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56 Jahre Steirischer Herbst

| 10. Oktober 2023 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 196, Kunst und Kultur

Foto: Johanna Lamprecht (Mateja Bučar, Annenlinie)

56 Jahre und kein bisschen leise, möchte man verschmitzt anmerken. Intendantin Ekaterina Degot und ihr Team haben in die drei Festivalwochen wieder viel hineingepackt. Ein kurzer Abriss

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Beginnen wir am besten mit dem Schlusspunkt und dem Finale furioso. Denn am kalendarischen Ende des langen Festivalreigens findet eine wichtige und vielleicht auch richtungsweisende Veranstaltung statt. Nämlich eine Gameshow-ähnliche Podiumsdiskussion, die sich den steirischen herbst in fünfzig Jahren vorstellt. Die Beteiligung ist lecker: Unter anderem werden Thomas Geiger, Christoph Gurk und Irina Nalis neben Peter Pakesch und anderen parlieren. Zukunft ist machbar, denkt sich der Schelm.

Aufgeladene Orte
Die Gruppenausstellungen, diesmal bis Ende Oktober konzipiert, finden durchaus an spannenden Orten statt und sind – historisch markant – mit der Grazer Geschichte verbunden. Bei den vorkommenden Personen handelt es sind um charismatische Figuren, die zur vormodernen Topografie von Graz passen. Die eingeladenen Künstler setzen sich in frisch in Auftrag gegebenen Werken mit realpolitischen Themen und historisch aufgeladenen Orten auseinander. Dabei thematisieren sie nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart der Stadt, etwa den Abriss der Vorklinik. Mariagrün, Minoritenkloster oder etwa ein Supermarkt am Griesplatz werden zu Zentren kritischer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Bis Anfang Oktober präsentiert das Grazer Theater im Bahnhof seine neue Performance über radikale partizipatorische Alternativen für die Kommunalpolitik und Madame Nielsen ihre Intervention in Leben und Tod von David Bowie im Orpheum. Ab Anfang Oktober legt der herbst in seiner zweiten Woche einen Schwerpunkt auf das Partnerprogramm. So findet sich etwa eine neue Performance des Planetenparty Prinzips »Who Wants to Be the Mum?« im Kalender.

Das hochkulturelle Highlight wird selbstredend der Jubiläumsreigen zum Zwanzigjahrejubiläum des Kunsthaus Graz mit einer Dauerperformance von Jasmina Cibic sein. In Protocol for Utopia: The Dreams We Call Our Own beschäftigt sich die Künstlerin mit der patriarchalischen Natur politischer Reden. Auch out of Graz, wie das so schön heißt, findet allerhand statt: So etwa eine Landschaftswanderung nebst Performance in der Ramsau, zu der eine Busfahrt organisiert wird. Zudem lädt man, auch per Bus, nach Ljubljana zu einem Gespräch zwischen Peter Sloterdijk und Slavoj Žižek.

Auch Gewohntes bleibt
Fixpunkte sind natürlich wie immer das Musikprotokoll von 5. bis 8. Oktober und der Ausstellungsrundgang am folgenden Wochenende, der die Grazer Szene miteinbezieht: Haus der Architektur, Roter Keil und Camera Austria und viele andere mehr dürfen diesmal mitmachen. Das Partnerprogramm mit 25 Kooperationen ist diesmal wieder als weitaus reichhaltiger anzusehen ist. Im Graz-Museum wird die Ausstellung »Protest!«, bei der auch Exponate aus der Geschichte des steirischen herbst zu sehen sind, eröffnet.

Ganz besonders freuen wir alle uns schon auf folgende Kooperation: Am Schauspielhaus Graz feiert Elfriede Jelineks »Sonne/Luft« seine österreichische Erstaufführung. Wir bleiben dran.

Steirischer Herbst 2023
Humans and Demons
21. September bis 15. Oktober
steirischerherbst.at

 Alles Kultur, Fazit 196 (Oktober 2023), Foto: Johanna Lamprecht (Mateja Bučar, Annenlinie)

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