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Zur Lage (69)

| 17. Februar 2016 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 120, Zur Lage

Über ein erfrischendes Fruchtmarkgetränk einer Diskonterkette und sonst eigentlich nur über El Awadalla und ihre Kandidatur zum Amt des Bundespräsidenten von Österreich.

::: Hier können Sie den Text online im Printlayout lesen: LINK

Ich habe gerade einen Smoothie bei Hofer gekauft und getrunken. Also eigentlich habe ich schon vor ein paar Tagen diesen Smoothie bei Hofer gekauft und getrunken. Aber der Geschmack, der unglaublich gute wie erfrischende Geschmack dieser Bananenkokosananasmilch, den hab ich noch immer so intensiv auf meiner geistigen Zunge, als hätte ich gerade eben erst diesen Smoothie bei Hofer gekauft und getrunken. Jetzt, wo ich wieder daran denke, wähne ich mich sogar in einem Feld voller Ananas mit freiem Blick auf die Kokospalmen hinter denen der Hain stehen muss, wo diese herrlichen Nanis wachsen. (»Nani« ist übrigens das aktuelle Wort meiner Tochter für Bananen.)

Ich erzähle Ihnen das alles, weil ich unlängst bei einer Veranstaltung einen lieben Freund endlich wieder einmal treffen durfte und dem dort mein Unbehagen über unsere Welt und ihren ganzen Wahnsinn geklagt hatte. Und die daraus beinahe resultierende Unfähigkeit, überhaupt noch irgendetwas Sinnvolles schreiben zu können. Er hat mir daraufhin einen wunderbaren Tipp gegeben, er würde nämlich vor allem nur mehr »Lustiges« bzw. »Angenehmes« schreiben. Und deswegen diese Erinnerung an den Smoothie vom Hofer. Eigentlich wollte ich ja gleich ein »Objekt der Begierde« (das war eine im Fazit vor zig Jahren erscheinende Serie) daraus machen, aber dafür war dieses Fruchtgetränk dann doch etwas zu wenig substanzvoll. Und ein »Objekt« über den Hofer, kann man immer machen!, dazu hatte ich gerade keine Lust.

Außerdem möchte ich Ihnen ja noch von »El Awadalla«, einer der plusminus, piumeno vielen Kandidaten, die da heuer für das Amt des österreichischen Bundespräsidenten kandidieren, erzählen. Das ist nämlich eine Kandidatin genau nach meinem Geschmack.

Ihr Programm zusammengefasst, ist Elfriede Awadalla – so ihr ganzer Name – für alles Gute und vergisst dabei aber nicht darauf, auch gegen alles Schlechte zu sein. Das ist toll. Da braucht man jetzt nicht einmal eine Programmvariante in »Leichter Sprache« (falls Sie nicht wissen, was »Leichte Sprache« sein, einfach googlen auf Kompjuter und Sie werden geholfen) zu erstellen, um dieses zukunftssichere, noch nie dagewesene und wahrscheinlich beste Programm aller Zeiten zu bewerben.

Ich persönlich, gut ich bin aber auch nur ein alter und noch dazu weißer Heteromann, muss noch die Anmerkung anführen, dass ich das Bewerbungsvideo von El Awadalla (allzuoft darf ich den Namen jetzt nicht mehr schreiben, weil ich sonst drohe, während dieser Niederschrift endgültig zu verblöden) jetzt nicht nur, wie soll ich schreiben, »gelungen« finde. Ich weiss dabei gar nicht, ob es an ihrem Dialekt liegt, an dieser Mesalliance wienerisch-niederösterreichischem Näselns mit einer selbstverliebt linksabsolutistischen (schon eine Tautologie?) Gewissheit der eigenen Person oder einfach nur an der fetzendeppaten Brille, die sie trägt. Und bevor mich jetzt die internetten Truppen des Heiko Maas oder sonstwer des »Lookism« bezichtigt, lege ich selbstverständlich Wert darauf, festzustellen, dass die Kandidatin für den »Look« ihrer Brille nichts kann bzw. nicht ausschließlich sie was kann, denn irgendjemand muss ja so eine fetzendeppate Brille erst einmal hergestellt haben.

Darin bin ich mit El Awadalla (einmal ging es noch) sicher mehr als eins, nämlich, dass die Unternehmer, die solche Sachen machen, am besten dann gleich mit allen anderen Unternehmern gemeinsam in die Schranken gewiesen gehören! Zudem tritt Awadalla ja auch für ein bedingungsloses Grundeinkommen »für Olle!« ein, also wird es nur logischer zweiter Schritt sein, endlich mit diesen Unternehmern überhaupt aufzuräumen und sie zu verbieten. Weil, wenn »Olle!« was kriegen, was brauchen wir dann solche Unternehmer, die noch dazu so fetzendeppate Brillen produzieren. Damit wir uns jetzt nicht falsch verstehen, es könnte nämlich der Eindruck entstanden sein, ich würde irgendetwas an Elfriede Awadalla und ihrem Programm ablehnen. Dem ist nicht so. Ich lehne alles an Elfriede Awadallas Programm ab. Mit jeder Faser meines Seins tue ich das und alles was ich jemals in diesem Zusammenhang gehört oder gesehen habe, hat eigentlich keinen Platz im Festspeicher meines Bewusstseins verdient.

Alleine die Tatsache, dass Radio Ö1 dieser Kandidatur in zumindest zwei großen Beiträgen in der wichtigsten Nachrichtensendung Österreichs (dem Journal) gewidmet hat, kann ich nur als weiteres Indiz für die Infantilisierung unserer Intellektualität werten. Wobei, so inkonsequent bin ich gerne, dadurch weiß ich wenigstens, dass die Million, die sie bei Armin Assingers Millionenshow gewonnen hat, »längst weg is«. Da braucht man sich dann wenigstens keine Sorgen darüber machen, wie die Kollegin erst mit dem Geld anderer Leute umgehen würde. Und – das muss ich noch zuvor mit der Rechtsabteilung abklären, ob man das ungestraft noch schreiben darf – ich muss sogar gestehen, müsste ich zwischen ihr und Norbert Hofer (der von der Brrrpartei) entscheiden … nein, das erscheint mir auch ohne rechtlichen Beistand zu viel, selbst für einen solchen satirischen Text.

Trotzalledem mag ich Elfriede Awadalla, werde sie natürlich nicht wählen, aber ich mag sie. Ich mag sie für ihr Engagement, ich mag sie für ihre schrulligen Auftritte (schauen Sie sich etwa ihr Video auf Youtube mit dem Titel »Dialog zwischen Ikea-Katalog und dem Abkürzungsverzeichnis der Steiermärkischen Landesregierung« an! Hat was.) und ich mag sie, weil sie mir beweist, dass wir in einer Demokratie leben, an der jeder teilhaben kann. Und soll.

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Hier finden Sie die Facebookseite
von El Awadallas Kandidatur.

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Zur Lage #69, Fazit 120 (März 2016)

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