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Festival Reloaded

| 6. Juli 2020 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 164, Kunst und Kultur

Foto: Wolfgang Rappel

Absagen auf Absagen hat es in der letzten Zeit gegeben. Auch das internationale »Dramatiker*innenfestival Graz« musste abgesagt werden. Nun kehrt es wieder, es hat sich verwandelt und vervielfacht.

::: Text von Andreas Pankarter
::: Hier im Printlayout lesen.

Festival Reloaded also. Zudem bleibt es diesmal nicht auf Graz beschränkt, sondern ist auch in Radkersburg, Deutschlandsberg und Murau zu finden. Partner Theaterland Steiermark unterstützt diese zweitägigen, regionalen Festivals. In Szene gesetzt werden Monologe und Kurzstücke, alles Texte jüngerer und dennoch schon arrivierter Autoren. Was gibt es zu sehen: Man begegnet einem Kind, das schon vor Corona nicht seine Großmutter besuchen konnte. Die lebt zu weit weg, in einem anderen Land und das Geld reicht nicht, sie zu sehen und dennoch, auf einmal findet sich das Kind am Flughafen, lernt einen Vogel kennen, mit dem es über Grenzen und Ausweise philosophiert. Ein wunderbarer Text von Anah Filou, nicht umsonst ausgezeichnet von den Mülheimer Theatertagen. Ferdinand Schmalz und Nava Ebrahimi, Autoren, die man in der Steiermark nicht vorzustellen braucht, entführen das Publikum in ein Museum, da passieren skurrile Dinge.

Miroslava Svolikova, vielfache Preisträgerin – ausgezeichnet auch von der Stadt Graz und mit dem Rotahorn Preis – lässt einen Stern über Europa nachdenken. Er hat sich aus dem Kreis der Sterne in der Europafahne verabschiedet und taumelt nun einsam durch die Welt. Der Text von Max Smirzitz wird immer wieder neu von den Performern geordnet, ein Vorgang, der sehr lustvoll zu beobachten ist, der einen immer wieder zum Schmunzeln bringt. Das Stück »Schnee« von Claudia Tondl erzählt von Menschen, die miteinander verbunden erscheinen. Der Schein trügt, sie merken nicht, wenn einer von ihnen nach und nach verschwindet. Und dann gibt es noch ein Livehörspiel von Natascha Gangl, Maja Osijnik und Matthias Schellander zu hören, ein Konzert, das dem gesprochenen Wort einen zentralen Platz einräumt und an die zu Unrecht vergessene Dichterin Unica Zürn erinnert. Christian Winkler nimmt die Besucher in seinem Stück »Die Unscheinbaren« mit zu einem Ganoventreff.

Spannende Theatererlebnisse, die zeigen, was Menschen im Moment umtreibt, welches Morgen uns droht, aber auch, dass es Spielräume gibt, die man nur nutzen muss.

Termine
Radkersburg/Sicheldorf: 23./24.7.
Stadl an der Mur: 21./22.8.
Deutschlandsberg: 28./29.8.
Graz: 10./11./12.9. und 3./4.10.
dramaforum.at

Alles Kultur, Fazit 164 (Juni 2020), Foto: Wolfgang Rappel

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