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Wann hat das Parlament den Beschluss gefasst, die Grenzen abzuschaffen?

| 19. November 2015 | Keine Kommentare
Kategorie: Editorial, Fazit 118

Als kleiner Bub war ich oft auf unserem Wochenendhaus auf der Rannach. Es gehörte damals meinen Großeltern und es lag mitten im Wald. Als kleiner Bub habe ich wenig von der großen Welt mitbekommen. Eines war die »Tatsache«, dass »der Wald stirbt«.

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Und – so wenig ich mir das auch beim Spielen in den für einen kleinen Buben zumindest unheimlichen Tiefen des Waldes um Graz vorstellen konnte – dieses »Waldsterben« erfüllte mich mit einer kindlichen Angst, die mit der vor Gewittern oder gar Monstern nächtens unter dem Bett zu vergleichen ist. Die andere weltweite Sache, die sich mir als kleiner Bub ins Bewusstsein drängte, war das Leid der Menschen in anderen Teilen dieser Erde. Etwa das der Kinder in Afrika, die tagtäglich verhungerten.

Ich glaube mich zu erinnern, bei einem der regelmäßigen Einkäufe mit meiner Großmutter, wir waren gerade beim Bäcker, sie gefragt zu haben, warum wir nicht etwas Brot und Gebäck nach Afrika schicken könnten. Meine Oma hat das sehr ernst genommen, es war wahrscheinlich das erste »Gespräch« mit ihr, und hat mir sinngemäß geantwortet, dass das leider nicht funktionieren würde. Und dass wir den Menschen nur so helfen könnten, indem wir sie darin unterstützen, ihr Brot selbst zu backen. Ihr Essen also selbst herzustellen.

Eine beinahe triefende Geschichte, ja, das ist sie. Aber sie ist wichtig. Und im Grunde begleitet sie mich bis heute. Der Wald ist im übrigen nicht gestorben, ganz und gar nicht. Es geht ihm in Europa so gut, wie wohl selten zuvor. Die Kinder in Afrika und anderen armen Teilen dieser Welt sterben noch immer. An Hunger, an Krieg, an medizinischer Unterversorgung oder an anderen verheerenden Ursachen.

Aber es sind weniger. Deutlich weniger. Seit Jahren verbessern sich alle Parameter menschlichen Daseins Tag für Tag. Beispielsweise hat sich die Müttersterblichkeitsrate in den letzten 25 Jahren etwa halbiert (WHO, November 2015). Der Analphabetismus hat sich konstant verringert und auch der Welthunger ist – bei größerer Weltbevölkerung – zurückgegangen! Wesentliche Faktoren dafür sind Demokratie, Rechsstaatlichkeit und Freiheit. In Verbindung mit einem kapitalistischem Wirtschaftssystem. Menschen verhungern in Nordkorea und in despotischen bzw. von korrupten Machthabern beherrschten Ländern. Menschen sterben in den Bürgerkriegen der demokratisch steinzeitlichen Strukturen des Nahen Ostens. Und viele, immer mehr von ihnen wollen jetzt nach Europa, genauer nach Schweden, nach Deutschland und Österreich. Niemand kann ihnen das verdenken, sie sind auf der Suche nach einem besseren Leben.

Die aktuelle Zahl der heuer nach Österreich einwandernden Menschen wird zur Stunde mit 95.000 angegeben. Für Deutschland gibt es keine offiziellen Zahlen mehr, es ist die Rede von 1,25 bis 1,5 Millionen. Nun gibt es zahlreiche Studien (aktuell WIFO), die darlegen, dass diese Zuwanderer nach nur wenigen Jahren zur positiven Entwicklung unserer Gesellschaft beitragen. (Gerne wird in diesen Studien von »Humankapital« gesprochen, was nach meinem Dafürhalten fragwürdig erscheint.) Genauso gibt es auch gegenteilige Studien und etwa die Betrachtung Schwedens, das 1980 einen Migrantenanteil von rund einem Prozent hatte, der bis 2014 auf rund 15 Prozent anstieg, zeigt, dass – zumindest bis jetzt – keine der positiven Prognosen Bestand hatte.

Die bundesdeutsche Staatsspitze hat das Land in Helldeutschland und Dunkeldeutschland geteilt. Sigmar Gabriel spricht vom »Pack« und dynamisiert damit weiter die Zerissenheit der Bevölkerung. Gabriel hat übrigens auch bei der Bambiverleihung in Berlin davon gesprochen, dass »alle hier eine neue Heimat bekommen werden«. Wann wurde im deutschen Bundestag jemals darüber diskutiert? Wann haben die Vertreter des Volkes einen Beschluss gefasst, so weitreichende Veränderungen unserer Gesellschaft zuzulassen? Ich habe hier schon im Oktober darüber geschrieben, dass Grenzen nicht das Ende sondern der Anfang eines Rechtsstaates sind. (Und bin dafür von einem anonymen Briefsender in »Mauthausennähe« gerückt worden.)

Es geht selbstverständlich nicht um Xenophobie. Es geht nicht einmal um sicher auch zu erlebende kulturelle Verwerfungen (*), es geht einzig um die große Zahl. Es geht um meine Überzeugung, dass ein Sozialstaat ohne Grenzen nicht aufrecht zu erhalten ist. Wir müssen den Menschen vor Ort helfen! Und natürlich kann und darf man das auch anders sehen. Jedenfalls aber müssen wir vorurteilsfrei und sachlich darüber diskutieren. Ansonsten …

(*) Vorliegender Text wurde am Freitag, dem 13. November 2015, am frühen Nachmittag verfasst.

 

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Informationen im Internet unter helfenwiewir.at

Editorial, Fazit 118 (Dezember 2015)

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