Anzeige
FazitOnline

Endlich wieder Jelinek!

| 10. November 2023 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 197, Kunst und Kultur

Foto: Lex Karelly

In Graz gibt es eine Erstaufführung aus der Feder Elfriede Jelineks zu sehen, hören und fühlen. Sollte besucht werden!

::: Hier im Printlayout lesen

Wissenschaftliche Herangehensweisen zum Thema Humor sind in Elfriede Jelineks Werk rar. Das ist schade. Es sollte und darf, rezeptionsästhetisch betrachtet, durchaus auch viel mehr geschmunzelt werden, wenn man im Theater sitzt. Gerade auch bei Jelinek, wie wir meinen. Das Weltuntergangsszenario »Sonne/Luft«, das als österreichische Erstaufführung in Kooperation mit dem Steirischen Herbst zur Darbietung gelangt, verleitet des Öfteren dazu – aber nicht nur. Des Stückes zweiter Teil war bislang noch nicht auf der Bühne zu sehen und wird in Graz gar uraufgeführt.

Inhaltliches
In breve: Von einem Raumschiff im Weltall aus schaut die Menschheit auf den heruntergekommenen Planeten Erde. Dieser ist nicht nur örtlich weit weg. Das Dasein auf ihm liegt auch zeitlich in der Vergangenheit. So versuchen die Menschen zu konservieren, was ihnen längst durch die Finger geronnen ist: die unberührte Umwelt, das echt Menschliche.

Eine neue Ära
Die Regiearbeit von Emre Akal nebst grenzgenialer Bühnenbildoffenbarung von Mehmet und Kazim (mit Lara Roßwag) lädt beeindruckendst zum Staunen ein. Letztere haben in einer innovativen und radikalen Ästhetik eine Welt erschaffen, die die analoge Bühnenrealität ins Digitale erweitert. Diese Basis und das frischengagierte Schauspielerpersonal (köstlich: Mervan Ürkmez) katapultieren das Haus mit Intendantin Andrea Vilter und Dramaturgin Anna-Sophia Güther als größtes Stadttheater nun endgültig in eine neue Ära. Das Grazer Publikum braucht ohnehin Anschub und Denkaufgaben.
Die eineinhalb Stunden ohne Pause sind herausfordernde Textexegese, geben viel Visuelles zu erforschen und bieten zudem Stoff, um im Nachgang weiter zu diskutieren. Frenetischer Applaus! Gut so, weiter so.

Sonne/Luft
von Elfriede Jelinek; Regie von Emre Akal
Aktuelle Termine: 17.11. u. 16./27.12., 19.30 Uhr
schauspielhaus-graz.com

Alles Kultur, Fazit 197 (November 2023), Foto: Lex Karelly

Kommentare

Antworten