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Bikinifische als Magazin

| 19. November 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 118, Kunst und Kultur

Faksimile: Kulturinstitut GrazChristian Polansek, in seiner eigenen Definition Christian »Motor« Polansek, für mich als der »Fischmaler« bekannt, ist eine umtriebige Gestalt. Seit Jahren begegne ich ihm in der Grazer Innenstadt und jedesmal kommt es zu einer kurzen wie launigen Unterhaltung. Der inhaltliche Bogen kann sich dabei von Freihandelsabkommen über nächtlichen Harndrang hin zur Qualität unlängst verzehrter Scheinsbraten spannen. Also themenmäßig schwer einzuordnen. Oft sind solche zufälligen Treffen auch Gelegenheit, eines seiner von ihm immer mitgeführten Kleinstkunstwerke zu erstehen, also etwa zehn mal zehn Zentimeter große Acryl auf Leinwand Malereien. Die »Bikinifischserie« dürfte es jetzt wohl schon einige Zeit geben, früher waren auch Segelschifflein oder gar Abstraktes dabei.

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Dieser Tage habe ich nun im Café Kaiserfeld (siehe Fazit 117) »Der Bikinifisch. Das Magazin« entdeckt. Und gleich eine Stunde meiner Zeit dafür hergeben müssen. Ohne auf so Kinkerlitzchen, wie Lesefreundlichkeit zu achten, »Der Bikinifisch« macht da etwas auf »Sterz«, zieht einen die auf den ersten Seiten dargebotene Novelle von Ruud van Weerdenburg »Eine Orange von Gewicht« in ihren Bann. Selten habe ich so wenig Sinnstiftendes mit so viel Unterhaltung und beinahe Freude gelesen. Und auch der Text »Von Fisch und kulinarischen Unterschichten« von André Hagel hat eine durchaus skurrile Anziehungskraft auf mich zu entwickeln gewusst.

Zahlreiche Aphorismen und Gedichte verdichten dann noch die Essenz dieses kontextlosen und wie eine Waise auf einen Kaffeehaustisch geworfenen Magazins. (Um es – natürlich nicht annähernd gelungen – versucht zu haben, in der Sprache unserer verbeamteten Kulturwissenschafterinnen zu beschreiben.) Besonders hinweisen darf ich noch auf Erwin Michenthalers kleine Posse »Meine Lieblingssendung: Kunst & Krempel«, nicht nur weil Kunst & Krempel auf Bayern Drei auch mir sehr gefällt, sondern vor allem, weil sie mir als wichtigerer literarischer Beitrag als vieles der letzten fünf, sieben Jahre erscheint. Polansek selbst versucht sich auch textuell in seinem Magazin und da darf ich uns »hauptsoch die hund geht’s guat«, ein natürlich nur lediglich ob seines großartigen Refrains beachtliches Gedicht, dringend ans Herz legen.

Christian »Motor« Polansek ist ein kleiner wahrer Künstler. Und ein Universaldilettant in einem so großartigen Wortsinne, dass ich nur jedem Steirer empfehlen kann, wenigstens ein Bild von ihm zuhause zu haben. Oder eben diese Ausgabe seines neuen Magazins. Das wird einmal was wert sein! Und wenn nicht, sind wir trotzdem tot.

Der Bikinifisch. Das Magazin
Herausgegeben von Christian »Motor« Polansek, Graz 2015, 5 Euro
kulturinstitut-graz.com

Alles Kultur, Fazit 118 (Dezember 2015) – Faksimile: Kulturinstitut Graz

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