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Von weit weg sieht man mehr

| 6. April 2023 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 191, Kunst und Kultur

Foto: J.J. Kucek

So heißt eine Schau, die Martin Roth und Ingrid Wiener im Grazer Kunsthaus zusammenbringt. Der Einstieg in das neue Kunsthausjahr verläuft vielversprechend. Die kuratorische Lust auf Gegensätzlichkeiten macht Lust auf mehr.

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Kuratiert wurde die Ausstellung von Katrin Bucher Trantow und Michaela Leutzendorff Pakesch, die, soviel festgestellt, den als schwer bespielbar geltenden Raum wirklich befriedigend neu definieren. Vor allem Ingrid Wieners Goblins in Kombination mit den Videoarbeiten sind es, die zur – nennen es wir Auflockerung – beitragen. Wiener betrachtete ihre Verknüpfungstechniken als Verbindung zwischen dem Abenteuerlichen und dem Banalen. Diese im wahrsten Sinne des Wortes großteils in der Zeit ihres langjährigen Canada-Aufenthaltes erarbeiteten Verknüpfungen sind wie Ingrid Wieners Traumzeichnungen, Fotos und Filme zwischen 1985 bis 2023 entstanden. Leutzendorff Pakesch dazu: »Es sind die alltäglichen, scheinbar nebensächlichen Schauplätze, denen Ingrid Wiener ihre Aufmerksamkeit schenkt, denen sie mit einer der ältesten Handwerkstechniken und viel Ausdauer Dauerhaftigkeit verleiht.«

Umsetzung mit Esprit
Zwei Künstler, zwei Generationen, das klingt einfach ist aber geschickt und mit Esprit umzusetzen. Der aus der Steiermark stammende, in New York gelebt habende und 2019 viel zu früh verstorbene Martin Roth kontrastiert mit den Mitteln der »Minimal Art« Landschaften mit allem Lebendigen. Ein Teppich, bewachsen mit Gras in der Needle bildet einen der Höhepunkte des Ausstellungsprojektes. Was beide eint, ist der inkludierende und ewig staunende Blick aus der Distanz. 2021 wurde die Arbeit »In October 2019 I Listened to animals imitating humans« – ein Trümmerfeld mit zerstörten Denkmälern, aus dem Pflanzen sprießen und Vögel Handytöne imitieren – im Kunsthaus Graz reaktiviert. Sie bildet nun ein Zentrum der Ausstellung. »Mir war es wichtig, zwei Positionen, die sich mit dem Begriff der Umwelt befassen, die längst fällige Aufmerksamkeit zu geben. Durch das Archiv Martin Roth, das seit seinem Tod hauptsächlich in Graz angesiedelt ist, ist es gelungen, eine Ausstellung zu machen, die zwei Positionen vereint und ein generationenüberspannendes, kooperatives Projekt einer erweiterten Wahrnehmung von Welt geworden ist«, erläutert Katrin Bucher Trantow. Wir empfehlen einen alsbaldigen Besuch.

Ingrid Wiener, Martin Roth
Von weit weg sieht man mehr
Noch bis 23. Mai 2023
kunsthausgraz.at

Alles Kultur, Fazit 191 (April 2023), Foto: J.J. Kucek

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