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Außenansicht (51)

| 11. April 2024 | Keine Kommentare
Kategorie: Außenansicht, Fazit 201

Wir sind keine Kommunisten; sagen die Kommunisten. Auf dem Donskoe-Friedhof, südlich des Zentrums von Moskau, liegen 104 Stalin-Opfer begraben, fast alle Österreicherinnen und Österreicher. Sie wurden in den letzten drei Jahren der Herrschaft Stalins erschossen unter teils absurden Vorwürfen, wie Spionage und Konterrevolution.

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Alle waren überzeugte Kommunisten, manche von ihnen hatten die jahrelange Folter in einem Konzentrationslager der Nationalsozialisten überlebt. Andere wurden in Österreich während der Besatzungszeit verhaftet, in die Sowjetunion verschleppt, für einige Wochen im Moskauer Gefängnis Butyrka festgehalten und danach hingerichtet. Bereits in den Neunzehndreißigerjahren lebten Tausende Österreicher in der Sowjetunion. Ehemalige Kriegsgefangene, die freiwillig blieben, Kommunisten, die ein Leben im Arbeiterparadies suchten, und nach Februar 1934 mehr als 700 Schutzbündler, die aus Österreich in die Sowjetunion flüchteten. Fast alle wurden während des Terrors der Jahre 1937/38 und nach dem Angriff Deutschlands 1941 verhaftet. Kaum einer hat überlebt. Das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes hat viele dieser Schicksale dokumentiert.

Eines, wahllos aus der Liste der Opfer herausgenommen, zeigt die Willkür des Terrors im Kommunismus. Friedrich Aust wurde 1897 in Eggenberg bei Graz geboren und wuchs bei den Großeltern in Graz auf. Er lernte den Beruf des Drehers in den Böhler-Werken in Kapfenberg, absolvierte 1916/17 seinen Militärdienst an der russischen Front, wurde jedoch krankheitshalber aus der Armee entlassen. 1919 trat er der KPÖ bei, und übernahm die Leitung der Ortsgruppe Eggenberg. Aust emigrierte als überzeugter Kommunist 1931 in die Sowjetunion und arbeitete als Brigadier in der landwirtschaftlichen Maschinenfabrik Rostelmasch in Rostov. Am 6. August 1937 wurde er verhaftet. Das Politbüro (Stalin, Molotow, Kaganowitsch, Woroschilow) bestätigte die Todesstrafe wegen Spionage und Terrorismus am 13. November 1937. Die Gerichtsverhandlung in Rostov dauerte 50 Minuten. Das am 17. Dezember 1937 gefällte Todesurteil wurde noch am gleichen Tag vollstreckt.

Ich hatte meine eigene Erfahrung mit der KPÖ. Meine Eltern, die den Krieg als Flüchtlinge in England überlebten, schlossen sich in London den Kommunisten an. 1946 kehrten sie zurück nach Wien. Mein Vater arbeitete bei der Zeitung »Österreichische Volksstimme«, bis er 1968 nach dem Einmarsch der Warschauer Pakt Truppen in die Tschechoslowakei aus der Partei austrat und die Arbeit bei der Volksstimme aufgab. Die Genossen hatten ihm den Entschluss, die Partei zu verlassen, nie verziehen. Doch statt seine politische Entscheidung zu kritisieren, sie mit ihm zu diskutieren, war er plötzlich »der Jude, der die Partei verraten hatte«. Wochenlang läutete bei uns das Telefon mit wüsten anonymen, antisemitischen Beschimpfungen, meistens während der Nachtstunden. Manchmal ging ich zum Telefon und wurde mit hasserfüllten Beleidigungen konfrontiert, wie ich es zuvor nie erlebt hatte. Es war meine erste Erfahrung mit Antisemitismus.

Wie sich eine Partei heute noch so nennen kann, ist mir unverständlich. Während kommunistische Parteien völlig zurecht in Deutschland und in der Schweiz verboten sind, feiert die KPÖ in Österreich eine Wiedergeburt, als seien Verfolgung und Ermordung Tausender Österreicher – großteils eigene Genossinnen und Genossen – vergessen und aus den Geschichtsbüchern gelöscht. Es scheint auch niemand das Parteiprogramm zu lesen, in dem die Enteignung von Immobilien gefordert wird, eine Beendigung der internationalen Unterstützung der Ukraine und ein einseitiger Waffenstillstand Israels im Gaza-Konflikt. Dennoch gewinnt die Partei Stimmen mit nichtssagenden Slogans wie »leistbares Wohnen«, als würden alle anderen Parteien das »nicht leistbare Wohnen« fordern. Ein ewig grinsender Spitzenkandidat bewirbt sich in Salzburg um das Amt des Bürgermeisters und geht mit Baby vorm Bauch wählen, um sein sensibles Wesen zu zeigen, das ihm immer dann abhandenkommt, wenn er mit der Terrorgeschichte seiner Partei konfrontiert wird. Eine KPÖ auf dem Wahlzettel ist eine Schande für die Demokratie Österreichs. Dementsprechend könnte auch eine Nazi-Partei in Österreich kandidieren, wenn sie verlautbaren würde, nichts mehr mit dem Holocaust zu tun zu haben.

Außenansicht #51, Fazit 201 (April 2024)

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