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Weg weisend

| 27. Mai 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 113, Fazitportrait

Foto: Marija Kanizaj

Viele haben seine Schilder in Hotels schon gesehen, alle seine Lichtwerbungen für Banken, ziemlich alle die hübsch verpackten Mozartkugeln, Schokoladetafeln und Zigarettenpackungen, aber kaum jemand weiß, dass das Unternehmen des geborenen Entrepreneurs Friedrich P. Obad aus der Grazer Karlauerstraße dahintersteckt. Wie macht das der Obad?

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Es staunt der Fachmann und der Laie wundert sich – beim Betreten der Räumlichkeiten des Beschriftungsspezialisten Obad: In der einen Halle türmen sich Aluleisten wie in einem Baumarkt, ums Eck lagern zentnerschwere Platten aus Messing, die einen Baumarkt als Bastelgeschäft erscheinen ließen, ums andere Eck parkt gerade ein ausgewachsener Bus der GVB (jetzt »Holding Graz Linien«), der mit Werbeaufklebern versehen wird, die so groß sind wie der Grundriss einer Küche mit Esszimmer, daneben die Leuchtreklame einer Tankstelle mit integrierter Benzinpreisanzeige im Ausmaß eines kleinen Vorgartens. Hier wird groß gedacht. An anderer Stelle hingegen finden sich Fräs-, und Graviermaschinen, die auf CNC-Basis so genau arbeiten, dass man für die Beschreibung ihrer Präzision nahezu die Quantenphysik bemühen müßte. Hier wird genau gedacht. »Beschriftungsspezialist« greift nicht weit genug. Aber was ist der Obad dann?

Wie macht das der Obad?
Über 3000 Quadratmeter erstreckt sich der Vorzeigebetrieb im Grazer Griesviertel; allein das Gebäude ist fast 100 Meter lang. Wer einen Termin im Chefbüro hat, braucht sohin einen langen Atem. Der einem nicht zu stocken braucht, wenn man ihm gegenübersteht: Den Herrn Obad gibt es wirklich. Was ja für Red-Bull-Mitarbeiter hinsichtlich der Person des Herrn Mateschitz nicht immer selbstverständlich ist. Aber Obad könnte auch leicht für eine Abkürzung stehen. Und tatsächlich gibt es nicht nur eine rumänische Stadt gleichen Namens, sondern auch einen Smartphonevirus, als Akronym steht es für Organization for Bipolar Disorder oder Operating Budget Authority Document und im Alten Testament kommt der Name auch vor. Auch all das greift nicht weit genug. Friedrich Peter Obad ist ein Mensch aus Fleisch und Blut, der sich schon in der Schulzeit im Internat der HTL-Ferlach mit dem kaufmännischen Virus infiziert hat, als das von ihm organisierte Krampuskränzchen erstmals einen Gewinn für die Klassenkassa abwarf. So verstand er sich von Beginn seiner Karriere an als Unternehmer im wahren Sinn des Wortes. Als solcher sorgt er heute mit 60 Mitarbeitern für einen Jahresumsatz von rund sechs Millionen Euro. »Wir sind noch immer ein Handwerksbetrieb, arbeiten aber zugleich mit Digitaltechnik«, umreißt Friedrich Obad sein vielseitiges Geschäft. Den höchsten Bekanntheitsgrad haben wohl die Arbeiten für die internationale Hotellerie, die Beschilderung für den Innen- wie auch den Außenbereich.

Internationale Hotellerie
Individuelle Beschriftungen und Leitsysteme aus hochwertigen Materialien wie Messing und Marmor, aber auch Glas und Holz bis hin zu vergoldeten, kiloschweren Zeichen. Auch hier wird reine Handarbeit mit computerunterstützten Präzisionstechniken verwoben, werden Ergebnisse erzielt, die es sowohl im Design wie auch vom Materialwert her mit so mancher Siegestrophäe aufnehmen können. Obads große Stärke liegt aber in der Komplexität der erbrachten Leistungen. Mit der Größe des Hotels wächst die Aufgabe: Ausgangspunkt ist eine genaue Planung, das Durchstylen von Stockwerken und Bereichen sowie die Verzahnung mit- und untereinander. Heraus kommt zunächst ein Papierkompendium von erschreckender Dicke. »Wichtig ist das Zusammenspiel mit Auftraggeber, Planern und Architekten«, erläutert Obad. Erst dann kann es an die Produktion gehen. Legendär ist die Lieferung von 80.000 vergoldeten Einzelteilen für das weltweit größte Hotel, das »Emirates Palace« in Abu Dhabi, das von Obad beschildert wurde. Wenn die Schriftzeichen auch noch auf arabisch sind, wird dem Laien schon bang ums Herz. Aber als Gesamtanbieter war die Mannschaft von Obad, wie auch sonst immer, natürlich vor Ort und hat den wohl größten Auftrag in der Firmengeschichte so gut über die Bühne gebracht, dass er in der Branche einen hervorragenden Ruf genießt. Da geht es nicht mehr um so Profanes wie Werbung, da geht es um Mundpropagada, um den Austausch von Meinungen, Stimmungen und Wertungen, kurz um Netzwerke. Und das ist die Spielwiese vom Entrepreneur Friedrich Obad. Wie sonst ist es zu erklären, dass allein die Obad‘sche Referenzliste für die von ihm beschilderten Hotels vier DIN A4-Seiten umfasst? »Um hier nur einige der vielen … Kunden … anzuführen« (so lautet der letzte Satz auf Seite vier): Hotel Adlon/Berlin, Bristol/Genf, Sacher/Wien, ein Dutzend Falkensteiner-Hotels, noch mehr Kempinskis (von Abu Dhabi, über Moskau, Djibouti und Hamburg, bis München und St. Moritz), mehrere Marriotts und Ritz-Carltons, Moevenpick in Eurodisneyland Paris oder Weitzer und Wiesler in Graz. Die Zahl der angeführten Hotels ist übrigens dreistellig.

Unternehmen mit Tradition
Dabei hat alles klein angefangen, 1899. Der Graveur Karl Beikhard gründete in der Badgasse 1 den Ein-Mann-Betrieb, der zwei Weltkriege überstand und 1946 von Friedrich Obad-Zlamal  übernommen und zu einer Gravieranstalt ausgebaut wurde. Sohn Friedrich trat 1970 als 18-Jähriger ein und übernahm 1980 die Leitung. Er war einer der ersten in der Branche, die Computer zur Gestaltung und Produktion einsetzten. Schon damals wurden CAD und CNC zum Standard des Unternehmens. Heute widmet sich Obad intensiv der elektronischen Beschilderung und dem Einsatz von LED-Technologie und zählt in diesen Gebieten zu den Innovationsführern.

Der Erfolg von Obad lässt sich nicht nur durch Fortschritt und Innovation erklären. »Den Unterschied zu anderen macht unsere Liebe zum Detail«, erklärt Friedrich Obad. »Die Tradition als ehemaliges Handwerksunternehmen ist bei uns immer deutlich spürbar. Außerdem sage ich immer: Uns ist kein Auftrag zu klein. Darauf lege ich großen Wert. Wir wollen vor Ort einen guten Namen haben. Nur Großaufträge ist zuwenig.« Zur Zeit gibt es einen Großauftrag aus Costa Rica. Wegeleitsysteme und Beschilderungen für ein sich auf 21 Hektar erstreckendes 5-Sterne-All-inclusive-Luxus-Ressort. Da hat sicher die internationale Erfahrung mit Großprojekten und das Know-how im Bereich »Digital Signage« für Obad den Ausschlag gegeben. Aber – gerade bei so großen Projekten kann man nie wissen – ob sie wirklich zustande kommen.

Mehrere Standbeine und Vielseitigkeit
Obads Stärke liegt in der Vielseitigkeit und vor allem darin, dass er mehrere Standbeine hat. Denn neben der Hotel- und Gebäudebeschriftung gibt es nach wie vor das von seiner Frau Christine Tappauf geführte Stempelgeschäft, wo auch noch immer Pokale verkauft werden. Außerdem ist da noch die nicht zu unterschätzende Lichtwerbung, wie sie etwa Tankstellen oder Banken benötigen. Auch hier ist das Unternehmen dick im Geschäft. Und wer ist der Einzige in Österreich, der Werkzeuge für die Verpackungsindustrie herstellt? Obad sorgt mit seinen Werzeugen dafür, dass die Verpackungen etwa von Mirabell Mozartkugeln oder von Hofbauer oder Casali oder Lindt so hübsche goldene Reliefs aufweisen, sodass man sie regelrecht erfühlen kann. Genauso wie bei vielen Zigarettenpackungen. Da ändert sich sich übrigens einiges, aber das ist angeblich noch ein Geheimnis.

Friedrich Obad spricht lieber von Wertschätzung als von Wertschöpfung: »Es sind letztlich nicht die Schilder, die unsere Kunden kaufen. Sie kaufen bei uns einen Baustein, um die Beziehung mit ihre eigenen Kunden zu verbessern. Es geht immer um Menschen und Beziehungen.« Daher wird bei Obad in einem ständigen Entwickungsprozess erforscht, wie das Nutzungserlebnis noch weiter verbessert werden kann: »Es geht auch um Funktion und Einfachheit in der Benutzung. Gerade in unserer Branche ist das wichtig. Daher arbeiten wir seit vielen Jahren mit internationalen Designern zusammen und sind auch Mitglied der Österreichischen Designstiftung.« Die Wertschätzung den Menschen gegenüber wirkt aber auch nach innen und ist an der Personalpolitik gut erkennbar. Das Unternehmen bildet einen großen Teil seiner Mitarbeiter selbst aus. Mehr als 150 Lehrlinge haben im Lauf der zeit bei Obad ihre Lehre absolviert und neben Fach- und Sachkenntnissen auch eine ganz besondere Unternehmenskultur kennengelernt. »Viele unserer ehemaligen Lehrlinge sind auch später im Unternehmen geblieben. Das sagt viel über unser gutes Betriebsklima aus.«

Die enorme Fertigungstiefe – es wird kaum ausgelagert, möglichst viele Produktionsschritte werden im Haus gemacht – kommt auch den Mitarbeitern zugute. 15 verschiedene Berufe sind hier vertreten, in fünf davon werden Lehrlinge ausgebildet, wie Friedrich Obad betont. Schließlich ist der Kommerzialrat auch Berufsgruppenvorsteher von Metalldesign, Oberflächentechnik und Guss. So wird auch ständig in die Kompetenz der Mitarbeiter, aber auch in neue Maschinen investiert. »Wir könnten noch wesentlich mehr wachsen«, meint der Unternehmer Obad. »Wir agieren im DACH-Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) – da wären noch viele Möglichkeiten, vor allem in Frankreich und England. Und wir haben zehn Mitarbeiter im Haus, die sich als Projektbetreuer bewährt haben. Aber das wird etwas für die Kinder.« Tochter Christina studiert noch und Sohn Alexander hat bereits seinen Bachelor in »Entrepreneurship«, macht noch seinen Master fertig und sitzt schon längst im Büro nebenan.

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Obad Beschriftungen GmbH
8020 Graz, Karlauer Straße 57
Telefon: +43(0)316 7084 0
obad.at

Fazitportrait, Fazit 113 (Juni 2015) – Foto: Marija Kanizaj

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