Anzeige
FazitOnline

Ein Scheinkampf gegen imaginierte rechte Gefahren schadet der Demokratie

| 4. August 2020 | Keine Kommentare
Kategorie: Editorial, Fazit 165

Das Politmagazin »Monitor« des NDR hat dieser Tage einen reißerisch inszenierten Beitrag über einen Oberstleutnant der deutschen Bundeswehr zusammengestellt. Darin wurde dem Offizier, er hat(te) eine verantwortliche Position innerhalb der Social-Media-Abteilung der Bundeswehr inne, vorgeworfen, er würde »mit Rechtsradikalen sympathisieren«.

::: Hier im Printlayout online lesen

Als »Beweis« wurde seine Vernetzung auf dem Netzwerk »Instagram« mit einem mutmaßlichen Sympathisanten der vom bundesdeutschen Verfassungsdienst als gesichert rechtsextremistisch eingestuften »Identitären« angeführt. Der Soldat hat zumindest zwei Postings dieses Accounts »geliked«. Einmal ein nichtssagendes Foto und einmal das Bild eines Buches aus dem als rechtsxtrem bezeichneten Antaios-Verlages. Bei diesen Postings war – offenbar in einer sogenannten »Hashtag-Wolke« mit zahlreichen anderen Begriffen – das Wort »DefendEurope« (Europa verteidigen) angeführt; eine Parole der Identitären. Dem Offizier wurde während der Recherchen für diese Sendung keine Möglichkeit zu einer Stellungnahme eingeräumt, Stunden vor der Ausstrahlung aber geisterte der Fall schon durch Twitter und am Abend, ebenfalls vor der Sendung, gab es bereits eine Reaktion des Verteidigungsministeriums, man würde diesen Fall sofort genauestens prüfen und der betreffende Soldat sei bereits von seiner Aufgabe entbunden worden.

Ich halte diese Vorverurteilung einer sich selbst von ihrer moralischen Überlegenheit überzeugten öffentlich-rechtlichen Redaktion für ungeheuerlich! Dabei spielt es keine Rolle, dass es zahlreiche Stimmen (von Bekannten des Soldaten) in den sozialen Medien gegeben hat, die eine solche Darstellung seiner Person als unmöglich qualifizierten und auch nicht, dass der Soldat immer wieder durch Postings seine klar nicht diskriminierende und inkludierende Haltung etwa gegenüber Menschen nichtweißer Hautfarbe ausgedrückt hat.

Es ist ungeheuerlich, weil es eine schamlose und absolut ablehnenswerte Gesinnungsschnüffelei darstellt, was diese Kleingeister der Monitor-Redaktion da veranstaltet haben. Mit faszinierender Selbstgerechtigkeit und in der vermeintlichen und dabei so überheblichen Überzeugung, auf der Seite des Lichts zu stehen, »Anständigkeit« also zu personifizieren, schrecken sie nicht davor zurück, einen unbescholtenen Oberstleutnant und – vor allem also einen – Menschen so fies zu diffamieren. Ihn damit in Verbindung – weil nur darum geht es ja diesen linkischen Vernaderern letzten Endes immer und immer wieder – mit dem Bösen an sich, mit dem Nationalsozialismus zu bringen. Von der gefährlichen Verharmlosung der Nazis – niemand soll mich je in meiner Ablehnung der fürchterlichen Verbrechen der Nationalsozialisten übertreffen! – einmal ganz abgesehen, beleidigt es die Intelligenz eines jeden einzelnen Bürgers, von ein paar Likes auf Instagram direkt hin zum Holocaust zu denken.

In guter Tradition des Diktators und Massenmörders Mao Zedong, Mitgründer der Kommunistischen Partei Chinas, agieren sie nach dessen Lieblingsvariante, Angst zu verbreiten: »Bestrafe einen, erziehe hundert.« Wer das Mainstreamdenken nicht mitdenkt, wer die falschen Bildchen im Internet markiert, wer die bösen Bücher liest oder auch nur im Regal stehen hat oder lediglich als Faksimile anschaut, dem gilt es, Angst zu machen. Der darf in seiner »bisherigen Funktion nicht mehr tätig sein«! Wie es in der Abmoderation dieses Meisterwerks der widerlichen Reportage siegessicher – die Bundeswehr hat ja prompt reagiert – geheissen hat. Nicht ohne ein sich nochmals im Licht suhlendes »aber warum erst jetzt?« an den Schluss zu stellen.

Diese immer wieder gefochtenen Scheinkämpfe gegen eine – großteils imaginierte – »Gefahr von rechts« dienen nicht einmal der eigenen Sache. Denn selbstverständlich ist jedem echten rechtsextremen oder neonazistischen Gedankengut wie Aktionismus Einhalt zu gewähren. Solche fragwürdigen Denunzierungen bringen aber jeden tatsächlichen und notwendigen Kampf gegen Neonazis in Verruf.

Die verantwortliche Redakteurin der Sendung Monitor ist in den sozialen Netzen übrigens mit (zumindest einem) linksextremen Account verbunden. Sympathisiert also mit diesem, wenn ich es in der Sprache von Monitor ausdrücken würde. Das tue ich aber nicht, denn ich hielte das für ausnehmend verachtenswert. Einen schönen Sommer wünsche ich Ihnen!

Editorial, Fazit 165 (August 2020)

Kommentare

Antworten