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Körper und Geist

| 26. April 2019 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 152, Fazitbegegnung

Foto: Heimo Binder

Manfred Grössler hat viele Gesichter. Schon falsch. Er macht einfach so viel, genauer so unterschiedliche Dinge, dass unsere vorurteilskonditionierte Art des Denkens reflexartig nach passenden Schubladen sucht. Allein, er passt in keine rein. Und das nicht nur, weil er heute 50 Kilo weniger hat als zu seinen besten Bodybuilderzeiten in den Achtzigern.

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Zum einen ist er heute »Singender Bonvivant« und seit bald drei Jahren »Mr. Konzertcafé« an jedem ersten Sonntag im Monat im Casino Graz. Der »Entertainer des Jahres« (Kleine Zeitung und Antenne) engagiert sich außerdem für die Kultur-, Musik- und Theatergeschichte von Johann Nestroy, Alexander Girardi und Robert Stolz. Womöglich wird aus dem De-Facto-Retter vom »Bad zur Sonne« auch noch der Retter des Girardihauses. Begeisterung ist sein Zentralthema und sein passioniertes Engagement macht ihn glaubwürdig und angreifbar zugleich. Dem Vorwurf der Naivität begegnet er mit der gelassenen Heiterkeit des rührigen Lebenskünstlers: »Naiv im Sinne von einfach und nicht kompliziert ist in Ordnung.« Er bevorzugt die direkte Art des Authentischen und ist ein Freund der praktischen Umsetzung. So ließ er sich von Tauchlegende Hans Hass in der Kunst der Atemtechnik unterweisen: »Der konnte die Luft vier Minuten lang anhalten.«

Zum andern legt der gelernte Koch und Gründer der ersten Biokochschule Österreichs viel Wert auf natürliche Nahrung und war als Gemeinderat der »Alternativen Liste Graz« in den Neunzigern maßgeblich an der zumindest teilweisen Umstellung der Grazer Zentralküche auf biologische Kost beteiligt. Sein Protest gegen Gentechnik in Lebensmitteln (auch als Buchautor) ist legendär, umso größer seine Enttäuschung darüber, »dass der einstimmige Beschluss des Gemeinderats zur ’GVO-freien Zone’ in der Schublade versenkt und mein Vorschlag von 2017 auf Evaluierung von der grünen Stadträtin abgelehnt wurde.« Es wäre nicht Manfred Grössler, wenn sein diesbezüglicher Anspruch nicht einfach wäre: »Essen und trinken müssen wir alle.« So viel Ideologiefreiheit, genauer so eine ideologiebefreite Begründung scheint sowohl Rechts als auch Links nicht geheuer.

Auch Grösslers Anspruch, Menschen glücklich zu machen, ist verdammt vorurteilsfrei. Aber das Leben ist eben kein Fußballspiel, bei dem man immer zu wem halten muss. Oder wie? »Für mich sind Kinder und Alte die besten Lebenslehrer«, erklärt er lachend. Seine zweite berufliche Schiene ist das Gesundheitsmanagement und Coaching. Dazu kann er auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Als da wäre: Ex-Weltklasseberufssportler, Einführung der BIA-Körperanalyse (Körperfett/Wasser) im deutschen Sprachraum, Einführung des kontrollierten Ausdauertrainings in der Fitnessbranche, Erfinder des Lehrberufs »Fitnessbetreuer« und heute Vorsitzender der Prüfungskommission der WKO Steiermark, Gründungs- und Kommissionsmitglied der Wirtschaftskammer-Initiative »Fit im Job« von 2001 bis 2016. Seit er sein eigenes, vielfach ausgezeichnetes Fitnessstudio aufgeben musste – das ging als 50-Stunden-Job neben dem 40-Stunden-Job als Gemeinderat schief – betreut er als Trainer und Motivator Einzelkunden zwischen 30 und 85, steht aber auch Unternehmen als Gesundheitsberater, Lauf- und Gymnastiktrainer für Mitarbeiter zur Verfügung, so etwa der GBG und Joanneum Research.

Im Rahmen der ganzheitlichen Betreuung unternimmt er mit seinen Kunden auch »Einkaufsausflüge und Kühlschrankreisen« mit Produktanalysen. Manfred Grössler ist überzeugt, dass neben Umweltbedingungen ebenso die Ernährung eine wichtige Rolle für die Psyche spielt, etwa für die steigende latente Aggressionsbereitschaft. Als verbindendes Element zwischen seinen Tätigkeiten im Musik- und im Gesundheitsbereich erkennt er den Rhythmus: »Wenn Herz, Atem und die Schlaf- und Wachphasen im Rhythmus sind, dann ist man gesund.« Zum Abschied zitiert der 61-jährige Modellathlet Schiller: »Es ist der Geist, der sich den Körper baut.« Das gibt mir zu denken.

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Manfred Grössler wurde am 16. Dezember 1957 in eine Musiker- und Gärtnerfamilie in Graz geboren, ist gelernter Koch und Diplom-Phytologe, war der erste Ernährungsberater mit Gewerbeschein in Österreich, ist ausgewiesener Gentechnik-Gegner, Gesundheitsmanager und Musikant. Grössler ist verheiratet, hat drei Kinder und drei Enkel.

Fazitbegegnung, Fazit 152 (Mai 2019) – Foto: Heimo Binder

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