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Remigrationshintergrund

| 20. Januar 2020 | Keine Kommentare
Kategorie: Fazit 159, Kunst und Kultur

Foto: Lex Karelly

Der Grazer Puppenspieler Nikolas Habjan ist am Grazer Schauspielhaus erstmals gemeinsam mit seinem australischen Lehrmeister zu sehen.

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David Hasselhoff ist den Amerikanern unter vielen anderen möglichen Beispielen das, was dem Österreicher »The Sound of Music« ist. Kein Österreicher, der etwas auf sich hält, hat das Musical und die gleichnamige Verfilmung – im deutschsprachigen Raum unter dem Titel »Meine Lieder – meine Träume« unbekannt – jemals gesehen. Insofern erfüllt der gebürtige Grazer Nikolaus Habjan mit seinem Stück »The Hills are Alive« eigentlich einen »innernationalen« Bildungsauftrag. Zusammen mit selbstgestalteten Puppen und seinem australischen Lehrmeister Neville Tranter bringt er die Familie von Trübs auf die Bühne, deren Lebensgeschichte eben jener der »Sound of Music«-Trapps ähnelt.

Von Grundlage bis Inhalt parodieren die beiden Meister ihres Faches die österreichische türkisblaue Politlandschaft und ihre Überzeugungen der Grenzen. Dabei haben es Habjan und Tranter besonders auf einen  kleinwüchsigen ehemaligen Innenminister abgesehen, dessen Ähnlichkeit mit dem Protagonisten des dunkelsten Kapitels der jüngeren österreichischen Geschichte nicht nur an Scheitel und Bart zu erkennen ist. Die überraschend kurzweilige Geschichte, die im Kern von einem alternden Exilösterreicherpärchen erzählt, das an der Rückkehr in die ursprüngliche Heimat zu verzweifeln droht, vergisst nicht auf »zackige« Ibizavideohinweise und einen Gastauftritt des Paradeauswanderers in Rot-Weiß-Rot, der nicht viel mehr sagen darf als das, was ihn stets am schnellsten identifiziert: »I’ll be back«.

Überhaupt ist das Stück nahezu ausschließlich in englischer Sprache gehalten, was Internationalisierungsgelüsten helfen wird und durchaus zusätzlich Charme ausstrahlt. »The Hills are Alive« ist zwar flacher als es die Gebirgszüge Österreichs vermuten lassen würden, aber, um auch die Sprachwitze flach zu halten: Dass auch hügelige Landschaften erfolgreich und unterhaltsam sein können, wissen wir nicht erst seit David Hasselhoff und »Baywatch«. Und im Vergleich zu TV-Serien dieses Formats liefern Habjan und Tranter mit »The Hills are Alive« fraglos potentielles neues Export(kultur)gut der Kategorie Mozart oder Klimt.

Alles Kultur, Fazit 159 (Jänner 2020), Foto: Lex Karelly

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