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Eine kleine Geschichte des Geldes

| 19. August 2019 | Keine Kommentare
Kategorie: Essay, Fazit 155

Foto: Julius HirtzbergerEin Essay von Muamer Becirovic. Geld ist auf der Welt allgegenwärtig. Unternehmen, sogar Staaten, stehen, wachsen und fallen mit ihrer Finanzsituation. Doch wie sieht die Reise des Geldes durch die Menschheitsgeschichte aus und wie gelang es zu solcher Relevanz? Ein Ausflug durch die Geschichte des Finanzwesens.

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Muamer Becirovic, geboren 1996 in München, studiert Politikwissenschaften in Wien. Er ist freier Redakteur und Herausgeber des Onlinemagazins Kopfumkrone. kopfumkrone.at

Die Geschichte erklärt durch die Vergangenheit die Gegenwart und schärft den Blick für die Zukunft. Das trifft auf Staaten, wie auch Unternehmen und die Volkswirtschaft selbst zu. Seit Anbeginn der Menschheit tauschte man Steine, Muscheln oder andere Dinge gegen Waren ein. Das Tauschmittel musste widerstandsfähig, transportierbar und von der Gemeinschaft als anerkanntes Tauschmittel akzeptiert sein. Der Besitzer kann dabei ein Medium gegen eine Ware eintauschen, insofern der Wert der Ware den Tausch in seinen Augen rechtfertigt. Das Problem, das bei Muscheln oder anderen Tauschmitteln auftrat, ist ihre individuelle Ausprägung, die die Bemessung des Tauschwertes erschwert. Das Geld hingegen gehört wohl zu den präzisesten, simpelsten und quantifizierbarsten Tauschmedien, die man sich vorstellen kann. Auf dem Geldpapier steht die Zahl eines Wertes, dass sich vom anderen Geldpapier nur in der abgedruckten Zahl unterscheidet, die sich ab einer bestimmten Anzahl gegen eine Ware austauschen lässt. Geld machte buchstäblich jeden Gegenstand quantifizierbar.

600 vor Christus – Die ersten Münzen
Im antiken Griechenland, dem Reich der Lydia, prägte man die ersten Münzen und unterwarf die Bevölkerung der Währung. Denn im Vergleich zu Muscheln und Steinen war die Herstellung von Münzen wesentlich komplizierter und die Produktion einigen Wenigen vorbehalten.

10–11. Jahrhundert – Das erste Papiergeld
500 Jahre bevor die Europäer mit Papiergeld handelten, haben die Chinesen das bereits getan. Erst im 19. Jahrhundert sollte sich das Papiergeld global durchsetzen. Den ersten Schritt zur ersten globalen Währung überhaupt sollte ein Spanier machen.

16. Jahrhundert – Erste globale Währung
1502 hat sich ein spanischer Oberst Namens Francisco Pizzaro in die weiten Ozeane gemacht, um sein Vermögen zu vergrößern. Als er in das Reich der Inkas ankam, traute er seinen Augen nicht, wie viel Gold und Silber, nach dem Europa dürstete, zu finden war. Als daraufhin der Inder Diego Gualpa 1524 in das spanisch kolonialisierte Peru einen Berg voller Silber entdeckte, veränderte das gemäß dem Historiker Niall Ferguson den Verlauf der Wirtschaftswelt. Wieso? In Europa war der Bedarf nach Silber groß – Immerhin galt bis ins 19. Jahrhundert der Silberstandard. Diese Nachfrage konnten die Spanier mit ihrer Kolonie bedienen. 170 Tonnen Silber transportierte Spanien jedes Jahr nach Europa, machte die dortige Krone reich und stimulierte zukunftsweisend den Geldmarkt Europas. Die Spanier setzten damit wohl unbeabsichtigt die erste globale Währung durch. Doch wie das mit Angebot und Nachfrage so ist, je mehr es von dem Silber gab, desto weniger wurden es im Laufe der Zeit wert. Nachdem Spanien seine Eroberungsfeldzüge mit großen Mengen von Silber finanzierte, sank der Wert von Jahr zu Jahr. Und so schwand auch der spanische Einfluss. Die Weiterentwicklung des Geldes wurde damit nicht gestoppt. In Italien hob man man sie auf eine neue Stufe.

Renaissance in Italien – Aufstieg der Banken
In der italienischen Republik Florenz machte sich die Bankiersfamilie Medici im 15. und 16. Jahrhundert auf den Weg, eines der einflussreichsten Bankhäuser Europas zu werden. Sie besetzten höchste Ämter, wurden Päpste und einflussreiche Staatsmänner. Wie sie das schafften? Sie handelten mit Fremdwährungen, der Skalierung und Streuung von wechselnden Verbindlichkeiten und Risiken. Die Geldwelt bis ins 17. Jahrhundert bestand allein in einem Land aus hundert einzelnen Währungen, die aus Silber, Gold und anderen Edelmetallen zusammengemischt waren. Die Medicis nutzten die Wertentwicklung der einzelnen Währungen und tauschten diese je nach Profit aus. Mit einem Kapital von 20.000 Florentinen im Jahr 1402 und einer Payroll von rund 17 Menschen, generierten sie von 1397 bis 1420 jedes Jahr 6.326 Florentinen – insgesamt 151.820 Florentinen, was einem Return von über 30 Prozent entsprach. Durch die Dezentralisierung ihrer Standorte und die Diversifizierung der Risiken wurden sie in der Geschichte zum ersten Geldadel, der staatliche Macht besaß. Die Medicis zogen ein Fazit: Skalieren, skalieren, skalieren. Zu dieser Zeit konnte immerhin ein einziger Schuldner eine Bank in die Pleite führen. Wie das zirkulierende Kapital realwirtschaftlich aushelfen kann, haben die niederländischen seetüchtigen Gewürzhändler herausgefunden.

17. Jahrhundert – Geburt der modernen Aktie
1602 wurde in Amsterdam die erste Girobank ins Leben gerufen. Kunden konnten von nun an ihr Geld aufbewahren, auf andere Personen transferieren und Geld abheben. Aber die wohl größte Innovation, die die Niederländer vollbrachten, war der Aktienmarkt. Von den 22 Schiffen der niederländischen Gewürzhändler, die 1598 über 14 Monate durch die Weltmeere segelten, kehrten lediglich ein Dutzend zurück. Angesichts dieses Risikos vereinigten das Parlament und die Kaufleute ihre sechs Firmen zu einer Beteiligungsgesellschaft: Der Niederländischen Ostindienkompanie. Nicht nur um profitabel zu sein, sondern auch die Spanier und Portugiesen aus ihren Häfen zu vertreiben. Als Investor kam jeder in Frage: Privatleute, Institutionen, Händler und andere. Diese Öffnung für Fremdkapital machte das Unternehmen mit 6,45 Millionen Gulden Beteiligungskapital zum größten seiner Zeit. Die große Ostindienkompanie der Briten war vergleichsweise mit 820.000 Gulden weit schlechter aufgestellt. Die Vorgehensweise machte sich auch bezahlt. Von 1602 bis 1733 stieg ihre Aktie von 100 auf 786 – trotz britischer Konkurrenz. Es ist sicherlich auch kein Zufall, dass 1609 die Amsterdam Exchange Bank gegründet worden war, zumal ein Aktienmarkt ohne solidem Währungssystem nicht funktionieren kann. Nachdem niederländische Banker begonnen haben, VOC-Aktien, eben Aktion der Vereinigten Ostindienkompanie, als Kreditsicherheit zu akzeptieren, hat die Verlinkung von Aktienmarkt und Krediten begonnen. Die Liquidität war gesichert und die moderne Aktiengesellschaft war geboren. So erfolgreich diese Innovation war, so war sie nicht von Rückschlägen verschont.

18. Jahrhundert – Die erste europäische Geldblase
Deren Geschichte beginnt bei einem der ersten Geldtheoretiker und zugleich hoffnungslosen Spielernatur: John Laws. Da Frankreich im 18. Jahrhundert am Boden lag, bekam Law die Erlaubnis, Unternehmen zu gründen, aber auch neues Geld zu drucken – gedeckt sollte dieses durch Grund und Boden sein. Nach anfänglichen Erfolgen seines Unternehmens wurde er etwas später sogar Generalkontrolleur der französischen Finanzen. Die Aktien seiner Mississipi-Firma, die auf den Hoffnungen auf Überseeschätzen beruhte, schossen schnell von 500 auf 10.000 Livre. Trotzdem verlor er im Laufe der Zeit durch die verlockenden Investments und der Versuchung, frisches Geld dafür zu drucken, den Überblick. Nachdem die ersten Siedler zurückkehrten, berichteten sie von mörderischen Indianern, aber von keinem Gold oder Edelsteinen. Daraufhin wollten die Anleger ihr Geld zurück. Um einen Zusammenbruch seiner Unternehmen zu verhindern, druckte Law Geld ohne Ende, was die Geldmenge und Inflation in die Höhe trieb. 2,6 Milliarden Livres wurden letzten Endes in die Umlaufbahn gebracht. Laws Kartenhaus begann in sich zusammenzubrechen, er wurde vertrieben und die Franzosen kehrten zu Silber- und Goldmünzen zurück. Moderne Notenbanken haben aus diesem historischen Beispiel des unkontrollierten Geldruckens ihre Lehren gezogen. Doch wie kam der Staat selbst an Geld?

19. Jahrhundert – Der Anleihemarkt und sein Finanznapoleon Rothschild
Wenn das Kredit- und Schuldensystem die Väter unseres erfolgreichen Wirtschaftssystems sind, dann sind die Kriege die Väter des Anleihmarktes. Vom 15. bis ins 20. Jahrhundert loderte in ganz Europa fast durchgehend das Kriegsfeuer. Da staatliche Konflikte nicht kostenlos geführt wurden, erfanden Staaten den Anleihemarkt zur Finanzierung ihrer Kriegsgelüste, die in Italien mit dem Verkauf von Darlehen ihren Ursprung fanden.

Eine Wiener Familie stach in ihrer Exzellenz im Finanzwissen besonders hervor. Nathan Rothschild, als der begabteste Finanzkopf der Rothschilds, entdeckte für sich den Anleihemarkt. Ihm gelang einer der größten Finanzcoups der Geschichte.Trotz des überbordenden Antisemitismus zu dieser Zeit, stieg er zum Napoleon der Finanzbranche auf, der selbst Kaisern, Prinzen und Staaten Geld lieh. Wie gelang ein solch genialer Kopf zu solch einem beeindruckenden Reichtum? Zum einen hatte die Bankiersfamilie Niederlassungen quer durch Europa wie in Wien, Paris, Frankfurt und London, die von den einzelnen Familienmitgliedern geführt wurden. Zum anderen versorgte der geschickte Nathan die Briten während ihrer Konflikte mit Napoleon mit Gold und sicherte ihnen somit Liquidität, um ihre Kriege zu finanzieren. Als Napoleon 1814 besiegt war, was für Nathans Geschäft zu früh passierte, sanken die Ausgaben fürs Heer und andere Verpflichtungen. Die Briten brauchten sein Gold nicht mehr. Was wiederum bedeutete, dass die Nachfrage nach Gold sank und somit sein Preis. Nathan fand einen Ausweg, um daraus doch noch ein erfolgreiches Unterfangen zu machen. Er nahm sein Gold und kaufte in großem Maße billige, britische Staatsanleihen. Er spekulierte darauf, dass der Sieg die Schuldenaufnahme der Briten reduzieren würde, womit der Kurs der Staatsanleihen steigen würde. Nathan setzte einen Großteil seines Vermögens auf eine Karte: Er erwarb mit Hunderttausenden von Pfund britische Staatsanleihen beim Kurs von 55-57. Geduldig und mit eisernen Nerven saß er ein Jahr lang auf dieser Spekulation, bei der einiges hätte schiefgehen können. Doch sie ging auf. Die Erholung Großbritanniens trat ein und Nathan verkaufte bei 85. Die Höhe des Profits aus diesem Geschäft wäre heute umgerechnet 600 Millionen Pfund. »Geld ist der Gott unserer Zeit und Rothschild ist ihr Prophet«, befand der deutsche Poet Heinrich Heine im Anblick dieses Geniestreichs.

Innovation und Computerisierung des Geldes

Muscheln, Steine, Münzen, Scheine, Papiere, Karten und Zahlen im Computer veranschaulichen in greifbarer Weise, wie sich die Form des Geldes entwickelt hat. Wie ist man eigentlich den bis zu tausenden Währungen in einem einzigen Land Herr geworden? Woher kommt die Kreditkarte? Und wie kam das Geld in den Computer und das elektronische Geld zum Verbraucher?

16. Jahrhundert – Die ersten Schritte einer Zentralbank
Heute sind Zentralbanken bekannt dafür, die Geldausgabe von Staaten und die Währungs- und Geldpolitik zu regeln. Außerdem regulieren sie die im Umlauf zirkulierende Geldmenge, versorgen die Wirtschaft mit Liquidität und erleichtern die Abwicklungen im Zahlungsverkehr. Zusätzlich sorgen sie für die innere und äußere Stabilität von Währungen und verwalten ihre Währungsreserven. Zu all diesen Aufgaben kam die Zentralbank nicht über Nacht. Begonnen hat diese Entwicklung mit Privatbankhäusern, die unter anderem Privatnotenbanken waren, die mit staatlicher Erlaubnis Münzen prägten. Daraufhin kamen Zettelanweisungen und etwas später die Ausgabe von Geldnoten.

Den Anfang machte die Wisselbank von Amsterdam im 16. Jahrhundert. Über 800 Währungen und Münzen – oft in mangelnder Qualität – kursierten in den schiffstüchtigen Niederlanden, die die riesige Menge, den Handel seinerzeit erschwerten. Für die Lösung dieses Problems war die Wisselbank wie geschaffen. Sie erfüllte dabei zwei Funktionen: 1. Wer Geld auf sein Konto einzahlen wollte, konnte das nur mit Münzen in guter Qualität tun und Wechselgeschäfte, die bei dieser hohen Anzahl an Währung von enormer Bedeutung waren, mussten ab 600 Gulden von Kaufleuten über die Wisselbank abgewickelt werden. 2. Die Kaufleute mussten ein Konto bei der Wisselbank haben. Damit vereinfachte man den baren und nichtbaren Zahlungsverkehr. Bis heute gehört das zu den Haupttätigkeiten einer Zentralbank. Warum und wie der Staat das Währungsmonopol an sich riss, hat mehr mit Pragmatismus, als mit Weltanschauung zu tun gehabt. Die ersten dahingehenden Schritte wurden immerhin im Geburtsort des Kapitalismus gemacht: Großbritannien.

Das staatliche Währungsmonopol
Bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren Privat- und Notenbanken miteinander verkoppelt und waren in der Regel nicht in staatlichem, sondern im privaten Besitz. Im 19. Jahrhundert galt das private Gelddrucken als eines der Faktoren, wieso viele Banken in die Pleite gingen. Die Banken brauchten für Investitionen Geld und druckten es privat. Aufgrund der immer höheren Geldmenge, schoss die Inflation in die Höhe bis das Geld durch das viele Drucken kaum etwas wert war. Das wertlos gewordene Geld behinderte den Zahlungsverkehr und legte die Wirtschaft damit lahm.
Um mit diesem Treiben, das in England zu Rezessionen führte, fertig zu werden, verabschiedete das Parlament in England mehrere Gesetze regulatorischer Natur. Die Bankenaufsicht wurde gestärkt. Das gedruckte Geld musste nach dem Bank Charter Act 1844 durch Gold gedeckt sein. Das Benutzen der privaten Notenbankpresse wurde eingeschränkt und außerdem mussten alle zwei Wochen Berichte über das Geldangebot veröffentlicht werden. Im Laufe der Krisen wuchs die Rolle des Staates in Währungs- und Wirtschaftsfragen immer weiter an. Im Jahre 1921 bekam die Bank of England dann die völlige Kontrolle über das Geldangebot in England. Das damit faktisch erreichte staatliche Währungsmonopol führte zu einer Zentralisierung wie auch Standardisierung im Zahlungsverkehr. Einen zusätzlichen Nebeneffekt hatte die immer stärkere Rolle des Staates allerdings noch: Die Durchsetzung der Geldnoten.

Im 19. Jahrhundert begannen Geschäftsbanken durch die Zentralisierung Münzreserven durch Geldnoten zu ersetzen. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Notenbank ein essentieller Bestandteil des Geld- und Währungssystems. Schließlich förderte die staatliche Garantie massiv das Vertrauen in die Notenbank, zumal man damit rechnen konnte, dass die hinterlegte Summe in Gold oder Silber im Zweifelsfall ausbezahlt wird. Da sich die Geldnote nun durchgesetzt hat, bleibt die Frage übrig, wie sich das Geld vom greifbaren Papier erstmals immateriell elektronisch transferiert wurde. Wer, wenn nicht die für Innovation bekannten Amerikaner, hatten eine kreative Idee dafür.

19. Jahrhundert – Die Elektrifizierung des Geldes
Unseren täglichen Geldtransfer erledigen wir heute mit solch einer Selbstverständlichkeit, als hätte es vorher nichts anderes gegeben. Sei es beim Zahlen mit der Bankomat-Karte oder wenn man zum Geburtstag seinen Liebsten Geld überweist. Wir drücken auf einen Button – und zack – das Geld ist transferiert. Der Weg zu dem, wie wir es heute haben, war allerdings von einer etwas längeren Reise geprägt, als dem unmittelbaren Drücken auf einen Knop. 1871 hat das amerikanische Unternehmen Western Union, das es heute noch gibt, als eines der ersten Firmen Geld mit einem großen Telegrafennetz elektronisch transferiert. Sie waren es, die den Startschuss für das elektronische Geld gaben. Wie vom telegrafischen Geldtransfer das Geld in Kartenform zum täglichen Begleiter wurde, fand ein Bankier heraus.

20. Jahrhundert – Die erste (Kredit-)Bankkarte
1946 hat ein amerikanischer Banker John Biggins die erste Bankkarte eingeführt. Der Kunde verwendete die Karte und die Rechnung wurde an seine Bank weitergeleitet. Die Bank bezahlte den Händler und bekam die Zahlung vom Kunden. Allerdings konnten Transaktionen in dieser Form nur vor Ort getätigt werden und die Charge-it Karteninhaber mussten bei Biggins ein Konto besitzen.

Wie das bei Erfindungen oft so ist, entstehen die Weiterentwicklungen eines bestehenden Produkts bei der Lösung eines Problems. Frank McNamara hatte ein Geschäftsessen in New York. Leider vergaß er dabei seine Brieftasche. Er konnte somit seine Rechnung nicht begleichen. Im selben Moment kam ihm die Idee, eine Alternative für das Bargeld zu finden und erfand die »Diners Club Card«, die die erste weit verbreitete Kreditkarte wurde. Die Pappkarte ersetzte man später durch Plastik, aber sie war eine Kreditkarte, dessen Rechnung man am Ende des Monats zu begleichen hatte und seine Benutzung nicht nur auf einen bestimmten Ort beschränkt war. Die Kreditkarte war allerdings nicht der Gipfel der Entwicklung. Das Computerzeitalter sollte das ändern.

20. Jahrhundert – Die Computerisierung des Geldes
Das »E-Money« fand seine erste Anwendung im Flugsektor. IBM und die American Airlines kreierten ein System Namens »Sabre«, das die Büros der Airlines in die Terminals eingepflegt und telefonisch miteinander verband. Die Agenturen konnten damit direkt die Flugzeiten, Sitzverfügbarkeit und Reservierungen checken und mit einer Art von Kreditsystem bezahlen. Die ersten Anwender von Großcomputern, diese riesigen Kästen, die man heute in Museen sieht, waren Banken. In den USA und Europa in den Neunzehnsiebzigerjahren verfolgten sie Transaktionen zwischen Filialen und anderen Banken. Der Computer erleichterte den Geldwechsel international erheblich. Als sich Computer in Unternehmen verbreiteten, wurde die Verfolgung von elektronischem Geld und ihren Transaktionen zu einer immer wichtigeren finanziellen Leistung. Bei Unternehmen kam das E-Money bereits an. Für die Anwendung beim Konsumenten sollte das nicht mehr lange dauern. Im Jahre 1994 hat Pizza Hut in der Hoffnung, dass das Internet ihrem Geschäft helfen würde, als eines der ersten Unternehmen eine Online-Bezahlung mit mehreren Bezahlmöglichkeiten eingeführt. Die Durchsetzung des elektronischen Geldes markierte allerdings ein anderes Unternehmen: Paypal.

Peter Thiel, einer der der heute bekanntesten Sillicon-Valley-Investoren, gründete in Kalifornien mit zwei weiteren Kollegen im Jahre 1998 Paypal. Mit dieser Dienstleistung konnte man nun fast schon risikolos Geld ausgeben, ohne befürchten zu müssen, dass die Kreditkartendaten gestohlen werden. Paypals größte Innovation bestand allerdings darin, jedem Verbraucher ein digitales Konto, das per Überweisung oder Kreditkarte aufgeladen werden konnte, zur Verfügung zu stellen. Mit nur einer Emailadresse lies sich Geld versenden und empfangen. Bis zur Gründung von Paypal verarbeitete man die Geldtransfers telefonisch oder einer Onlinekreditkartenverarbeitung. Paypals Gründung stellte die alten Bezahlmethoden völlig auf den Kopf und markierte den wahren Beginn des elektronischen Geldes, das nicht nur Unternehmen, sondern nun auch Verbrauchern zugänglich gemacht wurde.

Essay, Fazit 155 (August 2019), Foto: Julius Hirtzberger

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