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Neue Parteien gesucht

| 11. Mai 2021 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 172, Kunst und Kultur

Faksimile: QuadrigaEnde März – sechs Monate vor der deutschen Bundestagswahl – erschien die »Liebeserklärung an eine Partei, die es nicht gibt«. Das Buch kommt damit wohl einerseits zu früh, andererseits zu spät.

::: Text von Thomas Goiser
::: Hier im Printlayout lesen.

Die beiden Autoren, Hanno Burmester und Clemens Holtmann, arbeiten sich darin zu Beginn intensiv am bestehenden Parteienspektrum ab. Burmester ist Organisationsentwickler und Fellow des Think-Tanks »Das Progressive Zentrum« mit bundespolitischer und journalistischer Erfahrung. Holtmann hat die Partei »Demokraten in Bewegung« mitgegründet und hat sich in der der europäischen Bewegung »Demokratie in Europa« engagiert. Ihr gemeinsamer Befund: Es fehlt insbesondere an »transformativen« Parteien, die einen klaren Zweck verfolgen und die Gesellschaft grundlegend verändern wollen. Denn derzeit wird meist politisch nur »inkrementell« gearbeitet, während rundherum Disruption passiert.

Als fünf fundamentale transformative Herausforderungen nennen sie Klimawandel, globale Ungerechtigkeit und Migration, »Wohlstand und Sicherheit als Grundrecht oder Privileg«, die Systemkonkurrenz in Bezug auf Demokratie, Freiheit und Autonomie sowie schließlich die Zukunft Europas. Diese Herausforderungen sehen die Autoren im aktuellen politischen Spektrum nicht ausreichend adressiert.

Um hier noch grundlegende Veränderungen mitgestalten zu können, skizzieren sie Schritt für Schritt den Weg zur Gründung einer neuen Partei, ihrer inneren Organisation sowie die wichtigen inhaltlichen Entscheidungen im Prozess. Wer jetzt noch mitmachen will, für den ist die Anleitung eine Grundlage: Ausgehend vom Fundament (Ideologie) über das Betriebssystem (Organisation, Führung, innere Demokratie etc.) hin zum erfolgreichen Start führen. Moderne Organisations- und Managementmethoden treffen hier auf ein zeitgemäßes Verständnis von Medien und einen realistischen Blick auf engagierte Menschen (mit allen verbundenen Schwierigkeiten), dargeboten in einem verständlichen und manchmal auch humorvollen Stil. So schafft man sich eine (liebenswerte) Partei und vielleicht einen Wahlerfolg – jedenfalls aber durch Verfolgen eines »Purpose«. Folgerichtig ist zum Abschluss eine mehrseitige Liebeserklärung abgedruckt, nun braucht es nur noch solche Parteien als Empfängerinnen.

Liebeserklärung an eine Partei, die es nicht gibt
Warum wir Politik radikal neu denken müssen
Von Hanno Burmester und Clemens Holtmann
Quadriga Verlag, 2021
luebbe.de/quadriga

Alles Kultur, Fazit 172 (Mai 2021), Faksimile: Quadriga

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