Freizeichen zum Start vom Balken geben. Bis zu 250 Meter weit werden hier die Besten der Welt fliegen. Ein neuer Weltrekord ist möglich. Mit Blick auf den Auslauf, in dem bis zu 30.000 Menschen Platz finden, kommen wir ins Gespräch.

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Nachdem Conchita Wurst den Song Contest gewonnen hat, hat Ihr OK-Team der Skiflug-WM 2016 auf der Website geschrieben, dass man bereit ist für die Ausrichtung des Megaevents. Wie enttäuscht sind Sie, dass der Song Contest doch in der Wiener Stadthalle stattfindet?
Wir sind generell sehr stolz, dass Conchita den Song Contest nach Österreich geholt hat. Das ist für das Land gigantisch. Eine höhere mediale Aufmerksamkeit als durch einen solchen Event kann man kaum erreichen. Wir sind keine Insel der Seligen, sondern wir sind Teil dieses Wirtschaftssystems. Wenn man auf dieses Land durch den Song Contest oder den Kulm aufmerksam macht, werden die Menschen in Kenntnis gesetzt werden, dass man bei uns Urlaub machen und mit uns Geschäfte machen kann. Das ist die Grundlage, die das Sozialsystem aufrechterhält.

Conchita Wurst ist jetzt berühmter als Sie. Dabei waren Sie immer der berühmteste Bad Mitterndorfer.
Ja, das muss man sagen. Aber wenn man so jemanden im Ort hat, ist das einfach gigantisch. Wie sich ihr Leben jetzt verändert hat, ist fantastisch. Immer, wenn es darum geht, woher sie ist, wird Bad Mitterndorf genannt werden. Ich muss sagen, das ist perfekt für uns. Man kann eigentlich nur dankbar sein, wenn so etwas passiert.

Sie sind ja sehr früh sehr stark in der Öffentlichkeit gestanden und haben immer wieder gesagt, dass Sie das genossen haben. Aber wie schwierig war es auch für Sie, in so jungen Jahren in der Öffentlichkeit zu stehen?
Für mich war das sehr überraschend. Fast über Nacht bin ich in eine Welt eingetaucht, die unglaublich war. Ich war auf Titelseiten von Zeitungen, man hat mich auf der Straße erkannt. Es ist schon relativ schwer, diese Anerkennung nicht mit dem eigentlichen Erfolg zu verwechseln. Es ist schwer für einen jungen Menschen, damit umzugehen. Du selbst änderst dich eigentlich nicht, aber das Umfeld deines Lebens ändert sich. Wenn du die Bedürfnisse der Menschen nicht mehr erfüllst, wenden sie sich von dir ab, weil sie sich abwenden müssen. Sie haben ihre eigenen Sorgen. Und das ist für einen jungen Sportler schwierig.

Der mittlerweile erfolgreichste Skispringer aller Zeiten, Gregor Schlierenzauer, wirkt wie ein Mensch, der sich schwer tut, mit seiner Berühmtheit in jungen Jahren umzugehen.
Gregor Schlierenzauer ist ein fantastischer Sportler. Was er in seinen jungen Jahren schon für Erfolge gefeiert hat, ist gigantisch. Aber wenn man sich seine Entwicklung anschaut, hat er auch Phasen gehabt, in denen er zickig war. Unangenehm wird es dann, wenn du die Leistung, die du dir von dir selbst erwartest, nicht bringen kannst und du mit wildfremden Menschen darüber reden musst. Dann baust du eine Aura um dich herum auf, die auf die Menschen arrogant wirkt. Faktum ist, dass er viel reifer geworden ist. Er gibt einen Teil seines Lebens preis, setzt aber eine klare Grenze. Ich muss sagen, dass er nicht mehr so verbissen ist. Ich habe erst gestern mit Heinz Kuttin telefoniert und der hat das auch bestätigt. Es ist schwer – zuerst ist es wunderbar und dann wird es oft zur Bürde. Das ist Teil des Geschäfts.

Sie haben sehr früh Ihre Karriere als Sportler beendet.
Damals war es ja so, dass wir mit dem Sport kein Geld verdient haben. Die soziale Absicherung bekamen wir vom Bundesheer. Wenn der Erfolg ausbleibt, wirst du von diesen Förderprogrammen, die auf Leistung aufbauen, ausgeschlossen. Als bei mir die Leistung ausgeblieben ist, habe ich mir gedacht, ich muss etwas arbeiten. Ich habe immerhin Frau und Kinder gehabt. Und deshalb habe ich mit 24 Jahren mit dem Skispringen aufgehört.

Sie haben sich damals ganz bewusst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Ist es nicht schwierig, damit umzugehen, plötzlich nicht mehr in der Öffentlichkeit zu stehen?
Das Unverständliche war, dass der Zuspruch und die Aufmerksamkeit der Menschen auf einmal weg waren, obwohl ich weiß, dass es das Normalste der Welt ist. Das war wirklich enttäuschend für mich. Als junger Mensch glaubt man das nicht. Es war eine Herausforderung, sich in einem anderen Gebiet zu etablieren, ohne die Aufmerksamkeit und Wahrnehmung. Ich habe für mich beschlossen, dass ich mit der Öffentlichkeit nichts zu tun haben will. Und das habe ich auch acht Jahre beinhart durchgezogen. Bis zu dem Zeitpunkt, als ich mich entschieden habe, das Skispringen am Kulm zu organisieren.

Wie ist der Präsident des Österreichischen Skiverbandes, Peter Schröcksnadel, damals auf Sie gekommen?
Weil ich in Bad Mitterndorf daheim bin und 1985 schon bei einer Weltmeisterschaft mitgeholfen habe. Das wird er zum Anlass genommen haben.

Sie haben Eventmanagement nicht auf einer Hochschule gelernt. Man hat das Gefühl, dass Sie in diese Aufgabe hineingewachsen sind und immer mehr wollten. Warum?
Wir sind so erzogen worden, dass es Rahmenbedingungen gibt und wir innerhalb dieser Bedingungen das Beste machen sollen. Das ist generell die Ausrichtung eines Sportlers. Wenn das Interesse da ist, dann hast du die Möglichkeit, deine Fehler auszubessern. Wenn es ein Problem gibt, musst du es lösen. Das erleichtert es. Ein Problem kann man diskutieren, aber am Ende des Tages muss die Lösung zielführend sein.

Diese dritte Karriere als Sportmanager hat dazu geführt, dass Sie doch wieder in der Öffentlichkeit stehen. Sie hatten damals kein Budget und deswegen haben Sie sich selbst als Marketinginstrument verwendet. Wie hat sich diese Rückkehr ins Rampenlicht angefühlt?
Das hat sich gut angefühlt. Wir alle brauchen Anerkennung, das ist nichts Schlechtes. Das Problem ist nur, wenn man diese Anerkennung als zu bedeutungsvoll ansieht und von ihr abhängig wird. Sie löst sich einfach in Luft auf, wenn du die Interessen der Menschen nicht mehr erfüllst, von denen du glaubst, dass du sie erfüllen musst. Das hat sich bei mir in der Zeit nach dem World Sports Award (Anm.: Gala zur Ehrung der Sportler des Jahrhunderts in Wien 1999 mit Muhammed Ali oder Pele als Gästen) noch einmal ausgewirkt. Ich habe damals eigentlich all die Dinge ausgefüllt, nach denen wir Menschen streben – Geld, Macht, Anerkennung. Das Kuriose war, dass dann mein Leben völlig sinnlos war und ich ins Burn-out geschlittert bin. Ich habe mich dann damit auseinandergesetzt. Du musst für dich selbst entscheiden, ob das, was du machst, richtig ist. Wenn es falsch ist, musst du es lassen.

Falsch war zum Bespiel der Posten als Geschäftsführer der Sporthilfe, haben Sie immer wieder betont.
Genau. Ich war damals am Limit. Das Organisieren von Skisprungveranstaltungen ist sehr an die Substanz gegangen. Ich habe zu diesem Zeitpunkt eindeutig eine Pause gebraucht. Ich habe dieses Gefühl missachtet und musste Tribut zollen.

Wenn man eine Karriere als Sportmanager anfängt, die sehr erfolgreiche Skiflug-WM 1996 organisiert und dann später die Nacht des Sports der Sporthilfe initiiert und schließlich die Worlds Sports Awards in Wien, ist man am Limit. Es geht nicht mehr. War das auch ein Problem?
Ich glaube, dass es nicht immer nötig ist, immer größer, besser und weiter zu sein, sondern, dass es viel wichtiger ist, das, was du machst, so gut wie möglich zu machen. Das ist eigentlich der wahre Zugang zum Leben. Egal wie groß es ist, egal, ob du eine banale Arbeit machst – der Erfolg liegt darin, dass du alles so gut wie möglich machst, mit all deiner Aufmerksamkeit. Wenn du dich für etwas entscheidet, muss es dich inspirieren, es muss richtig sein. Die Folgen wie Anerkennung, Macht und Geld solltest du besser nicht überbewerten. Das löst sich in gleichem Maße auf, wie es gekommen ist und hat keine Bedeutung. Wenn die Grundbedürfnisse, die von Mensch zu Mensch verschieden sind, befriedigt sind, hat Geld keine Bedeutung.

Wenn Geld und Anerkennung Sie nicht mehr antreiben, was treibt Sie dann an?
Es muss richtig sein. Ich versuche auf meine Intuition zu hören. Die lügt mich ja nie an. Die sagt: »Ja, es ist interessant.« Oder: »Nein, es ist völlig sinnlos.« Und, wenn es sinnlos ist, kann man es gleich lassen.

Hätten Sie das Gefühl der Sinnlosigkeit, wenn Sie jetzt nichts mehr tun würden?
Ich glaube, das Nichtstun ist das Sinnloseste. Das Warten auf die Pension lässt viele Menschen in ein Loch fallen. Ich glaube, du brauchst eine Aufgabe. Aber es muss nicht immer etwas sein, wo du dich durch Dinge definierst. Es kann auch sein, dass du mit Begeisterung Golf spielst oder Gymnastik machst. Nicht, weil du Sport machen willst, sondern weil es einfach richtig ist. Viele machen Sport, um abzunehmen. Ich habe zum Beispiel überhaupt keinen Sport mehr gemacht. Ich war es gewohnt, Sport zu machen, um der Beste zu sein. Aber seit Dancing Stars habe ich gelernt, dass ich Sport auch zum Spaß machen kann. Ich habe 25 Jahre nichts gemacht und jetzt mache ich jeden Tag Sport. Nicht weil ich muss, sondern weil es mir gefällt. Was sich unterscheidet, ist die Intensität von Tag zu Tag. Wenn ich nicht mag, mach ich halt nur eine Kniebeuge.

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Skifliegen am Kulm
Im Jahr 1950 weihte Hubert Neuper senior die erste Sprungschanze am Kulm ein – mit einem Satz auf 96 Meter. Sein Sohn gewann den Skiflugweltcup in der Tauplitz im Jahr 1982 und veranstaltete zwei der bisherigen vier Skiflugweltmeisterschaften auf der weltgrößten Naturschanze. 2016 wird erneut eine von Neuper junior veranstaltete Skiflug-WM in Tauplitz/Bad Mitterndorf stattfinden. Der Skiflugweltcup 2015 zwischen 9. und 11. Jänner ist die Generalprobe auf der erneut umgebauten Schanze, auf der nun bis zu 250 Meter weite Sprünge möglich sind.

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Aber das Skispringen hat Ihnen schon auch Spaß gemacht?
Natürlich, das war inspirierend. Ich war einer der Privilegierten, die Dinge erlebt haben, die gigantisch waren. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sich der Erfolg eingestellt hat, war das ein super geregeltes Leben.

Fußballer spielen ja mit 50 noch in der Altherren-Mannschaft, aber klettert man als Skispringer auch lange nach dem Karriereende noch auf die Schanze?
Ja, es gibt solche Bewerbe. Aber ich habe für mich damals beschlossen, es zu beenden. Ich habe einen ziemlich krassen Schlussstrich gezogen. Am Kulm bin ich nach dem Umbau noch einmal gesprungen. Schade ist es aber schon, dass ich es nicht mehr tue, weil es ein herrliches Gefühl ist.

Die Schanze wurde gerade für 4,2 Millionen Euro noch einmal umgebaut. Nun sind Sprünge bis zu 250 Meter möglich. Warum wollten Sie ursprünglich, dass man noch weiter fliegen kann?
Es war die ursprüngliche Intention, aber ich muss meine Meinung revidieren. Der Mensch ist jetzt noch nicht so weit, dass er 300 Meter fliegt. Er muss jetzt noch zehn Jahre diese Dimension von Schanzen packen und seinen Verstand überzeugen, dass nichts dabei ist. Hätten wir auf 280 Meter vergrößert, hätten wir den Sport ruiniert. Das sehe ich aber auch erst jetzt so.

Ist eine Schanze, die 30 bis 40 Meter mehr hergibt, gefährlicher?
Sie ist nicht gefährlich, aber im Vergleich zum Skispringen geht es um 100 Meter weiter. Das machen die Athleten ein bis zwei Mal im Jahr. Es ist so, dass sie in einen Bereich kommen, wo sie sich nicht mehr ganz sicher sind, was sie machen. Obwohl es die gleiche Technik und der gleiche Absprung ist, ist die Dimension einfach größer. Das bedeutet, dass der Verstand, sich die Situation nicht mehr ausmalen kann, weil das Unbekannte im Vergleich zur kleinen Schanze größer ist. Das ist schon eine Herausforderung.

Wie weit geht es beim Skispringen theoretisch?
Würde man dementsprechend große Schanzen bauen, könnte man auch 500 Meter fliegen. Dieses System aus Körper und Ski ist ja wie ein Flügelprofil. Ich denke, dass der Dimension theoretisch keine Grenzen gesetzt sind. Aber man muss sich herantasten. In den nächsten zehn Jahren geht es vielleicht schon auf 300 Meter.

Passt das Skifliegen zur Gesellschaft – immer mehr, immer weiter? Muss es immer mehr zum Spektakel werden?
Ich glaube, das Mehr ist die Folge. Die Tendenz, sich weiterzuentwickeln, ist in uns drinnen. Das sind die Rahmenbedingungen. Die Entwicklung bei all den technischen Mitteln darf man nicht anhalten. Es gibt gewaltige Mittel, die unser Leben erleichtern, teilweise auch erschweren. Es gibt Situationen, in denen wir ausbrennen. Aber ohne diese Weiterentwicklung gäbe es Stillstand. Und der Stillstand wäre das Ende.

Wie viel arbeiten Sie in so einer Situation wie der aktuellen, knapp vor einem großen Event?
Ich arbeite ja nicht manuell, ich muss Entscheidungen treffen. Das belastet dich oft die ganze Nacht. Momentan ist die Frage, woher wir den Schnee bekommen. Es hängt so viel daran, wenn man es absagt. Dann ist man sehr angespannt. Es gibt tausende Entscheidungen zu treffen: Welche Farbe soll der Teppich haben? Was gibt man für Installationen aus? Es sind so viele Dinge, zu denen man Entscheidungen treffen muss. Und jede Entscheidung, hat riesige wirtschaftliche Folgen, wenn sie nicht richtig überlegt ist. Die Zeit spricht nicht für solche Events. Sponsoren sagen, dass sie nicht so viel Geld ausgeben wollen. Dazu kommt die Politik mit der neuen Compliance-Regelung. Dazu muss ich sagen, ich komme aus dem Sport – Doping und Korruption sind völlig zu verurteilen. Wenn jemand einen Geschäftspartner einlädt und das Essen und die Atmosphäre 300 Euro kostet, glaube ich aber nicht, dass sich deswegen jemand auf ein Millionengeschäft einlässt. Mein Zugang zum Geschäft ist, dass die Wahrung der Qualität der beste Preis ist. Ich bin noch nie in die Situation gekommen, dass ich jemandem Geld dafür gegeben hätte. Das wäre falsch. Es ist Schindluder getrieben worden, aber diese Regelung ist für uns eine Katastrophe.

Das Compliance-System tut solchen Veranstaltungen also richtig weh?
Wir finanzieren mit diesen Karten die Veranstaltung am Kulm, also alles, was wir in den Gastronomie-Zelten einnehmen. Aber 80 Prozent werden im Gegengeschäft abgewickelt. Wir tauschen mit unseren Geschäftspartnern Leistungen aus, weil sie im Gegenzug etwa Werbeflächen bekommen. Und von denen habe ich hunderte, die uns die Infrastruktur am Ende des Tages finanzieren. Nun kommen wir in die Situation, dass wir uns sehr viel schwerer tun. Wenn die Finanzierung der Infrastruktur wegfällt, können wir die Veranstaltung nicht durchführen. Wir dürfen nicht den Mut verlieren, aber es ist auch unangenehm, wenn du ständig zu den Leuten gehst und sagen musst, dass du kein Geld hast. Die Leute glauben das nicht, weil sie die vielen Zuschauer sehen. Aber die Realität ist eine andere. Ich glaube, da muss man sich auf irgendetwas einigen. Ich glaube, dass wir alle, das gesamte österreichische Volk, das Skispringen am Kulm will. Wir haben eine Million Zuschauer, die vor dem Fernseher sitzen. Es wäre für die Politik wichtig, darüber nachzudenken, ob sie das Event wollen. Wenn nicht, müssten wir nicht laufen und arbeiten. Aber eine bessere, günstigere Werbung für Österreich gibt es nicht. Wir zahlen dem Staat sogar etwas zurück. Wir bekommen für die Sportveranstaltung selbst keine Subvention, sorgen aber für ein Steueraufkommen von fünf bis sechs Millionen Mehrwertsteuer.

Können Sie sich vorstellen, einfach nichts zu tun?
Es geht nicht, dass man immer fleißig ist. Das geht schon von der Natur her nicht. Es gibt Zeiten, wo man fleißig ist, und es gibt Zeiten, wo man schauen muss, dass die Seele eine Chance bekommt. Dass sie nachkommt bei all den Aufgaben, die wir bewältigen müssen. Das Event-Geschäft für den Kulm lässt es nicht zu, dass man jetzt nachlässt. Alles, was auf dem Weg liegt, gehört jetzt gemacht. Derzeit ist alles sehr komprimiert, aber nachher tue ich ein paar Monate nichts.

Herr Neuper, vielen Dank für das Gespräch!

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Hubert Neuper wurde 1960 in Bad Aussee geboren und wurde bereits in jungen Jahren zum Skisprungstar. Mit 24 Jahren beendete der Gesamtweltcupsieger, Gewinner der Vierschanzentournee und Olympiazweite seine aktive Karriere, gründete eine Skischule und arbeitete als Linienpilot. Mit der Organisation der Skiflug-WM 1996 in seiner Heimat Bad Mitterndorf kehrte er zurück ins Rampenlicht. Heute betreibt er weiterhin seine Skischule, veranstaltet Events und gibt Vorträge. Neuper ist verheiratet und hat zwei Töchter..

Fazitgespräch, Fazit 109 (Jänner 2015), Foto: Marija Kanizaj

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